Ich habe in meiner Jugend eine Menge Sport gemacht. Und wie viele Kinder der Neunziger, die Sport getrieben haben, fuhr ich im Sommer immer auf irgendeine Sportfreizeit.

In einem Jahr war der Sport der Wahl Basketball. Es war eine Zeit, bevor ich Magic entdeckt habe, eine Zeit, in der Seattle noch eine professionelle Basketballmannschaft hatte, eine Zeit, in der meine Größe noch immer an der Tür zu meinem Kinderzimmer festgehalten wurde.

Ich war nicht der beste Basketballspieler. Meine Wachstumsschübe verliefen weniger vertikal und mehr horizontal, und mein Verständnis von Basketballstrategie stammte weitestgehend aus den vielen Stunden, die ich mit NBA Jam zugebracht hatte.

Doch obwohl ich nicht der beste Spieler auf dem Feld war, war ich doch einer der entschlossensten.

Ich verbrachte das Mittagessen und die Zeit nach den Aktivitäten im Sommerlager damit, Freiwürfe zu üben. Ich stand auf einem leeren Platz voller verwaister Tribünen und warf einfach nur Körbe. Den Ball werfen. Laufen und den Ball holen. Mich in Position bringen. Den Ball noch mal werfen.

Und noch mal.

Und noch mal.

Und noch mal.

Die Zahl der erfolgreichen Körbe schien nicht zu wachsen. Doch ich übte das Werfen und fühlte mich gut dabei.

Diese Routine setzte sich genau so fort, bis ein bestimmtes Ereignis mich dazu veranlasste, meine Methodik zu ändern.

Da war ich also und warf. Holte den Ball zurück. Warf erneut. Nichts außer mir und vollkommen leerer –

„Hi!“

Mein Kopf fuhr herum. Ohne dass ich es bemerkt hatte, stand meine Trainerin in der Halle. Sie hatte sich hineingeschlichen und von der anderen Seite der Tribüne aus zugesehen.

Es war die perfekte Voraussetzung für eine Motivationsansprache, wie sie in jedem Highschool-Sportfilm vorkommt, den ihr je gesehen habt.

„Hast du mal versucht, den Ball so zu halten und zu werfen?“ Sie nahm meine Hände und brachte sie in die richtige Position.

Ich machte einen Schritt vor. Ich warf den Ball.

Er fiel. Genau. In den Korb.

„Übung macht den Meister“, sagte ich strahlend.

„Nein“, sagte sie. „Richtiges Üben macht den Meister.“

Sie machte eine Pause. „Wenn du falsch übst, spielst du auch falsch. Wenn du richtig übst, wirst du auch so spielen.“

Diesen Augenblick habe ich nie vergessen.

In Magic hört ihr sicherlich ziemlich oft das Wort „Testpartie“.

Vielleicht: „Ich will mal eine Testpartie mit diesem neuen Deck machen und sehen, wie es sich schlägt.“ Oder: „Machen wir doch ein paar Testpartien vor dem PTQ.“ Ob ihr nun ein Commander-Begeisterter, ein Draftoholiker oder ein überzeugter Standardspieler seid: Irgendwann habt ihr sicherlich mal irgendwas testen wollen.

Und das ist entscheidend. In einem Spiel mit so vielen Interaktionen, so vielen Entscheidungen und so vielem, was es zu bedenken gilt, muss man auch möglichst viel lernen.

Doch hier ist der Haken: Nur richtiges Testen macht den Meister.

Testen nur um des Testens willen ist Zeitverschwendung. Und Magic ist wesentlich komplexer als Basketball. Jede Wahl einer Karte in eurem Deck ist eine Entscheidung, jede Paarung ein kaskadierendes Netz aus Optionen. Ihr habt keine Zeit zu verschwenden.

Was genau wollt ihr testen? Was lernt ihr genau? Warum spielt ihr diese Partien überhaupt?

Heute wollen wir über die besten Wege sprechen, für Constructed-Turniere zu testen.

