Ajanis Rache
Ajani Goldmähne gehört der katzenartigen Rasse der Leoniden an und ist ein weiserer Planeswalker, als sein Alter vermuten lässt. Ihr könnt mehr über seine Geschichte hier erfahren.
Ajani reiste kürzlich in die Welt von Theros, um nach seiner Freundin Elspeth Tirel zu suchen. Gemeinsam machten sie sich in das Götterreich Nyx auf, um eine Aufgabe zu erfüllen: den erst unlängst zum Gott aufgestiegenen Satyr Xenagos zu töten. Sie waren erfolgreich–doch sie zahlten einen Preis. Der Sonnengott Heliod erschlug Elspeth mit ihrer eigenen Waffe, da er keine Verwendung mehr für eine sterbliche Gottestöterin hatte. Ihr könnt Elspeths Geschichte hier nachlesen.
Ajani sah, wie Heliod Elspeth tötete. Er trug den Leichnam seiner Freundin zurück in die Welt der Sterblichen, damit ihre Seele in die Unterwelt eingehen konnte.
Sie ist fort. Er bleibt zurück. Erneut steht er vor jener schwierigen Frage, die sich ein jeder stellt, der einen seiner Lieben verloren hat:
Was nun?
Ajani erwachte. Sein gesamter Körper war ein einziger dumpfer Schmerz. Seine verschwommene Sicht wurde klarer und er sah von flackerndem Laternenlicht geworfene Schatten über eine schräge, weiße Decke tanzen. Er befand sich in einem Zelt. Es war Nacht. Die Zeltplane knatterte leicht im Wind.
Er kniff die Augen zusammen und schnupperte. Ihm hing der Duft eines Gebräus aus Kräutern im Fell. Dies verdankte er zweifellos einem Heiler, in dessen Obhut er geraten war, während er geschlafen hatte. Er bewegte zur Probe ein Fußgelenk, ein Bein, ein Handgelenk, einen Ellenbogen, eine Kralle. Alles schien unversehrt zu sein.
Er hob den Kopf und blickte sich in dem Zelt um. Man hatte ihn auf einer Pritsche ausgestreckt, die die Mitte des Zeltes einnahm. Elspeths Umhang lag ordentlich gefaltet neben einer irdenen Flasche auf einem Holztisch in der Nähe. Der Stoff war wieder reinweiß. Alles Blut war aus ihm herausgewaschen worden, als wäre nie etwas geschehen. Daneben, auf einem Klapphocker zusammengekauert, saß ein weißhaariger alter Mensch, dessen Hals und untere Gesichtshälfte von gewellten Brandnarben bedeckt waren.
„Lanathos“, knurrte Ajani.
Der hutzelige Alte lächelte. „Seid mir gegrüßt, mein Freund.“
Ajanis Gesicht blieb ausdruckslos.
Das Lächeln des Alten verschwand. „Ihr seid allein zurückgekehrt.“
Ajanis Miene verdüsterte sich.
Der Mann beugte sich vor. „War Eure Reise so beschwerlich? Der Heiler sagte, am Morgen wäret Ihr wieder wohlauf.“
Ajani setzte sich auf der Pritsche auf und überragte den kleinen alten Mann nun. Sein Kopf pochte. „Es geht nicht um mich“, knurrte er.
Lanathos hob eine Augenbraue. „Nicht?“
„Elspeths Geschichte ist vorüber“, sagte Ajani. „Wollt Ihr nicht hören, wie sie endet?“
Der alte Mann kratzte sich am Kinn. „Das will ich, doch vielleicht nicht jetzt.“
Ajani drehte einen seiner Zöpfe zwischen den Fingern. „Wir sind beide hier, oder nicht?“
„Mein Gedächtnis ist ausgezeichnet“, sagte der Mann. „Ich werde mich an alles, was Ihr sagt, mein Lebtag erinnern. Seid Ihr sicher, dass Ihr wisst, wie ich mich an sie erinnern soll?“
Der Leonide ließ die Schultern sinken. „Das hatte ich nicht bedacht.“
Der Mann blickte zu dem gefalteten Umhang und dann zurück zu Ajani. „Wenn Ihr eine Geschichte erzählen wollt, warum beginnt Ihr nicht mit Eurer eigenen?“
Ajani erhob sich von der Pritsche und ging zu einem leeren Schemel, der näher bei dem kleinen Mann stand. Er setzte sich. Noch immer ragte er bedrohlich über dem Menschen auf. „Warum sollte ich das tun?“
