Standard-Vorgehensweise
Ihr habt unlängst mit dem Spielen angefangen und besitzt die eine oder andere Karte. Ihr baut Decks. Ihr habt ein gewisses Gespür für Strategien entwickelt. Doch was kommt als Nächstes?
Ihr kehrt nach einer Pause wieder zu Magic zurück und wollt wissen, wie die neuen Sets so sind. Was ist denn gerade so angesagt?
Ihr wollt üben, um eines Tages auf der Pro Tour zu spielen, und die Strategien und den Deckbau bei Magic auf höchstem Niveau verinnerlichen. Welches Format spielt ihr denn da am besten?
Ganz egal, was davon auf euch zutrifft, meine Antwort darauf, welches Constructed-Format ihr am besten spielen solltet, ist immer die gleiche: Standard!
Standard ist eines der größten Formate in Magic. Ob ihr nur in eurem örtlichen Spieleladen oder auf dem höchstmöglichen Niveau spielen wollt: Standard ist ein Format, das ihr sehr gut kennen solltet. Ja, es verändert sich kontinuierlich, aber viele der besten Vorgehensweisen und der übelsten Fallstricke bleiben tendenziell gleich.
Lasst uns heute also über Standard sprechen: Was ist es und wie baut man am besten Decks dafür?
Was ist Standard?
Stellen wir zunächst sicher, dass wir von der gleichen Sache reden, wenn wir Standard sagen.
In Magic gibt es eine überwältigend große Anzahl an Karten. Mehr als 16.000 verschiedene Karten sind gedruckt worden, und ich liebe zwar die schier unendlichen Möglichkeiten, die daraus entstehen, aber es ist doch recht schwierig, den Überblick zu behalten.
Würden wir mit jeder verfügbaren Karte spielen, würden die besten Strategien außerdem immer nur die gleichen bleiben. Ja, neue Karten machen einen Unterschied – aber wir würden nicht viele größere Veränderungen sehen.
Auftritt: Standard.
Standard ist ein rotierendes Format. Das bedeutet, dass Sets neu dazukommen und wieder verschwinden. Dadurch wird gewährleistet, dass nichts allzu lange dominiert. Und wenn ihr gerade erst anfangt, dann sind es die Karten, die ihr besitzt – und nicht welche, die vor zwanzig Jahren gedruckt wurden –, mit denen die Leute spielen.
Und so funktioniert das Ganze: Zu jedem Zeitpunkt befinden sich die Karten aus bis zu zwei Jahren – oder insgesamt acht Sets – im Standard. Ein Jahr beginnt mit dem Herbstset. Sobald das erste Set des dritten Jahres erscheint – also das neunte –, rotiert ein ganzes Jahr raus, sodass noch fünf Sets im Standard bleiben. Und danach beginnt wieder alles von vorn.
Im Augenblick besteht Standard beispielsweise aus Kampf um Zendikar, Eid der Wächter, Schatten über Innistrad, Düstermond und Kaladesh. Wenn im Januar dann Äther-Rebellion erscheint, kommt es auch noch dazu. Das Gleiche gilt für Amonkhet im Frühling und Stunde der Vernichtung im Sommer. Erscheint jedoch das nächste Herbstset mit dem Codenamen „Ham“, werden Kampf, Eid, Schatten und Düstermond rausrotieren, um Platz für ein völlig neues Spielerlebnis zu schaffen. Und danach beginnt der komplette Prozess von vorn.
Es ist ein ständiger Kreislauf: raus mit dem Alten, rein mit dem Neuen!
Habt ihr in diesem Zusammenhang etwas anderes gehört, dann beachtet bitte, dass es sich hierbei im Vergleich zu dem, was ihr vielleicht gelernt habt, noch um eine recht junge Veränderung handelt. Jetzt bleiben eure Karten sogar noch länger legal!
Okay, da wir jetzt also festgelegt haben, was Standard ist: Wie baut man denn am besten Decks dafür?
Gute Frage, meine Freunde! Schauen wir uns die drei Dinge an, die euch im Standard erwarten.
1. Die neuen Strategien funktionieren
In einem Format, in dem beinahe jede Karte legal ist, werden neue Karten im Verlauf der Zeit deutlich weniger stark auffallen. Je mehr Karten es gibt, desto stärker muss sich jede neue Karte an allem anderen messen lassen, was es bereits gibt.
Standard ist der Ort, an dem spannende neue Mechaniken richtig einschlagen!
Mit weitaus weniger Sets, die miteinander konkurrieren, und einer wesentlich handhabbareren Umgebung erlaubt es Standard den Mechaniken, die ihr beim Draften oder beim einfachen Durchgehen der Karten seht, einen ordentlichen Auftritt hinzulegen.
Schauen wir uns beispielsweise Kaladesh an.
In Kaladesh gibt es einige neue, spannende Mechaniken – Energie etwa. Energie ist etwas, was ihr in vielen Kaladesh-Boostern finden werdet, doch da es keine anderen Karten mit Energie in Magic gibt, ist Standard das Format, in dem ihr Energie am häufigsten begegnen werdet.
