Lass uns tauschen!
Unangekündigter Test! Runde Drei. Ihr seid Gaston – greift ihr hier an?
Wie bei den meisten Magic-Fragen auch ist euer erster Instinkt wahrscheinlich, als Antwort ein entschlossenes „Das kommt ganz darauf an!“ zu geben. Nehmen wir aber nun einmal eine ganz normale Situation an: Was würdet ihr tun?
Denkt darüber nach.
Lasst mich in der Zwischenzeit schon mal anfangen. Heute soll es ums Abtauschen gehen. Und nein, nicht darum, ob ihr euren Premium-Foil-Erzengel Avacyn gegen einen Nebligen Regenwald tauschen solltet – nein, wir sprechen heute über das Abtauschen von Kreaturen im Kampf.
Das passiert dann, wenn durch Angreifen und Blocken eine Kreatur stirbt und dafür sorgt, dass eine andere ebenfalls stirbt. Greife ich beispielsweise mit einer 2/2-Kreatur an und ihr blockt diese mit einer 2/1-Kreatur, dann ist das ein Abtauschen.
Es gibt eine Menge Dinge im Kampf, über die ich gern schreiben will. Also fangen wir diese Woche damit an, dass wir uns Kampfsituationen anschauen, bei denen Kreaturen abgetauscht werden.
Wann ist es richtig, abzutauschen? Wann ist es richtig, ein Abtauschen anzubieten? Und wann hält man sich besser zurück? Es gibt eine Reihe von Faktoren, die diese Entscheidung erleichtern.
Behaltet eure Antwort auf die obige Situation im Hinterkopf, während wir schon mal weitermachen.
Die Entscheidung liegt auf der Hand
Die offensichtlichste und unmissverständlichste Information liegt direkt vor euch: auf eurer Hand nämlich!
Das ist die Information, von der ihr wisst, dass sie in dieser Partie definitiv relevant ist und die euch bei der Entscheidung hilft, ob ihr abtauscht oder nicht.
Eine Möglichkeit, auf die es für gewöhnlich hinausläuft, sind Kreaturen.
Sagen wir, ihr seid Gaston und habt eine Ritterin des Pilgerwegs auf der Hand.
Ihr wollt unbedingt, dass sie durchkommt. Daher wollt ihr, dass euer Gegner hier abtauscht, denn das bedeutet, dass ihr die Ritterin spielen könnt und sie in der nächsten Runde ruhmvoll werden kann, sofern sie nicht daran gehindert wird.
Ich würde hier definitiv angreifen.
Verändern wir die Situation jetzt mal ein wenig.
Sagen wir, ihr seid nun Belle. Gaston greift mit seinem Ruhmsucher an. Ihr habt eine Ebene und eine Streitbare Inquisitorin auf der Hand. Was macht ihr?
Ihr könntet eure Kreaturen abtauschen, aber wenn ihr nur eine Runde wartet, hindert die Inquisitorin auf eurer Seite die 2/2er auf Gastons Seite praktisch daran, euch anzugreifen. Indem ihr den Zobel behaltet, versetzt ihr euch in die Lage, zurückzuschlagen oder – zusammen mit der Inquisitorin – es in der näheren Zukunft mit etwas Bedrohlicherem aufzunehmen. Ich würde in dieser Situation nicht blocken.
Eine weitere Situation, in der so etwas oft relevant wird, ist während einer Manaflut oder -knappheit.
Sagen wir, ihr habt keine Länder mehr auf der Hand, und das Nächste, was ihr spielen könnt, kostet vier Mana. In dieser Situation wollt ihr in jedem Fall abtauschen, um euch Zeit zu verschaffen, weitere Länder nachzuziehen.
Wenn ihr in dieser Situation an Gastons Stelle seid, solltet ihr nicht angreifen und versuchen, abzutauschen. Seid ihr in dieser Situation Belle, solltet ihr auf jeden Fall abtauschen, falls Gaston angreift. Einen Schadenswettlauf werdet ihr nicht gewinnen, und wenn ihr jetzt nicht abtauscht, werdet ihr in der nächsten Runde wahrscheinlich wieder vor der gleichen Entscheidung stehen.
Zusätzlich zur Größe der Kreatur und den Ländern auf der Hand spielt eine ganze Reihe anderer Karten in Magic in diese Entscheidung hinein. Habt ihr beispielsweise Peitschlodern auf der Hand, solltet ihr auf jeden Fall versuchen, euren Ruhmsucher abzutauschen. (Und falls ihr umgekehrt derjenige mit dem Bronzezobel seid, solltet ihr das nicht tun.)