„Euer Fell hat eine Farbe, wie ich sie nie zuvor bei den Leoniden gesehen habe. Auch Euer Akzent ist anders. Ihr erzähltet mir, Ihr kämet von hinter den Bergen und noch ein ganzes Stück weiter aus der Ferne. Hier wartet eine Geschichte. Dessen bin ich mir sicher. Doch Ihr habt aufgehört, sie zu erzählen.“ Er blickte zu Ajani auf und starrte ihn trotzig an. Unter zwei Leoniden wäre dies eine offenkundige Herausforderung gewesen, und so viel musste er inzwischen eigentlich wissen. „Ihr kamt auf der Suche nach Eurer Freundin zu mir. Ihr begleitetet sie bei ihrer Aufgabe, einen Gott zu töten. Sie starb bei dem Versuch, nehme ich an, weshalb Ihr allein zurückgekehrt seid. Ihre Geschichte ist nun zu Ende. Wann wird Eure beginnen?“
Ajani klappte der Mund auf. „Sie brauchte meine Hilfe!“
Das Mann sah erneut zu dem reingewaschenen Umhang hinüber. „Habt Ihr ihr denn geholfen?“
Ajani spannte sämtliche Muskeln an und fuhr die Krallen aus. In den Augenwinkeln verschwamm ihm die Sicht. „Brimaz mag Euch dulden, Geschichtenerzähler, aber er wäre nicht erfreut, würde er hören, dass Ihr einen seiner Gäste belästigt habt.“
Der Mann stand auf. „Dann werde ich Euch nun ruhen lassen“, sagte er, „aber nicht, ehe ich Euch eine Nachricht im Auftrag Seiner Majestät überbracht habe.“ Er spie den Titel beinahe aus, denn Brimaz war nicht für seine Förmlichkeit bekannt. „Die Setesser sind hier und feiern einen Sieg für Menschen und Leoniden gleichermaßen. Anthusa weiß nicht, dass Ihr zurückgekehrt seid, und sie wird ahnen, was geschehen ist, wenn sie entdeckt, dass Ihr allein seid. Dies würde die Stimmung des Festes trüben. Und dies findet Seine Majestät inakzeptabel. Ihr werdet also heute Nacht in diesem Zelt bleiben.“ Er hob die Hand und deutete auf den Tisch. „Diese Flasche enthält ein Gebräu, das Euch diese Nacht schlafen lässt und morgen den Schmerz lindern wird. Seine Majestät erwartet Euch morgen nach dem Frühstück im Gymnasion.“
Es war ein Fehler gewesen, Brimaz‘ Autorität eigens zu betonen. Ajani legte die Ohren an, fuhr die Krallen ein und griff sich die Flasche vom Tisch. „Ihr dient ihm nun als Bote?
„Er vertraut mir. Ihr werdet dasselbe tun müssen, wenn Ihr wollt, dass sich die Welt an Eure Freundin erinnert.“ Er lächelte, doch ob seines zerfurchten Gesichts konnte Ajani nicht erkennen, ob es ein Lächeln von der aufrichtigen Sorte war, wie es die Menschen zu zeigen pflegten, oder nicht. „Wünsche wohl zu ruhen, mein Freund“, sagte der Mann, ehe er sich umwandte und ging.
Ajani schnüffelte an der Flasche. Sie roch aromatisch, erdig und nur ein wenig unangenehm. Er trank ihren Inhalt, legte sich zurück auf die Pritsche und schloss die Augen.
Er erwachte, als gedämpftes Sonnenlicht durch das Dach des Zeltes fiel. Es roch nach gebratenem Fleisch und Brot. Der Geruch rührte von einem Tablett mit Nahrung her, das jemand auf dem Tisch neben dem gefalteten Umhang abgestellt hatte. Er schleppte sich mit knurrendem Magen von der Pritsche hoch und zog sich einen Schemel zum Tisch heran. Das Fleisch war gut gewürzt und das Brot warm, wenn auch etwas weicher, als er es mochte.
Kaum hatte er sein Mahl beendet, trat eine junge Leonidin mit grauem Fell in das Zelt. Es war Seza, die ihn in den Wäldern gefunden hatte, als er hier eingetroffen war.
„Guten Morgen“, sagte sie fröhlich.
Oreskos-Scharfkralle | Bild von James Ryman
„Gleichfalls“, sagte Ajani lächelnd. Er nickte in Richtung des leeren Tabletts. „Danke für das Frühstück.“
Sie nickte lächelnd zurück, doch dann wurde ihr Gesicht ernst. „Ihr sollt Brimaz bei seinen morgendlichen Ertüchtigungen treffen. Ich werde Euch zu ihm bringen.“
„Lanathos und Ihr seid beide recht förmlich.“ Ajani hob eine Augenbraue.