1. Setzt euch Ziele

Ihr habt also euer Testpartieteam zusammen. Es besteht aus dem Luke zu eurem Han, der Posh Spice zu eurer Sporty Spice, dem Reid Duke zu eurem Own Turtenwald (oder Huey Jensen). Und ihr alle wollt euch auf dieses Turnier vorbereiten. Ihr setzt euch also hin und fangt an zu spielen.

Aber, na ja . . . Warum?

Wenn ich vorbeikomme und euch frage, warum ihr Testpartien spielt, solltet ihr darauf eine Antwort haben.

Wenn ihr euch dazu vorstellen müsst, wie ich durch die Flure eures Hauses patrouilliere und diese Frage beim Spieleabend stelle, dann macht das. Doch ihr solltet immer eine Antwort auf diese Frage haben.

Findet zunächst heraus, was ihr hofft, bei diesen Partien zu lernen. Und dann findet heraus, wie ihr diese Informationen erhalten wollt.

Nehmen wir ein ziemlich typisches Szenario: Ein Event steht bevor, und ihr wollt sehen, wie euer Deck sich gegen ein spezifisches anderes Deck schlägt. Ihr setzt euch also zum Spielen hin.

Was hofft ihr, hier zu lernen?

Hier ist eine Liste mit nur ein paar Dingen, die alle relativ gute Zielsetzungen darstellen können:

  • Welches Deck liegt in dieser Paarung vorn?
  • Welches sind die wichtigsten Karten in dieser Paarung?
  • Welche Karten sind weniger nützlich?
  • Welche Sideboardkarten sind am hilfreichsten?
  • Wann sollte ich aggressiv sein und wann defensiv?
  • Welche Karten muss ich entfernen oder neutralisieren und welche können ruhig im Spiel bleiben?
  • Wie genau gewinne ich die Partien, die ich gewinne?
  • Wie genau verliere ich die Partien, die ich verliere?

Es gibt noch eine Menge weiterer potenzieller Fragestellungen als die hier aufgezählten – aber ihr solltet herausfinden, auf welche ihr Antworten braucht, und dann entsprechend testen. Ihr könnt auf mehr als eine Antwort gleichzeitig hinarbeiten, doch es sollte immer mindestens eine sein.

Wenn euer Ziel beispielsweise darin besteht, herauszufinden, ob es in einer bestimmten Paarung besser ist, aggressiv oder defensiv zu spielen, solltet ihr verschiedene Vorgehensweisen ausprobieren, um zu sehen, welche besser funktioniert. Wenn ihr herausfinden wollt, welche Karten nicht viel beizutragen haben, solltet ihr euch Notizen machen, wann immer es so aussieht, als sei eine Karte zu schwach.

Setzt euch Ziele.

2. Sammelt Daten

Es ist wichtig, dass ihr genug Partien spielt, um anhand dieser Daten gute Entscheidungen zu treffen. Ein oder zwei Partien zu spielen, zeigt nicht immer das gesamte Bild.

Natürlich hat man aber auch nur begrenzt viel Zeit. Ihr wollt eure Testpartiezeit also möglichst effizient nutzen.

Was ist nun die beste Vorgehensweise?

Üblicherweise empfehle ich, mit einem Satz Best-of-Ten anzufangen und zu wechseln, wer anfängt. Sprecht am Ende dieses Satzes aus zehn Partien und auch zwischendrin mit eurem Spielpartner darüber, was funktioniert und was nicht.

Folgendes solltet ihr allerdings auf gar keinen Fall tun: ein Ergebnis von 7-3 sehen und diese Paarung als 70 % – 30 % notieren.

Bei Testpartien ist es bedeutend weniger wichtig, ob ihr gewonnen oder verloren habt, verglichen damit, wie ihr euch beide während der Partien gefühlt habt und wie ihr die Paarung einschätzt. Ich hatte schon Testpartiereihen, in denen ich acht von zehn Partien verloren habe, aber beide Spieler sich einig waren, dass die Paarung zu meinem Vorteil ist – und umgekehrt. Zehn Partien sind keine ausreichend große Bezugsgröße, um daraus Paarungsergebnisse ableiten zu können. . . aber es sind genug, um Schlüsse daraus zu ziehen, sofern ihr genau aufpasst, wie die Partien verlaufen.