Ihr solltet immer darüber nachdenken, was ihr auf der Hand habt und wie die Partie wohl verlaufen wird, wenn ihr ein potenzielles Abtauschen in Erwägung zieht.
Entscheidungen anhand der Strategie
Die Karten auf eurer Hand sind nur ein Aspekt dessen, was ihr über die Partie wisst. Einen weiteren großen Anteil macht das Wissen um eure Strategie aus.
Sagen wir, ihr seid an Gastons Stelle. Er spielt ein weiß-blaues Deck, das relativ stark auf Kontrolle ausgerichtet ist. Der Plan ist es, die Partie lange dauern zu lassen und durch einen Kartenvorteil und teure Karten zu gewinnen. Nun geratet ihr genau in die oben beschriebene Situation: Euer Ruhmsucher steht dem Bronzezobel des Gegners gegenüber.
Was macht ihr?
In diesem Fall würde ich nicht angreifen.
Dieses Deck gewinnt lange Partien. Wenn ihr die Partie also so sehr in die Länge zieht, wie ihr nur könnt, seid ihr im Vorteil. Daher wollt ihr keine zwei Schaden gegen zwei Schaden abtauschen. Ihr wollt Ressourcen fürs Earlygame abtauschen und eure Lebenspunkte schützen, denn euer Vorteil liegt im Lategame.
Es ist enorm wichtig, euer Deck gut zu kennen, um zu entscheiden, ob ihr abtauschen wollt oder nicht.
Es gibt zudem eine Reihe bestimmter Karten, die oft in diese Entscheidung hineinspielen. Sagen wir, in eurem Deck kommt Überrennen vor.
Mit Überrennen im Deck will man im Allgemeinen so wenig wie möglich abtauschen. Jede zusätzliche Kreatur wird wichtig, sobald Überrennen gewirkt wird. Das bedeutet nicht, dass ihr niemals abtauschen solltet – aber bei knappen, frühen Entscheidungen wie dieser macht ihr wenig falsch, wenn ihr es nicht tut.
Nehmen wir nun an, ihr spielt ein schnelles, aggressives Deck. Seid ihr Gaston, dann solltet ihr hier wahrscheinlich angreifen. Seid ihr Belle und werdet angegriffen, dann solltet ihr nicht blocken.
Und warum? Nun, wenn ihr Gaston seid, aggressiv spielt, den Gegner angreift und dieser nicht blockt, dann sind das einfach so zwei Schaden. Greift ihr an und der Gegner blockt, dann tauscht ihr einfach nur ab – und das passiert sowieso irgendwann und betrifft nur eine relativ schwache Kreatur, die so zudem den Weg für eure stärkeren Kreaturen freiräumt.
Gaston sollte außerdem berücksichtigen, wie gut er sein Deck kennt. Ist sein Deck voller billiger Entfernungszauber, bedeutet die Möglichkeit, etwas Schaden durchzubringen, sobald der Zobel weg ist, dass es wahrscheinlich besser wäre, sich zurückzuhalten. Ist sein Deck jedoch voller 3/2-Kreaturen, sollte er lieber abtauschen.
Seid ihr Belle und spielt ein aggressives Deck, dann ist euer Plan, so schnell wie möglich so viel Schaden wie möglich auszuteilen: Ihr bringt also lieber zwei Schaden mit eurer Kreatur in eurer Runde durch, anstatt durch Blocken abzutauschen. Zwei Punkte weniger Schaden zu erleiden, ist wahrscheinlich weniger relevant, als dem Gegner zwei Punkte Schaden zuzufügen.
Es ist sehr wichtig, euer Deck gut zu kennen, um zu entscheiden, wann ihr abtauscht und wann nicht.
Entscheidung anhand der Strategie eures Gegners
So wie ihr eure eigene Strategie kennen müsst, ist das Wissen um die eures Gegners nicht minder unabdinglich. Wie der chinesische Philosoph und Stratege Sun Tzu einst sagte: „Wenn du deinen Feind kennst und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten.“ Er mag zwar hinsichtlich der Schlachten in Magic leicht übertrieben haben, aber der chinesische Meister liegt damit gar nicht so weit daneben.
Ihr werdet nicht immer genau wissen, was euer Gegner vorhat – wenn ihr es aber tut, dann könnt ihr das stets zu eurem Vorteil einsetzen.