Sie blickte sich verstohlen um. Als sie erneut sprach, war ihre Stimme viel leiser. „Brimaz betrachtet Euch als einen Freund, aber Euer Stand hier hat sich verschlechtert. Wir mögen zwar die Armee der Nyxgeborenen mithilfe der Setesser besiegt haben, doch das hat uns zahlreiche Kämpfer gekostet. Nicht jeder ist mit der Entscheidung des Königs einverstanden, an der Seite der Menschen in die Schlacht zu ziehen. Einst war Pyxathors Gruppe von Separatisten klein, doch seit wir nach Tethmos zurückgekehrt sind, ist er sehr umtriebig gewesen und sein Einfluss ist gewachsen. Das wird das erste Mal sein, dass Ihr nach der Schlacht auf Brimaz trefft. Pyxathors Männer werden sehr genau hinschauen.“
Ajanis aufkeimender Ärger war besänftigt. „Ich verstehe.“
„Ein paar meine Freunde haben damit begonnen, ihm zuzuhören. Ich versuche seither, sie wieder auf die richtige Seite zu ziehen. Ich werde Euch etwas kühler behandeln müssen, sobald wir außerhalb des Zeltes sind. Sonst vermuten sie nur Euren Einfluss.“ Sie blickte zu Boden. „Es tut mir leid.“
„Wir alle geben Dinge auf, um unsere Ziele zu erreichen, oder etwa nicht?“ Er lächelte.
Sie nickte. „Nun, wollen wir?“
Sie verließen das Zelt. Sie führte ihn einige Minuten lang durch die erblühende Stadt, bis sie an einer hohen Absperrung aus Vorhängen ankamen. Sie zog einen von ihnen beiseite und bedeutete ihm, hindurchzutreten.
Das Gymnasion war deutlich weniger imposant, als Ajani vermutet hatte. Die Menschen hier bauten oft große, frei stehende Gebäude, in denen sie sich stählten. Dieses Gymnasion hier war jedoch wenig mehr als ein durch Vorhänge abgegrenzter Bereich, in dem sich Wagen voller Gewichte und Waffenständer befanden. Dennoch war es mehr, als er in Naya hätte finden können. Und inmitten von all dem stand Brimaz, groß und stattlich, die vernarbte Brust in der Morgensonne entblößt. Zwar trug er nicht seine Krone, doch sein Gebaren und der weite Abstand, den die anderen Leoniden zu ihm hielten, sprachen Bände.
Brimaz, König von Oreskos | Bild von Peter Mohrbacher
Seza blieb bei der Wand aus Vorhängen stehen. „Brimaz erwartet Euch.“
„Danke“, sagte Ajani, ehe er nun tatsächlich eintrat. Pyxathor stand mit verschränkten Armen am Rand des Gymnasions. Zahlreiche weitere Leoniden waren zugegen, viele davon aus Brimaz‘ Leibgarde. Ihre Blicke pendelten zwischen Pyxathor und dem König hin und her.
Ajani bahnte sich seinen Weg in die Mitte. Brimaz nickte ihm zu. „Ich wollte Euch für Euren Rat danken“, sagte er. „Meine Armee kämpfte an der Seite der Setesser, und wir konnten den Angriff der Nyxgeborenen zurückschlagen. Letzte Nacht feierten wir gemeinsam den Sieg. Menschen und Leoniden tranken aus denselben Schalen. Ich denke, wir haben wichtige Schritte hin zu einem dauerhaften Frieden getan.“ Die Stimme des Königs besaß eine ungewohnte Schärfe, und diese Rede war gewiss nicht zu Ajanis Vorteil.
Ajani nickte sein bestes weises Nicken. „Das ist ausgezeichnet.“
Brimaz blickte ihm ins Antlitz. „Ihr sagt immer, Ihr würdet von weither stammen.“
Ajani achtete bewusst auf seine Umgebung. Inzwischen wurden sie von jedem zweiten Leoniden genau beobachtet. Dies war nicht der rechte Ort für Erklärungen, selbst wenn er der Auffassung gewesen wäre, überhaupt irgendwelche Erklärungen liefern zu können.
„Das ist wahr“, sagte er.
Ajani wartete auf eine weitere Frage, doch ihm wurde keine gestellt. Brimaz wandte sich von Ajani ab und einem Waffenständer in der Nähe zu, auf dem ein Schild und verschiedene Waffen aus Holz lagen. Er steckte einen Arm durch den Ledergurt des Schildes, hob mit dem anderen ein Schwert auf und drehte sich wieder zu Ajani. „Ihr dürft Eure Waffen selbst wählen.“
Ajanis Nackenfell sträubte sich. „Wir werden kämpfen?“
„Euer Fell ist weiß. Euer Akzent ist nicht der unsere. Ihr habt die Legende der Auserwählten nicht verstanden. Ihr seid keiner von uns, und Ihr weigert Euch, mir mehr darüber preiszugeben. Dennoch seid Ihr ein fähiger Kämpfer, und ich brauche einen Übungspartner.“ Brimaz starrte Ajani weiter trotzig an.
„Ich möchte gegen niemanden kämpfen“, sagte Ajani und wandte den Blick ab.
„Nachdem ich mir solche Mühe gemacht habe, dies hier anfertigen zu lassen?“ Brimaz streckte eine Klaue in Richtung einer Axt und eines Schwertes aus, beide mit hölzernen Schneiden, die ebenfalls auf dem Waffenständer lagen. Sie waren in genau der gleichen Art gearbeitet wie die Waffen, an die zu tragen sich Ajani hier gewöhnt hatte.
