„Also, was ist Magic?" , fragen sie mich. Ihr wisst schon: Sie. Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Nichten, Neffen, Freundinnen, Freunde, Kollegen, Fremde. Einfach jeder.

Es ist unvermeidlich, dass die Frage so allumfassend ist, denn Magic: The Gathering ist ganz anders als, naja, alles andere. Sie kennen Schach, aber Magic ist fast, aber nicht ganz wie Schach. Sie kennen Kartenspiele wie Bridge, aber wieder: Magic ist fast, aber nicht ganz wie diese. Selbst für Gamer sind die kleinen Details bei Magic – und, viel wichtiger, ihre Auswirkungen – nicht ganz einfach zu begreifen. Für die meisten Leute, die dieses „sie“ bilden, ist Magic eine vollkommen andere Welt.

„Also, was ist Magic?" Diese Frage möchte ich beantworten. Heute nur kurz, im weiteren Verlauf dieser Kolumne dann ausführlich.

Magic ist eines der tollsten Spiele der Welt. Ich habe keine Scheu, diese mutige Behauptung aufzustellen, einfach deshalb, weil Magic: The Gathering so viele verschiedene Leute anspricht. Magic ist etwas für Sammler, Deckbauer, Leute, die Freude an der Hintergrundgeschichte oder den Bildern eines Spiels haben, und natürlich: Spieler. Es eignet sich für Spieler wie mich, die praktisch jeden Tag ihres Lebens spielen, und für Spieler wie so viele meiner Freunde, die nur gelegentlich, ein-zwei Mal im Jahr, zum Spielen kommen.

An dieser Stelle scheint mir übrigens eine Vorstellung angebracht: Mein Name ist Reid Duke, und während der letzten neunzehn Jahre (also seit ich fünf war), war ich all diese Menschen: Der Spieler, der Deckbauer, der Sammler und der, der die Welt von Magic geliebt hat. Heute bin ich professioneller Magicspieler und -autor.

In dieser Kolumne soll es jedoch weniger um die Story von Magic, die Illustrationen oder das Sammeln gehen. Vielmehr möchte ich hier für jeden, absolut jeden, schreiben, der vor hat, eines Tages kompetitiv Magic zu spielen. Mein Ziel ist es, euch von den einfachen Grundprinzipien von Magic bis zu dem Punkt zu führen, an dem ihr auf Pro Tour Qualifier (PTQ)-Niveau spielen könnt. Und hier fangen wir damit an.

Schauen wir uns also ohne weitere Umschweife an, wie sich Magic spielt.

Was macht Magic zu Magic

Es mag nicht sonderlich präzise sein, aber wenn ich diese Frage – auf einer Cocktailparty zum Beispiel – mit nur einem kurzen Satz beantworten müsste, dann wäre es dieser: „Stell dir Magic wie eine Mischung aus Schach und Kartenspielen vor.“

Magic hat einiges mit Schach gemeinsam, aber es gibt auch wesentliche Unterschiede. Beides sind Strategiespiele gegen einen anderen Spieler. Im Grunde sind die Kreaturen wie Schachfiguren und die Zaubersprüche einfach eine weitere Ebene, die sie unterstützen. Beide Spiele erfordern strategisches Denken, Vorausplanung und einen Blick für günstige Gelegenheiten. Beim Schach jedoch ist das ganze Spiel offen auf dem Tisch ausgebreitet, während es bei Magic Ungewissheiten gibt.

Brad Rigney

Varianz

Es gibt zwar eine Reihe von Variablen bei Magic-Turnieren, aber letztendlich ist die auffallendste, dass ihr schlicht nicht wissen könnt, welche Karte als nächstes oben auf der eigenen Bibliothek (oder der des Gegners) liegt.

Beim Schach geht es darum, viele Züge vorauszuplanen. Das gilt ebenso für Magic, jedoch mit der zusätzlichen Herausforderung, verschiedene Möglichkeiten durchdenken zu müssen. Was passiert, wenn ihr im nächsten Zug ein Land zieht? Was, wenn es eine Kreatur ist? Was, wenn der Gegner etwas zieht, wodurch er eine der Kreaturen töten kann, die ihr als Blocker vorgesehen hattet? Das Spiel zu spielen, ohne genau zu wissen, was die Zukunft bringt, verleiht ihm eine weitere Komplexitätsebene.