Redet viel mit eurem Testpartiepartner oder -team. Zieht gemeinsam als Gruppe Schlüsse darüber, was funktionieren könnte und wie sich die Paarungen anfühlen. Das Endergebnis einer Testpartiesitzung ist nicht das Erzeugen roher Paarungsdaten oder das Ausfüllen einer Tabelle darüber, welche Paarungen wann im Vorteil sind. Vielmehr geht es darum, herauszufinden, wie ihr all diese gesammelten Informationen nutzen könnt, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.

3. Spielt mit dem Sideboard

Ich kann es wirklich nicht oft genug sagen: Spielt Partien mit dem Sideboard.

Turnierrunden werden immer nach dem Schweizer System gespielt (die besten zwei aus drei Partien entscheiden). Ihr werdet also mindestens die Hälfte eurer Partien mit eurem Sideboard spielen . . . und höchstwahrscheinlich sogar mehr.

Es gibt so viele Paarungen, bei denen man glauben könnte, gegen ein anderes Deck im Vorteil zu sein, wenn man nur die erste Partie testet – obwohl rasch klar werden würde, dass das andere Deck nach dem Sideboarden die Nase vorn hat.

Sagen wir, ihr spielt ein aggressives weißes Deck gegen ein blau-rotes Kontrolldeck. Ihr gewinnt die erste Partie mit einiger Mühe.

Nach dem Sideboarden jedoch führt das blau-rote Deck eine ganze Schwadron an Brandzaubern und einen ganzen Satz Gleißende Sonnen ins Feld! Plötzlich könnt ihr keine Kreatur länger als eine Runde mehr im Spiel halten und eure gesamte Strategie stürzt in sich zusammen.

Hättet ihr nun Partien mit Sideboard getestet, hättet ihr gewusst, dass ihr widerstandsfähige Kreaturen im Sideboard braucht, um euch dagegen zu wehren. Das kann leicht den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage in einer Runde ausmachen.

Wollt ihr nur wie oben beschrieben einen Satz aus zehn Partien spielen, mache ich gern vier normale Partien und sechs mit Sideboard, um das beste Gefühl für die Paarung zu entwickeln. Oftmals wollt ihr jedoch den Zehner-Satz spielen und anschließend dann noch über mehrere Sideboardpartien sprechen. Und natürlich hängt es auch davon ab, was eure Ziele sind: Ist euer Ziel, herauszufinden, worauf es in der ersten Partie ankommt, hilft das Spielen mit dem Sideboard natürlich nicht viel.

4. Spielt beide Seiten, spielt alles

„Wenn du deinen Feind kennst und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten.“ So oder so ähnlich sprach Sun Tzu, ein großer chinesischer Philosoph.

Aber es ist wahr: So wie es wichtig ist, das eigene Deck zu kennen, ist es mindestens genauso wichtig (und wahrscheinlich sogar wichtiger), das Deck des Gegners zu kennen.

Spielt ihr also nur euer Deck, dann ist das bloß die halbe Miete. Wenn ich eine Paarung teste, spiele ich gern beide Seiten. Ihr lernt eine Menge in nur einer Handvoll Partien , in denen ihr als der Gegner spielt – darüber, vor welchen Karten ihr Angst habt, welches der Wendepunkt ist und wie die allgemeine Strategie aussieht.

Das lässt sich natürlich auf alles ausweiten.

Na ja, wenn ich „alles“ sage, meine ich damit natürlich in Wahrheit „alles, womit ihr auf dem Turnier rechnet“. Ich bin zwar immer dafür, tolle neue Decks zu spielen, aber wenn ihr derjenige seid, der es spielt, und es euer Ziel ist, etwas über die Paarung zu erfahren, ist es nicht annähernd so informativ, dagegen zu spielen, als gegen das zu spielen, womit ihr tatsächlich auf dem Turnier rechnet.