Ajani seufzte. Er trottete zu dem Ständer und nahm die Axt in die rechte und das Schwert in die linke Hand. Beide Waffen waren gut gewichtet und ausbalanciert. Einen Moment lang sehnte er sich nach seiner vertrauten doppelschneidigen Axt. Eine solche Waffe hätte ihn noch mehr als Außenseiter gebrandmarkt, doch womöglich spielte das nun auch schon keine Rolle mehr.
Der König führte ihn zu einer freien Fläche in der Nähe. „Sind sie zufriedenstellend?“, fragte er, während er seinen Rundschild fester fasste, nachdem er ihn kurz auf seinem ausgestreckten linken Bein abstützte.
Ajani nickte.
Und damit drang der König auch schon auf ihn ein. Ajani wich zurück, doch der größere Leonide war zu flink. Ajani hieb mit dem Schwert nach Brimaz‘ Rechter, aber der Schild des Königs schoss blitzschnell vor, um den Schlag zu blocken. Ajani wich nach rechts aus und schwang die Axt, doch Brimaz war zu nah. Nur der Schaft streifte die Schulter des Königs, bevor Brimaz die Spitze seines Holzschwertes gegen Ajanis Kehle presste.
Ajani erstarrte. Brimaz nickte und ließ von ihm ab. „Noch mal.“
Erneut bewegte sich Brimaz zuerst. Ajani senkte den linken Arm, um sein Schwert unter Brimaz‘ Schild hindurchzustoßen. Im letzten Augenblick wich Brimaz nach links aus–Ajanis blinder Seite. Sein Hieb fuhr durch die Luft. Er hob die Axt in seiner Rechten, um einen Angriff auf seiner blinden Seite zu blocken, als etwas gegen die rechte Seite seines Halses stieß.
Ajanis‘ Gesicht verriet seinen schwelenden Ärger, als er zum Ausgangspunkt zurückkehrte. „Lehrt man Euch dort, wo Ihr herkommt, nicht den Klammerschlag?“, fragte der König. „Sind Eure Schwerter vielleicht nicht zweischneidig?“
Ajani knurrte und machte sich bereit. Brimaz‘ Gesicht blieb ausdruckslos.
Er drang ein drittes Mal auf ihn ein, doch Ajani hielt dem Angriff stand. Brimaz hob den Schild, um Ajanis Axt zur Rechten abzuwehren. Ajani hörte, wie links ihre Schwerter aufeinanderprallten, auch wenn er es nicht sah. Brimaz‘ Schild schoss rechts an Ajanis Kopf vorbei und schlug die Axt noch weiter beiseite. Die Schildhand des Königs griff nach einem von Ajanis Zöpfen und zog ihn nach unten. Ajani stolperte, und Brimaz riss ihn zu Boden.
Ajani stürzte unbeholfen. Bis er sich wieder davon erholt hatte, war bereits ein Schwert auf seine Kehle gerichtet.
Brimaz klemmte sich sein Schwert zwischen rechten Arm und Oberkörper. „Ihr hattet recht“, sagte der König, während er Ajani die Hand reichte, um ihm aufzuhelfen. „Ihr wollt nicht kämpfen. Und genau das ist Euer Problem.“
Ajani griff nach der Hand. „Ist das so falsch?“
Brimaz zog Ajani etwas dichter zu sich heran, als es nötig gewesen wäre. „Alles hier ist ein Kampf, Ajani. Ich kämpfte, um meine Soldaten dazu zu bringen, an der Seite von Menschen zu streiten. Ich kämpfte, um die Ordnung zu wahren, als unsere vereinte Armee gegen die Nyxgeborenen antrat. Nun sind wir zurück, und ich muss gegen diejenigen unter meinesgleichen kämpfen, die es vorziehen, abgeschieden von allen anderen Zivilisationen zu leben. Ich bin froh, dass Ihr hier seid, doch es ist mir wichtig, dass Ihr für etwas kämpfen lernt. Sonst macht Eure Anwesenheit meine Kämpfe nur umso schwerer.“
„Was soll ich tun?“
Brimaz wandte den Kopf ein wenig und blickte die anderen Leoniden an. Sie schauten und hörten genau zu, wenn auch vermeintlich nur aus den Augenwinkeln und mit halbem Ohr. „Sie vertrauen Euch nicht, weil sie Euch nicht kennen“, flüsterte Brimaz. „Sie brauchen Antworten, ehe Ihr wahrlich einer der unsrigen sein könnt.“ Er richtete seinen Blick wieder auf Ajani. „Ich werde eine Zeit lang mit den Setessern beschäftigt sein. Wenn wir das nächste Mal miteinander sprechen, werde ich Euch fragen, welche Rolle Ihr in meiner Stadt zu spielen wünscht.“
Ajani nickte. „Ja, Eure Majestät.“
Endlich zeigte Brimaz ein Lächeln, auch wenn es nur ein leises war. „Ihr wisst, dass ich unter meinen Freunden nicht auf Titeln bestehe.“
„Dann sind wir also noch immer Freunde?“
Das leise Lächeln verschwand und Brimaz warf einen verstohlenen Blick zu Pyxathor. „Im Geheimen werden wir immer Freunde sein. Doch in meinem Leben ist nun nur noch sehr wenig geheim.“
„Ich verstehe.“
„Es war schön, Euch zu sehen.“
Ajani nickte. Brimaz wandte sich um, um seine Waffen zu verstauen. Ajani brachte seine zu einem anderen Ständer in der Nähe zurück und verließ das Gymnasion.