Auch führt es dazu, dass jedes Spiel anders ist, selbst zwischen zwei Spielern, die immer die selben beiden Decks verwenden. Es wäre schwierig, sich verschiedene Eröffnungen in Magic einzuprägen, wisst ihr doch nicht, was genau euch zur Verfügung steht, wenn das Spiel anfängt. Sagen wir, dass ich beim Schach immer zuerst meinen Springer bewege. Bei Magic kann es vorkommen, dass ich meinem „Springer“ gar nicht erst zur Verfügung habe! Und zudem beruht die Entscheidung, meinen Springer zuerst zu ziehen, darauf, wie er sich gegen die Figuren meines Gegners schlägt. Bei Magic wisst ihr nicht einmal sicher, welche Figuren der Gegner besitzt.

Geheime Informationen

Zusätzlich zu den Varianzen im Spiel gibt es zudem die Ungewissheit, dass ihr nicht wisst, welche Karten euer Gegner auf der Hand oder in seiner Bibliothek hat. Oft werdet ihr mit Situationen konfrontiert, in denen eine Entscheidung besser ist, sollte der Gegner einen Entfernungszauber auf der Hand haben, und eine andere, wenn das nicht der Fall ist. Vielleicht könntet ihr einen mächtigen Zauber wirken, aber ihr wartet damit lieber, falls der Gegner Auflösung hat. Solche Situationen können sich stark nach einem Ratespiel anfühlen, aber es gibt tatsächlich eine Reihe von Techniken, die euch helfen, die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Welche Fähigkeiten braucht ihr zum Spielen?

Die Kunst des Kartenspielens

In Hinsicht auf Varianz und geheime Informationen gleicht Magic eher einem Kartenspiel, das mit einem normalen Satz Karten gespeilt wird – wie Bridge zum Beispiel. Im Film mag Wild Bill Hickok das kleinste Zucken im Auge eines anderen Cowboys wahrnehmen und weiß sofort mit tödlicher Gewissheit, dass dieser ein Ass und die Pik-Acht auf der Hand hat. Solche Augenblicke sind jedoch (soweit ich weiß) reine Fiktion. Es gibt sicherlich Momente, in denen sich eine Vielzahl von Faktoren so kombinieren lassen, dass ihr eine ziemlich gute Vorstellung davon habt, was der Gegner auf der Hand haben könnte, aber ihr braucht sicher keine magischen Kräfte, um bei Magic oder einem anderen Spiel mit geheimen Informationen zu glänzen.

Meiner Erfahrung nach kommt es eher selten vor, dass sich zwei Magic-Spieler ein tödliches Anstarrduell liefern, um einen spielentscheidenden Bluff zu durchschauen. Auch sind die Momente, in denen ihr euren Taschenrechner auspackt, um zu berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ihr eine bestimmte Karte ziehen werdet, eher selten. Wenn ihr euren Gegner leicht durchschauen könnt, dann ist das toll! Wenn ihr ein blitzschneller Kopfrechner seid, dann solltet ihr das auf jeden Fall nutzen! Von Zeit zu Zeit sind solche Fähigkeiten wichtig, und sie helfen definitiv dabei, euer Spiel voranzubringen. Aber sie sind meiner Erfahrung nach bei weitem nicht das Wichtigste bei Magic.

Der Umgang mit der Ungewissheit in Magic ist weniger eine exakte Wissenschaft. Es ist vielmehr einfach wichtig, sich bewusst zu sein, dass sie existiert. In einigen Spielen werdet ihr nicht genug Länder ziehen. In anderen wiederum werdet ihr viel mehr Länder ziehen, als ihr gebrauchen könnt. Manchmal wird der Gegner ein ^Fleisch zu Staub gegen eure dicke Kreatur haben, und manchmal nicht. Diese Ungewissheit gibt es in jeder Partie Magic, und darum geht es auch! Alles, was ihr tun könnt, ist, euch darüber im Klaren zu sein, dass ihr nicht alles unter Kontrolle habt.