Sagen wir, ihr seid Gaston. Euer Deck ist zwar ein relativ gewöhnliches Midrange-Limited-Deck mit einer durchschnittlichen Kurve, aber ihr wisst, dass Belles Deck extrem aggressiv ist und voller Karten für zwei oder drei Mana steckt. In diesem Fall wollt ihr nicht angreifen. Es ist die typische Frage danach, wer eigentlich gerade gewinnt: In diesem Fall ist es der Gegner, und daher wollt ihr abtauschen, bis ihm die Ressourcen ausgehen, um dann bis ins Lategame zu überleben. Selbst wenn euer Deck normalerweise nicht auf Kontrolle ausgelegt ist wie in dem vorherigen Beispiel, so wird es in dieser Situation zu einem Kontrolldeck.
Seid ihr hingegen Belle und wisst, dass Gaston superaggressiv spielt, wollt ihr seine Angriffe auf jeden Fall blocken. Ähnlich wie in der vorherigen Situation solltet ihr zum Kontrolldeck werden wollen und versuchen, eure Lebenspunkte zu schützen, um mit größeren Kreaturen zu gewinnen.
Aufwärts und abwärts abtauschen
Okay, wir sind jetzt eine Menge Beispiele mit sehr ähnlichen Kreaturen durchgegangen. Das lässt sich zwar auf eine ganze Reihe weiterer Interaktionen zwischen ähnlich großen Kreaturen ausweiten, doch das ist nicht die einzige Art von Abtausch, die vorkommt. Manchmal sind Kreaturen unterschiedlicher Größe im Spiel. Was macht man dann?
Eine extrem vereinfachte Faustregel ist: Man will immer aufwärts abtauschen und vermeiden, abwärts abzutauschen.
Sagen wir, Gaston hat in dieser Situation einen Glasgolem und Belle noch immer ihren Bronzezobel.
Seid ihr in dieser Situation Gaston, solltet ihr es auf jeden Fall vermeiden, den Glasgolem gegen den Bronzezobel abzutauschen – und falls Belle die Gelegenheit hat, genau das zu tun, dann sollte sie das auch.
Eine 6/2-Kreatur ist viel, viel größer als ein Bronzezobel. Selbst wenn er jetzt nicht durchkommt – irgendwann wird der Weg frei sein, denn vielleicht muss der Bronzezobel anderswo blocken oder hat einen Schock abbekommen. Und dann kann der Golem einfach durchbrechen. Auch falls er ewig nur verteidigt, ist der Glasgolem wesentlich effektiver, denn er kann mit den meisten großen Kreaturen abtauschen.
Es gibt natürlich Ausnahmen, aber im Allgemeinen ist das ein schlechter Tausch für Gaston.
Das Abwägen von Fähigkeiten
Bis zu diesem Punkt haben wir größtenteils über Vanilla-Kreaturen gesprochen: solche Kreaturen also, die außer einer Kreatur zu sein wenig anderes können. Ein Großteil der Karten in Magic hat jedoch natürlich Fähigkeiten! Wie wägt man denn nun ab, ob man diese abtauschen will oder nicht?
Schauen wir uns als Beispiel einmal folgendes Szenario an. (Nehmen wir an, derzeit befinden sich keine Karten auf den Friedhöfen.)
Diese Kreaturen könnten miteinander abtauschen, wenn es dazu käme – aber ist es das wert? Wird es je passieren? Gehen wir ganz genau ins Detail.
Gastons Kreatur ist größer – aber Fliegen ist eine extrem wertvolle Fähigkeit. Wo eine 3/2-Kreatur von einer großen Anzahl beliebiger anderer Bodenkreaturen deklassiert werden kann, bleibt ein 2/1-Flieger so lange relevant, bis der Gegner einen Flieger mit einer Widerstandskraft von 3 oder eine Kreatur mit Reichweite spielt.
Natürlich hat Gastons Kreatur hier auch eine relevante Fähigkeit: Sie wird ziemlich stark, sobald das Delirium einsetzt.
Wie wägt man diese verschiedenen Dinge nun gegeneinander ab?
Dieser Prozess besteht aus einer Reihe von Schritten. Der erste ist der, alles, was wir bisher besprochen haben – das Wissen um die eigene Hand und die beteiligten Decks –, voll zu berücksichtigen. Dann müsst ihr dieses Wissen hernehmen und damit so weit wie irgend möglich in die Zukunft sehen.