Den Großteil des Morgens wanderte er durch die Straßen, ein Geist mit weißem Fell unter den dunkleren Leoniden Tethmos‘. Natürlich hätte er jederzeit einfach gehen können. Es gab viele Welten, jede voller Wunder und erstaunlicher Anblicke. Auf einigen gab es sogar andere Leoniden, die ihn vielleicht aufgenommen hätten. Doch Brimaz hatte recht. Er hatte nicht kämpfen wollen, obgleich es hier vieles gab, für das es sich zu kämpfen lohnte. Das Recht Oreskos‘, in Frieden zu existieren, war eines davon, obschon dies eigentlich Brimaz‘ Kampf war. Elspeth hatte danach getrachtet, Xenagos für das zu bestrafen, was sein Ehrgeiz so vielen Bewohnern dieser Welt angetan hatte, doch auch dies war nicht wirklich Ajanis Kampf gewesen. Vielleicht musste er tatsächlich seinen eigenen finden.
Dann erinnerte er sich daran, wie Heliod Elspeth niedergestreckt hatte, und er lächelte ein wildes und freudloses Lächeln. Er kehrte in sein Zelt zurück, legte sich Elspeths Umhang um die Schultern und begab sich auf die Straße in Richtung Meletis.
Unterwegs sann er über die Natur der Götter nach. Xenagos hatte gezeigt, dass man auf Theros zu einem Gott werden konnte, wenn man nur genug Kreaturen davon überzeugte, an einen zu glauben. Es lag auf der Hand, dass Heliod streng genommen keine Macht des Guten war, und dennoch hatten sich genug Leute gefunden, die an ihn glaubten. Was würde geschehen, wenn genügend Leute wieder damit aufhörten?
Die Reise war lang, und es war eine Erleichterung, Meletis‘ Mauern und Gebäude in der Ferne schimmern zu sehen, als die Nacht hereinbrach. Er näherte sich dem Tor mit angelegten Ohren und reumütigem Gebaren, in der Hoffnung, fromm zu wirken. Die Mienen der beiden Wachen wechselten von alarmiert über wachsam zu neugierig, als sie ihn herannahen sahen, und Ajani unterdrückte ein zufriedenes Lächeln.
„Ich suche nach Heliods Tempel“, sagte er leise zu den Wachen, als er am Tor ankam. Eine von ihnen wirkte misstrauisch, die andere jedoch erklärte ihm bereitwillig den Weg, obwohl der Mann mit Ajani sprach, als wäre dieser seine Hauskatze. Nach zwanzig Minuten auf den Straßen Meletis‘ und den neugierigen Blicken seiner menschlichen Bevölkerung fand sich Ajani am Fuß der Treppe vor dem größten Heliodtempel in ganz Theros wieder.
Tempel der Erleuchtung | Bild von Peter Mohrbacher
Ajani stieg die Stufen hinauf und betrat das Gebäude. Alles im Inneren war kultiviert und perfekt, jeder Winkel der makellosen Marmorwände exakt ausgerichtet und von hellem Licht durchflutet, dessen Quelle nie ganz auszumachen war. Ajani war der einzige Leonide im gesamten Tempel. Alle anderen Bittsteller–alles in allem um die achtzig–waren Menschen. Ihre natürlichen, weichen Formen wirkten inmitten der Perfektion des Tempels fehl am Platz.
Die meisten von ihnen starrten ihn unverhohlen an–die meisten auf seinen Körper, aber nicht wenige auf seine Waffen. Er blickte nach links. Dort befand sich ein leuchtender goldener Ständer mit einer Ansammlung von Schwertern und Dolchen. Ajani legte die Ohren an und verstaute Axt und Schwert unten in dem Ständer.
Ein Großteil der Aufmerksamkeit ließ nach. Eine junge Frau, die wie eine Tempeldienerin gekleidet war, näherte sich ihm. „Wir haben nicht häufig Leoniden zu Gast“, sagte sie sanft. Haut und Haar schimmerten dunkel in dem verwaschenen Licht.
Er blickte ernst zu ihr hinab und passte sich ihrer Lautstärke an. „Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass nur Heliod meine Fragen zu beantworten vermag.“
Ihr Blick wurde weich. „Hingabe an die Götter ist unter Euresgleichen selten.“
„Ich habe meine Erfahrungen mit ihnen“, sagte er mit ruhigem Gesichtsausdruck.