Die Kunst des Schachspiels

Die allerwichtigste Fähigkeit bei Magic ist es, einfach eure eigenen Karten gut zu spielen. Um das Spiel wahrhaft zu meistern, ist es sicher hilfreich zu lernen, euren Gegner zu durchschauen und euch in Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten zu üben , aber das kommt erst lange nachdem ihr gelernt habt, wie ihr die euch zur Verfügung stehenden Ressourcen eures Decks am besten einsetzt. Kurz gesagt: Konzentriert euch am meisten auf den „Schachaspekt“ (also das Spielfeld und die vorhandenen Informationen) und behaltet die „Kartenspielaspekte“, also die allgegenwärtige Varianz und geheimen Informationen einfach im Hinterkopf.

Im Verlauf dieser Kolumne werde ich euch eine ganze Reihe von Möglichkeiten aufzeigen, wie ihr eure Karten in einer Partie Magic besser ausspielen könnt. Heute jedoch soll es um die erste und wichtigste Fähigkeit im Magic gehen.

Craig J Spearing

Fokus

Andere Begriffe hierfür wären beispielsweise „Aufmerksamkeit“ oder „Spielpräsenz“. Dies ist keine natürliche Gabe, mit der einige Leute geboren werden und andere nicht. Jeder einzelne, der das hier liest, kann sich dazu zwingen, die nächste Parte Magic ein bisschen langsamer anzugehen, sich weniger ablenken zu lassen und während des Zugs des Gegners weiter über das Spiel nachzudenken, anstatt gedanklich abzuschweifen.

Wenn ihr gute Magicspieler werden wollt, ist Fokus das wichtigste , verhindert er doch, dass ihr kleine Fehler macht und erhöht so eure Chancen, Spiele tatsächlich zu gewinnen. So durchschaut ihr vielleicht ein paar mehr Hinweise auf die Karten, die euer Gegner vielleicht auf der Hand hat. Das Wichtigste ist aber zweifellos, dass ihr so euren Lernprozess beschleunigen könnt, da ihr viel besser versteht, was eigentlich passiert, und leichter ausmachen könnt, an welcher Stelle die Dinge richtig oder falsch laufen.

Fassen wir zusammen: Hier ist eine kurze Liste von Fähigkeiten, die sich ein Magic-Spieler aneignen kann, um sein Spiel zu verbessern:

“Schachfähigkeiten"

Allgemeines strategisches Denken: Wie könnt ihr gewinnen? Wie könnt ihr euren Gegner vom Gewinnen abhalten?

  • Gelegenheiten suchen: Ist der Gegner angreifbar? Ist dies ein guter Zeitpunkt, ihm Schaden zuzufügen?
  • Geduld: Ist das der richtige Zeitpunkt, anzugreifen? Manchmal ist es bei Magic besser, einfach abzuwarten. Lasst euch nicht dazu hinreißen, einen mächtigen Spielzug zu machen, nur, um einen mächtigen Spielzug zu machen.
  • Ein oder zwei Züge vorausdenken: Läuft dieses Spiel auf ein Wettrennen um Schadenspunkte hinaus? Wenn ja, wie könnt ihr sicherstellen, dieses Rennen zu gewinnen?

“Kartenspielfähigkeiten“

  • Varianz einplanen: Denkt daran, ihr müsst kein Mathe-Ass sein – wenn ihr zählen könnt, könnt ihr auch Magic spielen. Denkt nur immer daran, dass ihr nicht die volle Kontrolle darüber habt, was als nächstes oben auf der Bibliothek liegt, und versucht, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.
  • Geheimne Informationen berücksichtigen: Und Gedanken lesen müsst ihr auch nicht können. Ihr könnt nicht zu jedem Zeitpunkt genau wissen, was euer Gegner auf der Hand hat. Manchmal erhaltet ihr jedoch vielleicht einen kleinen Hinweis. Was ist am wahrscheinlichsten? Was ist der beste Spielzug für jede dieser Möglichkeiten?
  • Fokus: Seid im Spiel präsent, achtet auf alles, was sich auf dem Board befindet, geht es ruhig an, und agiert nicht überstürzt.

„Also, was ist Magic?" Das ist meine kurze Antwort auf eine komplizierte Frage. Schaut auch nächste Woche wieder vorbei, wenn ich auf einige weiterführende Konzepte in Magic eingehen werde. Geht es bis dahin ein bisschen langsamer an, durchdenkt die Dinge und denkt daran, euch zu konzentrieren.