In die Zukunft sehen? Ja!
Was ich damit meine, ist, all diese Informationen zu verwenden, um sich zu überlegen, wie diese Partie ausgehen könnte. Hat Gaston beispielsweise jede Menge anderer Kartentypen auf der Hand, die demnächst auf seinen Friedhof wandern, dann möchte er nicht abtauschen.
Weiß er anderseits jedoch, dass in seinem Deck nur wenige fliegende Kreaturen vorkommen (und hat er die letzte Partie vielleicht gar wegen Belles Ansturm mit Fliegern verloren), dann wird er diese Kreatur liebend gern loswerden wollen. Wäre ich hier Gaston, dann würde ich im Allgemeinen angreifen.
Tut Gaston das, wird Belle ähnliches Wissen für ihre Entscheidung heranziehen. Hat sie in der Tat die letzte Partie dank fliegender Kreaturen gewonnen und weiß, dass Gaston nur wenige davon hat, nimmt sie vielleicht lieber den Schaden. Hat sie jedoch nur wenig Länder und braucht Zeit, um sich zu stabilisieren, oder droht sie, das Rennen zum Sprengelwächter zu verlieren, dann will sie hier vielleicht abtauschen.
Greift Gaston an, erfährt sie allerdings etwas ganz Bestimmtes: Gaston ist mit diesem Tausch einverstanden. Und das ist eine recht wertvolle Information. Und das bringt uns zu ...
Denkt wie euer Gegner
Im Kampf hat der Verteidiger stets mehr Informationen als der Angreifer. Und warum? Weil er seine Entscheidungen als Zweites trifft!
Das bedeutet, dass ihr, wenn ihr hier Belle seid, euch die allerwichtigste Frage in Magic stellen müsst: „Warum hat mein Gegner das getan?“
Schaut euch diese Situation an:
Gaston spielt seinen Wahnsinnigen Propheten und greift damit an. Wenn ihr Belle seid, dann sagt euch das etwas: Gaston hat kein Problem damit, seinen Wahnsinnigen Propheten gegen euren Dämmerglanz-Beschwörer abzutauschen. Es ist unwahrscheinlich, dass er andernfalls angreifen würde. Es sagt euch auch, dass seine Hand wahrscheinlich ziemlich gut ist oder er nur wenige andere Möglichkeiten hat, mit dem Beschwörer fertigzuwerden, denn er greift ja an, statt nach etwas zu suchen.
Diese Information könnt ihr dann nutzen, um herauszufinden, ob ihr abtauschen wollt oder nicht. Wenn der Gegner will, dass ihr etwas Bestimmtes tut, ist das meist ein gutes Zeichen, dass ihr es nicht tun solltet oder dass ihr etwas wisst, was der Gegner nicht weiß.
Trickreichtum
Etwas, was es in solchen Situationen immer zu bedenken gilt, ist eine Ikone in Magic: der Kampftrick!
Karten wie Riesenwuchs trachten danach, das Abtauschen von Kreaturen hin zum Abtauschen von Zaubersprüchen zu verschieben. So was kann man immer effektiv einsetzen, um ohne Angst anzugreifen – es ist allerdings wichtig, sich zu vergewissern, ob man den Trick tatsächlich anwenden will!
Nehmen wir nun mal diesen Zustand des Spielfeldes.
Hier hat Gaston einen Mächtigen Sprung, und falls Belle blockt, kann er ihn dazu verwenden, ihre Kreatur zu erledigen. Bäm! Das klingt ziemlich grandios, oder?
... Tja, nicht wirklich. Gaston verwendet seine zweite Aktion, um den Mächtigen Sprung als Entfernungszauber einzusetzen – im Grunde wie eine Klinge des Schicksals, die auch dafür sorgt, dass die Kreatur des Gegners keinen Schaden mehr verursacht – und diesen Zobel zu töten und seinen Ruhmsucher zu behalten. Wenn ich Belle wäre und Gaston diesen Zug machen würde, würde ich innerlich jubeln.
Der Angriff ist immer noch in Ordnung, aber ich würde den Trick hier nicht einsetzen, wenn Belle blockt. Der Mächtige Sprung wird sehr wahrscheinlich später noch nützlich sein. Wäre es ein Verband oder so etwas, was mich keine Karte kostet, um es auszuspielen, und was nur ein Mana kostet, sodass ich einfach etwas anderes für zwei spielen kann, dann wäre das schon interessanter.