„Wie das?“
Ajani straffte die Schultern ein wenig. „Ich war dabei“, sagte er laut genug, um etwas weiter hörbar zu sein, „als der Gott dieses Tempels eine Frau niederstreckte, die sowohl seine Auserwählte als auch meine Freundin war.“
Die Haltung der Dienerin wurde steif. Die Männer und Frauen in seiner Nähe hielten inne und begannen, der Szene zu lauschen. „Woher wisst Ihr, dass es Heliod war, der dies getan hat?“
Ajani hob eine Augenbraue. Er sprach noch ein bisschen lauter, während sein Tonfall sanft blieb. „Sein goldener Schein ist unverwechselbar.“
Ihre Augen weiteten sich–nur für einen winzigen Moment, bevor sie ihre Fassung wiederfand. „Und welche Frage habt Ihr an unseren göttlichen Herrn?“
„Meine Freundin“, sagte Ajani laut genug, dass es jeder hören konnte, während er an ihr vorbeiging, „willigte ein, Heliods Auserwählte zu werden. Um sein Werk zu vollbringen und große Taten in seinem Namen. Um jene von uns zu behüten, die die Götter um Schutz ersuchen.“ Er wollte den letzten Teil ausspucken, beherrschte sich jedoch und strahlte weiterhin schlichte Naivität aus. „Ich nahm an, sie würde für ihre Dienste belohnt werden. Dass man ihr dankt und sie preist. Dass sie eine angemessene Belohnung für die Position, die sie eingenommen hatte, erhalten würde. Stattdessen wurde sie niedergestreckt. Was soll ich von einem solchen Gott halten, der eine treue Dienerin so undankbar behandelt?“
Nicht jeder blickte zu ihm hin, doch jeder hörte zu.
Ein junger Mann näherte sich, der kaum älter als vierzehn Jahre sein mochte, mit blauen Augen, die zu einem milchigen Weiß umschlugen, als er heranschritt. „Was soll ein Gott von einer Auserwählten halten, die ihren Stand überschätzt?“ Seine Stimme hallte mit unnatürlicher Tiefe wider, und die Männer und Frauen in der Nähe fielen auf die Knie.
Ajani neigte nicht einmal den Kopf.
„Ihr seid gekommen, um Zwietracht in Heliods Tempel zu sähen.“ Die donnernde Stimme des Jungen fuhr Ajani bis ins Mark.
„Ich kam, um eine Frage an Heliod zu richten.“
Das Orakel kniff die Augen zusammen. „Dieser Ort ist für jene, die Heliods göttliche Macht respektieren. Zählt Ihr Euch nicht zu seinen Anhängern, so geht.“
Ajani trat vor, denn er fühlte sich nun mutiger. „Ich glaube, dass Heliod ein Gott ist. Ich glaube, dass die Menschen in diesem Tempel ihn wegen seiner göttlichen Macht verehren. Ich glaube, es ist nicht allzu lange her, dass all seine Priester aus ebenjenem Tempel geworfen wurden und um ihr Leben fliehen mussten. Und ich glaube, dass er seine Auserwählte kaltblütig niedergestreckt hat.“
„Auch sie erschlug einen der seinen.“ Die Stimme war ohrenbetäubend, und Ajani wandte die Ohren von ihr ab. „Die Sterblichen dieses Ortes haben ihren Platz, und sie wollte sich nicht in ihn fügen.“
Feuer loderte in Ajanis Brust auf. „Ich sah, was mit Sterblichen geschieht, die sich in die Plätze fügen, welche die Götter ihnen zugeteilt haben. Als die Priester dieses Tempels in alle Winde verstreut wurden, traf ich einen von ihnen, Stelanos, auf der Straße. Er war ein blinder und gebrochener Mann. Er weigerte sich sogar, uns zu gestatten, die Toten um ihn herum zu begraben. ‚Lasst uns anderen eine Warnung sein‘, sagte er. ‚Die Götter haben uns verlassen.‘ Er trank Nachtschatten, um seinem Elend ein Ende zu bereiten.“
Der Junge verschränkte die Arme. „Sät Ihr weiter Zwietracht in Heliods Tempel, wird Euch dasselbe Schicksal wie Elspeth ereilen.“
Ajani lächelte freudlos. „Dann werde ich hier keine Zwietracht säen.“
Der Junge blickte finster drein und deutete auf den Ausgang des Tempels.
Ajani drehte sich um, nahm seine Axt aus dem Ständer bei der Tür und schritt hinaus ins Zwielicht. Die Menschen starrten ihm hinterher. Doch jetztwaren womöglich nicht mehr alle Blicke feindselig.
Er bahnte sich seinen Weg zum Rand der Tempelanlage und bemerkte, dass einige der Bittsteller ihm folgten. Am Ausgang der Anlange angekommen, wandte er sich um und blickte sie an.