In einer perfekten Welt hätte ich gern jedes Deck gespielt, mit dem ich auch auf einem Turnier rechne, um zu verstehen, wie es funktioniert. Die verfügbare Zeit ist allerdings durchaus ein Faktor, doch zumindest für die wichtigsten Paarungen, die ihr erwartet, empfehle ich dringend, mal mit diesen Decks zu spielen.

Der beste Spieler im Raum ist oft nicht derjenige, der ein Deck am besten beherrscht, sondern der, der ein Format gemeistert hat.

5. Experimentiert!

Testpartien sind genau das: Tests.

Ihr wollt nicht wie der Wissenschaftler sein, der seine Laborergebnisse hernimmt, sie zu einer neuen Formel macht und dann beschließt, seine Formel das erste Mal vor Publikum auszuprobieren. Wenn es eine gute Gelegenheit gibt, Dinge auszuprobieren, dann sind es Testpartien!

Wenn ihr testet und eine neue Karte, eine andere Sideboardstrategie oder eine andere Strategie in einer Paarung versuchen wollt, besprecht das mit eurem Testpartner und versucht es einfach. Vielleicht funktioniert es, vielleicht auch nicht, aber ihr könnt es immer zumindest probieren.

Experimente können zeitaufwendig sein: Falls ihr eine Abkürzung braucht, könnt ihr also auch einfach die normalen Magic-Regeln beugen und die fragliche Karte gleich mit ein paar Exemplaren auf eure Starthand nehmen. (Oder auch umgekehrt herausfinden, wie es ist, wenn ihr sie immer erst spät in der Partie zieht.) Denkt daran: Das sind Testpartien. Tut, was nötig ist, um eure Partien so anzupassen, damit ihr eure Ziele erreicht, solange ihr die Daten nicht auf irgendeine andere Weise verzerrt. (Oder falls ihr aus irgendeinem Grund auf einem Turnier testet: Bitte mogelt nicht.)

Probiert neue Sideboard-Strategien aus. Probiert neue Karten aus. Spielt mit mehr oder weniger Ländern. Seid verrückt. Behaltet aber bitte im Hinterkopf, dass dies eure anderen Paarungen beeinflusst: Fügt ihr zum Beispiel eurem Sideboard immer neue Karten hinzu, könnte das, was ihr rausnehmt, eure anderen Paarungen drastisch beeinflussen. Doch auch das ist eine gute Gelegenheit, etwas zu lernen.

Ihr wisst nie, was einem eine Testpartie vor Augen führt.

Euer Preis

Ich spiele nicht mehr Basketball. Zumindest nicht mehr kompetitiv. Die Seattle Supersonics sind weitergezogen. Ich bin erwachsen geworden.

Doch jede Aktivität hinterlässt irgendeinen bleibenden Eindruck im Leben – und das Verlangen, immer richtig zu trainieren, blieb mir stets erhalten.

Jahre später fand ich zu meiner Überraschung den Rat meiner Basketballtrainerin auch bei Sarah Kay, einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen, wieder. Inmitten ihrer Gedanken und Metaphern über Liebe aus dem Gedicht mit dem treffenden Namen „Postcards“ schrieb Sarah: „Übung macht nicht den Meister. Übung bleibt.“

Nun, möge eure richtige Übung dafür sorgen, dass eure Perfektion bleibt.

Ob ihr ein Turnierveteran seid oder neu in der Szene, vom Friday Night Magic bis zur Pro Tour – ich hoffe, ich konnte euch helfen, euren Testpartien eine etwas klarere Richtung vorzugeben.

Habt ihr Fragen, Anmerkungen oder Gedanken? Dann kontaktiert mich gern via Twitter, Tumblr oder per E-Mail auf Englisch an BeyondBasicsMagic@Gmail.com. Ich freue mich immer, von euch zu hören!

Viel Spaß beim Testen und beim Magic-Spielen! Wir sehen uns nächste Woche!

Gavin
@GavinVerhey
GavInsight