Die Moral von der Geschichte beim möglichen Einsatz von Tricks ist, dass ihr euch auch wirklich sicher sein solltet, ob ihr sie in einer bestimmten Situation nun einsetzen wollt oder nicht!
Kreaturen sind, was sie sind
Eine Sache, auf die ich kurz eingehen will, ist der Unterschied zwischen „starken Kreaturen“ und „schwachen Kreaturen“. Sobald eine Kreatur auf dem Tisch liegt, ist sie dort, um ihr Ding zu machen – ganz egal, wie wenig oder wie sehr ihr sie beachtet.
Schaut euch diese Situation an:
Der Kaminbold ist als 1/2-Flieger mit einer relativ schwachen Fähigkeit für fünf Mana schon eine ziemlich nutzlose Karte. Die Vendilion-Clique ist eine extrem mächtige Karte, die auf allen Stufen des Spiels gespielt wird.
Wägt ihr nun ihre relative Stärke ab, um zu entscheiden, ob ihr abtauschen wollt, dann sieht es für Belle ziemlich finster aus! Es lohnt sich viel mehr, die Vendilion-Clique zu behalten.
Das spielt hier jedoch keine Rolle: Belle muss erkennen, dass sie dieses Rennen nicht gewinnen wird! Ihr Gegner ist bei 20, sie selbst bei 3! Nimmt sie diesen Schaden und greift danach mit der Clique an, dann wird der Bold sie trotzdem in zwei Zügen töten.
Der Ruhmsucher versus den Bronzezobel ist eine viel, viel weniger klar erkennbare Variante dieses Effekts: Der Sucher als 2/2 für zwei Mana ist besser als der Zobel als 2/1 für zwei Mana. Solange es in eurem Deck jedoch nicht von Kreaturen mit einer Stärke von 1 wimmelt oder ihr eine Menge doppeltes Blocken erwartet, sind sie sich ähnlich genug, als dass ich sie in Hinsicht auf den Tausch als gleichwertig betrachten würde.
Adrian Sullivan nannte das mal die geheime „Lausig“-Mechanik, bei der der Gegner schlecht um schwache Karten herumspielt. Und während ich mir zwar wahrlich kaum große Mühe geben würde, Karten vom Kaliber eines Kaminbolds in meinem Deck unterzubringen, so bedenkt doch bitte, dass ihr eine Kreatur als das behandeln solltet, was sie ist, sobald sie auf dem Tisch liegt und ihre Kosten bezahlt wurden. Ganz im Sinne von Ke$has „Sie sind, was sie sind“ gilt: Es spielt keine Rolle, ob ein 3/3-Flieger den Gegner ein oder sieben Mana gekostet hat – es ist immer noch ein 3/3-Flieger.
„Blocken?“
Und schließlich eine letzte und sehr wichtige Anmerkung: Manchmal wird der Gegner einfach nicht blocken!
Es ist zwar immer der Verteidiger, der diese Entscheidung trifft, aber er hat nicht alle Informationen, die ihr habt. Oftmals sieht er es auch einfach als eine Art Münzwurf an, wenn er entscheidet, ob er blockt oder nicht. (Obwohl wir, die wir nun diesen ganzen Artikel gelesen haben, hoffentlich wissen, dass diese Entscheidung eben viel mehr als das ist.)
Es ist wichtig, alles zu berücksichtigen und alle Faktoren, die wir besprochen haben, durchzugehen. Will euer Deck jedoch Schaden machen und die Entscheidung in eurem Kopf ist knapp, dann würde ich immer den Angriff vorziehen.
Kehren wir nun also zur Ausgangssituation in diesem Artikel zurück. Zurück zum Ruhmsucher versus den Bronzezobel. Was macht ihr?
Habt ihr eure Antwort?
Ich persönlich? Wäre ich Gaston, würde ich definitiv angreifen, und wäre ich Belle, würde ich definitiv blocken. Das ist ein ungewöhnliches Szenario, denn wenn beide Spieler mit dem Ausgang einer Situation einverstanden sind, so bedeutet dies in der Regel, dass einer von ihnen falschliegt. Aber hier hat man einfach nicht genug Informationen. (Man könnte natürlich argumentieren, dass man hier nicht abtauschen will, wenn man selbst der bessere Spieler ist, da kompliziertere Boardzustände dem besseren Spieler entgegenkommen – aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel!)