„Ihr habt gesehen, wie Heliod seine eigene Auserwählte getötet hat?“, fragte eine junge Frau. „Sein Priester, blind und gebrochen zum Sterben auf der Straße zurückgelassen?“ wollte ein älterer Mann wissen.
Er schlenderte mit ihnen umher und erzählte von dem, was er in Nyx gesehen hatte, von Heliods rachsüchtigem Mord und von der wahren Natur der Götter.
„Sie sind wie eine große Flamme“, sagte er, während sich auf einem von Meletis‘ öffentlichen Plätzen eine kleine Schar Menschen um ihn versammelte. „Bevor sie entflammt, ist da nichts. Danach ist da Licht und Hitze und Zerstörung. Doch ohne jene, die glauben, kann das Feuer nicht genährt werden. Und wenn Heliod selbst seine Auserwählten und Orakel nur als Holz für seine Flamme ansieht, worauf können dann die unter uns, die nicht einmal seine Stimme hören, wohl noch hoffen?“
Eine skeptisch dreinblickende Frau trat vor. „Man kann doch einen Gott nicht zum Erlöschen bringen wie ein Herdfeuer.“
Ajani betrachtete sie mit ernster Freundlichkeit. „Ein Feuer, das nichts verzehren kann, wird erlöschen, ganz gleich, zu welcher Größe es auch angewachsen sein mag.“
Sie kratzte sich am Kinn und zog sich in die Menge zurück. Noch jemand trat vor, ein älterer Mann diesmal. „Ihr scheint zu glauben, wir hätten die Götter erschaffen. Was sollten wir denn stattdessen erschaffen?“
„Etwas für Euch selbst!“, brüllte Ajani fast. „Eine Familie, ein Heim, ein Leben. Freunde und Vertraute und Glück. Etwas, das Euer ist, und nicht etwas, das sich über Euch erhebt und das aus einer Laune heraus alles vernichten kann, was Euch lieb und teuer ist!
Als die Menge sich aufzulösen begann, war da viel Nicken, und viele der Menschen sprachen miteinander. Sie erzählten von ihren Träumen, ihren Familien, den Dingen, die sie liebten, und wie ihr Leben besser werden könnte. Einer sprach davon, wie oft die Götter ihm geholfen hatten. Selten, sagte er, und nicht viel. Jene um ihn herum nickten.
Eine Frau blieb bei ihm. „Ihr habt Interessantes zu erzählen gewusst, und ich würde gern mehr darüber hören. Habt Ihr einen Ort, an dem Ihr bleiben könnt?“
Ajani lächelte und schüttelte den Kopf. „Bis eben noch nicht.“
Er blieb einige Tage in der Stadt und verkündete seine Botschaft. Er nährte sich allein von der Freundlichkeit und dem Mitgefühl jener, die ihm fasziniert Gehör schenkten. Oft schlief er in den Häusern seiner Zuhörer. Zweimal schlief er auf der Straße, und jedes Mal wärmte ihn Elspeths Umhang in der Nacht. Er traf auf viele, die seine Worte ablehnten, doch jeden Tag fand er ein paar wenige, die sie verstanden, und womöglich kehrten diese Zuhörer mit einer neuen Sicht auf jene göttlichen Mächte nach Hause, die am Himmel von Theros lebten.
Reisende Philosophin | Bild von James Ryman
An seinem neunten Tag in der Stadt, als er gerade ein Frühstück verzehrte, das er mit Münzen, welche ihm von seinem Gastgeber der letzten Nacht zugesteckt worden waren, von einem Händler erstanden hatte, hörte er aus einer Ecke eine laute Stimme. „Die Götter haben uns betrogen“, bellte eine Frau, „und dennoch nähren wir sie mit unserem Glauben!“ Um sie herum hatte sich eine kleine Menschenmenge eingefunden, und obwohl sie weder so wortgewandt noch so freundlich wie Ajani war, war dennoch unverkennbar, dass die Botschaft begonnen hatte, sich zu verbreiten. Es war Zeit, heimzukehren.
Die Reise von Meletis zurück nach Oreskos war lang, doch Ajani störte sich nicht daran. Er brauchte die Zeit, um ein würdiges Denkmal für Elspeth zu ersinnen. Eine Geschichte, die sich über die ganze Welt verbreiten würde. Eine Geschichte über eine würdige Sterbliche, von gewöhnlicher Geburt, doch einzigartig in ihren Taten. Eine Geschichte, die Leoniden und Menschen gleichermaßen zu den Sternen blicken lassen würde. ‚Nein‘, sollten sie sagen, ‚ich werde meine Stärke nicht diesen sprunghaften und mitleidlosen Göttern leihen.‘ Eine Geschichte, die Nyx eines Tages in seinen Grundfesten erschüttern würde.
‚Bald‘, so dachte Ajani bei sich, als er zusah, wie die Sonne über den Toren von Tethmos unterging, ‚wird kein Leonide die Geschichte der Auserwählten mehr so betrachten wie zuvor.‘ Es würde zwar etwas dauern, bevor diese Version der Geschichte auch die Menschen erreichte, aber Geschichten wussten sich schon zu verbreiten.