Wenn ihr Energie mögt und ein Deck um diese Mechanik herum bauen wollt, ist Standard genau der richtige Ort dafür! Und aus diesem Format sind auch tatsächlich bereits Decks wie das Rot-Grün-Energie-Beatdown und sogar ein Wunder des Ätherwerks als starke Konkurrenten hervorgegangen.
Wenn ihr versucht, ein Standard-Deck zu bauen, reicht es mitunter schon, euch Dinge anzusehen, die gut zusammenarbeiten und sie in ein Deck zu tun, das dann halbwegs vernünftig funktioniert.
Nicht jede Mechanik bietet sich an, um sie herum zu bauen, aber sogar so etwas wie Fabrizieren kann schon zu einer Strategie führen.
Dabei handelt es sich nicht unbedingt um Karten, die auf die gleiche Weise nach Fabrizieren rufen wie etwa Fahrzeuge oder Energie, aber es sind Karten, die gut dazu passen und verstärkend wirken. Karten beispielsweise, die alle Kreaturen stärker machen, passen gut zum Erzeugen einer Menge Spielsteine.
Im Standard funktionieren die neuen Synergien, die man erwartet, auch tatsächlich.
2. Die starken neuen Karten können glänzen
Mit einer geringeren Anzahl an Karten im Format fällt es einzelnen Karten leichter, wirklich aufzufallen – und das bedeutet, dass diese tolle seltene Karte, die ihr gezogen habt, wahrscheinlich wirklich sehr stark ist!
Wenn mir eine neue Karte unterkommt, die toll aussieht und mit der ich spielen will, gibt es wirklich immer die Möglichkeit, dass sie echt schön funktioniert und im Standard gut ist. Das finde ich super.
Nicht nur Synergien können im Standard glänzen, sondern auch tolle neue Karten. Eine absolut valide Spielweise ist es, einige tolle Karten in ein Deck zu tun, sich zu vergewissern, dass man eine vernünftige Manakurve hinbekommt, und sich dann einfach hinzusetzen und zu spielen.
Wenn ihr als neuer Spieler versucht, ein Deck fürs Standard zu bauen, dann versucht es doch mal mit dieser Methode. Nehmt eure Lieblingskarten, achtet darauf, dass sich ihre Manakosten unterscheiden (damit ihr nicht nur einen Haufen Karten für fünf Mana habt, so verlockend das auch sein mag) und spielt einfach. Dieses Format ist üblicherweise etwas langsamer. Ihr habt also Zeit, Dinge aufzubauen und dann eure Lieblingskarten zu spielen.
Wird euer erstes auf diese Weise gebautes Deck die Pro Tour gewinnen können? Nun, wahrscheinlich nicht, aber es wird wohl gut genug sein, um beim Friday Night Magic mitzuspielen und euch eure Hörner im Standard abzustoßen.
3. Die typischsten Archetypen funktionieren
Magic ist ein langes und verschachteltes Spiel mit einer komplexen Deckbaugeschichte. Im Laufe der Jahre tauchten jedoch immer wieder grundsätzlich ähnliche Decks auf. Blaue Kontrolle. Grüne Manabeschleunigung. Weiße Aggro. Und Standard ist der Ort, an dem euer liebster Archetyp am wahrscheinlichsten auftauchen wird! (Und man kann hier auch gut lernen, was die Archetypen sind!)
Nicht jeder Archetyp ist notwendigerweise zu jedem Zeitpunkt gleich stark, doch wenn es einen Decktypen gibt, den ihr gern spielen – oder erlernen – wollt, dann ist Standard eine Umgebung, in der ihr das, was ihr braucht, leicht zusammenbauen und ausprobieren könnt.
Das Erste, was ich bei jedem neuen Standardformat mache, ist, meine liebsten Decktypen mit ganz neuen Karten nachzubauen. Wie sieht denn Blau-Weiße Kontrolle hier aus? Wirkt ein Direktschadendeck hier stark genug? Auf welche große Kreatur sollte ich am schnellsten hin beschleunigen? Sich anzugewöhnen, auf diese Weise Decks zu bauen, hilft euch nicht nur dabei, starke Decks zu erkennen, sondern verbessert auch euren Deckbau insgesamt.
Standardverfahren
Hoffentlich hat euch dieser Blick aufs Standard gefallen! Ganz gleich, ob ihr ein Neueinsteiger oder ein alter Hase seid: Probiert das aktuelle Format doch mal aus!
Besonders jetzt, da gerade überall auf der Welt die Standard Showdowns stattfinden, ist es eine tolle Zeit, ein Standard-Spieler zu sein!
Habt ihr Fragen oder Anmerkungen? Ich freue mich immer, von euch zu hören! Schickt mir gern einen Tweet oder stellt mir eine Frage auf meinem Tumblr. Ihr könnt mir auch gern eine E-Mail (auf Englisch) an BeyondBasicsMagic@gmail.com schreiben.
Nächste Woche geht es dann mit „Beyond the Basics“ weiter. Wir sehen uns dann!