Natürlich wird all das von den vielen, vielen Faktoren beeinflusst, über die wir bereits gesprochen haben: Keine Entscheidung in Magic wird wirklich ganz ohne jeden Kontext getroffen.
Und natürlich kann man hier auch trefflich diskutieren: Verschiedene Leute spielen in Kampfsituationen unterschiedlich. Beim Schreiben dieses Artikels habe ich auf Twitter rumgefragt und eine ganze Reihe stark voneinander abweichender Antworten bekommen.
Im Allgemeinen waren die Leute sehr viel eher dazu geneigt, anzugreifen, und nur etwa ein Fünftel wollte sich zurückhalten.
In Runde 2 spielt ihr den Ruhmsucher mit 2/2. Der Gegner spielt den Bronzezobel mit 2/1. Greift ihr unter diesen Umständen in Runde 3 an?
— Gavin Verhey (@GavinVerhey) 15. Juni 2016
Ein paar Pros mischten sich ein. Einige äußerten sich mit einem klaren Ja. Der ehemalige Level One-Kolumnist Reid Duke sieht die Sache ähnlich.
@Gildoreth @GavinVerhey Ja, ich glaube, diese Situation läuft immer darauf hinaus, dass der Ruhmsucher angreift und der Bronzezobel blockt.
— Reid Duke (@ReidDuke) 16. Juni 2016
Limited-Spieler Ryan Spain brachte einen guten Punkt an: Der Spieler mit offenem Mana ist immer im Vorteil – obwohl er nicht notwendigerweise Kapital daraus schlagen kann, solange er nicht wirklich einen Trick hat, für den er es ausgeben kann.
@GavinVerhey Die Frage ist ziemlich sinnlos, da es in Magic immer um den Kontext geht, aber: Angriff, weil der Spieler mit offenem Mana im Vorteil ist.
— Ryan Spain (@RyanSpain) 15. Juni 2016
Umgekehrt nimmt der Hall of Fame-Spieler Paulo Vitor Damo da Rosa die Gegenposition ein. Anstatt die Macht in die Hände des Gegners zu legen, würde er lieber abwarten und Informationen darüber sammeln, was der Gegner vorhat, um Hinweise auf eine mögliche Strategie zu erhalten.
@GavinVerhey Wenn ich ganz ohne Kontext antworten soll, sage ich Nein, denn der Angriff überlässt dem Gegner die Entscheidung.
— Paulo Vitor (@PVDDR) 16. Juni 2016
Paulo und ich haben uns nach dem Tweet etwas via PN unterhalten, da wir die Frage beide spannend fanden. In einigen Punkten stimmen wir überein, in anderen nicht. Er erwähnte, dass er vielleicht ebenfalls darüber schreiben wird – haltet also die Augen nach etwas Ähnlichem von ihm offen, nachdem dieser Artikel hier erschienen ist.
Ich glaube allerdings, dass Brian Braun-Duin alles in allem gesehen auf der richtigen Fährte ist.
@GavinVerhey Es gibt jede Menge Kontext, um die Frage zu beantworten. Man nennt eine Karte doch nicht Ruhmsucher, wenn sie einfach nur zu Hause sitzen bleibt.
— Brian Braun-Duin (@BraunDuinIt) 16. Juni 2016
Da ist was dran, Brian. Da ist was dran.
Jetzt habe ich deutlich mehr über den Ruhmsucher und den Bronzezobel geschrieben, als ich es je für möglich gehalten hätte. Hoffentlich hat euch das Lesen Spaß gemacht!
Ich konzentriere mich zwar mehr auf illustrierende Beispiele oder solche aus dem Limited, aber einige der Erkenntnisse lassen sich auch direkt ins Constructed übertragen. Ein interessanter Ansatz dort ist, dass ihr nach den ersten paar Runden oft eine deutlich bessere Idee vom Aufbau des gesamten Decks eures Gegners habt und euch das natürlich zum Vorteil machen könnt! Nutzt dieses Wissen weise.
Und das war‘s auch schon für diese Woche! Nächste Woche bin ich wieder da. Falls ihr irgendwelche Anmerkungen oder Rückmeldungen habt, dann sendet mir doch gerne einen Tweet oder stellt mir eine Frage auf meinem Tumblr – mögt ihr lieber E-Mails schreiben, dann erreicht ihr mich unter BeyondBasicsMagic@Gmail.com.
Möge euer Ruhmsucher stets Ruhm finden