Zwei bewaffnete Leoniden bewachten das Tor. Einer von ihnen trat vor, als Ajani sich näherte. „Ihr seid, Ajani, ja?“
Ajani nickte.
„Brimaz wünscht Euch zu sprechen. Ich werde Euch zu ihm bringen.“
Die Wache führte ihn durch die dunkler werdende Stadt zur Halle des Königs. Ein großes Feuer loderte in ihrer Mitte, um das sich zahlreiche Leoniden und ein einzelner hutzeliger Mensch versammelt hatten. Als Ajani die Halle betrat, erhob sich Brimaz. Alle Augen wandten sich Ajani zu, und die Gespräche verebbten. Nur das Prasseln des Feuers war noch zu hören.
Brimaz sprach: „Ich freue mich, Euch wiederzusehen.“
Ajani trat vor. „Ich bin bereit, meine Geschichte zu erzählen.“
Ajani der Standhafte | Bild von Chris Rahn
Brimaz lächelte und setzte sich. Der Kreis um das Feuer erweiterte sich, um Ajani Platz zu machen.
Er blieb vor Lücke stehen, die sich für ihn aufgetan hatte. „Viele von Euch haben sich gefragt, woher ich stamme“, sagte er. Seine Stimme hallte von den Wänden wider. „Ich bin weit gereist, um hierherzugelangen, und niemand von Euch hat wahrscheinlich jemals von meiner Heimat gehört. Ich war jung, als ich sie verließ, und bin seither weit gereist. Am ehrlichsten ist es wohl, wenn ich sage, ich stamme aus dem Nirgendwo.“
Pyxathor, der in der Nähe saß, schnaubte, und ein paar andere schauten skeptisch drein. Lanathos kratze grübelnd die Narben an seinem Kinn.
„Ich traf die Dame Elspeth vor vielen Jahren während meiner Reise, und sie war es, der ich hierher gefolgt bin. Sie war eine große Kriegerin. Sie streifte Heliods Mantel über und wurde seine Auserwählte. Xenagos, erst vor Kurzem zum Gott aufgestiegen, tat ihr großes Unrecht, und sie setzte es sich zum Ziel, ihn für seine Anmaßung zu bestrafen. Ich entschied mich, sie zu begleiten. Sie führte uns nach Nyx, dem Land der Götter. Sie bestand eine Prüfung für Erebos, der uns gestattete, in Xenagos‘ Reich einzutreten. Sie erschlug ihn mit einem Speer, der mit Heliods Macht gesegnet war. Und Heliod, wütend über den Tod eines Gottes–selbst einen, der die natürliche Ordnung bedrohte, um Göttlichkeit zu erlangen–, tötete die Frau, die seine Auserwählte war. Kaltblütig. Vor meinen Augen.“
Viele der Leoniden im Kreis begannen, untereinander zu flüstern.
„Viele von uns halten wenig von den Göttern, doch sie sind sehr real. Dennoch sind sie unsere eigenen Schöpfungen. Sie entstanden, als die ersten Gläubigen von ihrer Existenz überzeugt waren, und seither ist ihre Macht stetig gewachsen.“ Ajani blickte in die Runde der Leoniden, die nun gebannt an seinen Lippen hing. „Thassa lebt in der Tiefe, gleichgültig gegenüber den Booten und dem Leben und den Familien, die ihre Kreaturen vernichten. Erebos bewacht eifersüchtig jene, die in sein Reich eintreten, und gestattet es nur verzerrten Abbildern ihres einstigen Selbst, seinem Griff zu entfliehen. Heliod ist eine kindische, erbärmliche Kreatur, und dennoch wurde er zum Anführer des Pantheons unserer eigenen Schöpfungen gemacht. Wir haben Besseres verdient.
Ich verbrachte mehrere Tage in Meletis, um diese Botschaft zu verbreiten. Dass die Götter durch uns erschaffen wurden, ein Feuer, das durch einen Funken des Glaubens entfacht wurde. Dass ihre Macht nur durch unseren Glauben genährt wird. Dass ein Feuer ohne Nahrung erlöschen muss.“
Ajani lächelte leicht. „Wie Ihr bemerkt habt, stamme ich nicht wirklich von hier, doch ich teile Euren Groll auf die Götter, und ich werde sie auf meine Art bekämpfen. Wenn Ihr nicht wünscht, dass ich bleibe, so werde ich meine Botschaft in die anderen Poleis tragen.“
Erneut war das einzige Geräusch in der Halle das Prasseln des Feuers. Elspeths Umhang wehte hinter Ajani sanft im Wind.
„Willkommen zu Hause“, sagte Brimaz. Lanathos grinste. Einige der Leoniden nickten, unter ihnen Pyxathor.
Ajani betrat den Kreis und setzte sich.