Die Dross-Gruben stinken.

Du stehst am Fuße des Gewölbes und starrst die dampfende Schachtmauer hinauf. Von hier aus kannst du das Nekrogen an der Spitze der Basilika riechen. In kleinen Strudeln wirbelt es über dir durch die Luft, wie Gestalten, die dich hinauflocken. Das Kommen und Gehen zwischen den Sphären wird streng überwacht, aber dieser Schacht liegt weit genug außerhalb, dass niemand ihn beobachten wird. Zumindest niemand, der dich aufhalten könnte.

Illustration von: Campbell White

Du breitest deine Flügel aus und genießt die Spannung in deinen Schultern, während dein Körper das tut, wofür er geschaffen wurde. Nur wenige Flügelschläge reichen, um dich den Schacht hinauf durch die Nekrogenwolken zu befördern, die hinter dir Spuren in der Luft hinterlassen. Nichts stellt sich dir in den Weg. Nur ein paar Fiepser, die sich an die öligen Wände klammerten, drehen sich mit Knurrgeräuschen nach dir um, die jedoch schnell zu erbärmlichem Kreischen werden, als du mit einem Schlag deines Speeres ihre Köpfe von ihren Körpern trennst. Du riechst die Flüssigkeit, die aus ihnen herausquillt und in die Sphäre unter dir hinabregnet. Dort, wo dein Oberer auf Nachrichten deines Erfolges wartet.


„Ist dir der Verräter Geth ein Begriff?“

Du senkst schweigend den Kopf. Der Marmor unter deinen Knien ist kalt. Diese Frage bedarf keiner Antwort. Jeder kennt diesen Lich, den verdorbenen Phyrexianer mit unvollendetem Kopf. Ein unreiner Fleck auf makellosem Tuch.

„Ich möchte, dass du ihn findest, Ixhel. Ich möchte, dass du ihm ein Ende setzt.“

Du hebst deinen Blick langsam vom Boden.

Über dir steht der Thron, ein Podium mit funkelndem Ornament aus Knochen und Porzellan, reines phyrexianisches Handwerk. Die Sitzfläche ist leer; da es nun keine Notwendigkeit für Ratssitzungen mehr gibt, hat sich Elesh Norn, Mutter der Maschinen, zurückgezogen, um sich ihren Plänen zu widmen. Stattdessen kniest du vor Atraxa, der Großen Vereinerin und dem Grund für deine Existenz.

„Geth ist einer der sieben Stahl-Thane der Dross-Gruben, einer Sphäre, die uns schon erheblichen Ärger bereitet hat“, sagt Atraxa mit einer Stimme so schneidend wie ein Peitschenhieb. „Ich bitte dich, ihre Anzahl auf sechs zu reduzieren. Bring mir seinen schmutzigen Kopf.“

„So soll es sein“, sagst du mit fester Stimme. „Ich sehe keine Schwierigkeiten voraus.“

Atraxa macht ein gurgelndes Geräusch in ihrem Hals. „Nein“, sagt sie. „Natürlich nicht, nicht wahr? Schließlich bist du die perfekteste meiner Schöpfungen.“

Atraxa streckt ihre Hand nach dir aus, und du senkst deinen Blick schnell wieder auf den blutroten Teppich. Ihre Fingerspitzen streichen über deine Wange, und du spürst dort, wo eine geringere Kreatur vielleicht ihr Herz hätte, eine kurze Regung. Es ist etwas, das über Treue und das bloße Verlangen, die Maschinen-Orthodoxie im ganzen Multiversum zu verbreiten, hinausgeht.

Du ignorierst es und hoffst, dass es vorübergeht.

Bislang war dem immer so.


Du hältst nach einer Anhöhe Ausschau, was sich als schwieriger erweist als gedacht – diese Sphäre heißt nicht umsonst die Dross-Gruben. Die Landschaft ist flach und mit leuchtenden Tümpeln flüssigen, giftigen Nekrogens gespickt. Gedrungene, einfache Gebäude aus schwarz vergoldetem Knochen durchbrechen den Horizont. Du spürst, wie dein Gesicht sich verzieht. Du weißt, dass jede Sphäre einen Zweck in der perfekten Einheit Neu-Phyrexias erfüllt, aber du kannst nicht umhin, dich zu ekeln. Nicht wenn du die Erhabenheit der Bleichen Basilika als Vergleich heranziehen kannst.

Zum Glück sollte dies ein kurzer Ausflug werden. Deine an Atraxa gerichteten Worte waren kein Hochmut – du hast bisher jede Kreatur niedergestreckt, die sich dir entgegenstellte.

Auf dem Weg durch die Landschaft, deren ätzende Luft du einatmest, während du den leuchtenden Tümpeln aus dem Weg gehst, stößt du kaum auf Widerstand.

Schon bald kommt dein Vormarsch zum Stehen. Geths Festung zeichnet sich hinter der nächsten Anhöhe ab, aber der Weg ist durch eine hohe Klippe aus glänzend schwarzem Fels versperrt. Du könntest sie erklimmen, aber das würde dauern. Du könntest darüber hinwegfliegen, aber das würde der gesamten Sphäre deine Anwesenheit verkünden, was du, wenn möglich, vermeiden sollst. Von einer verzweifelten Lage bist du noch weit entfernt.

Als du in den Schatten der Felswand trittst, siehst du den Umriss eines Tors. Es sieht aus, als könnte es fast natürlichen Ursprungs sein, als ob die übersättigte Atmosphäre dem Gestein einen eigenen Verstand verliehen hatte, wie einem Dominus. Es ist kein Riegel oder Schloss zu sehen. Stattdessen findest du eine Reihe abgerundeter Vertiefungen, die in Schulterhöhe fächerförmig angeordnet sind. Du drückst deine Handfläche gegen eine davon.

Ein tiefer Ton pocht aus dem Fels heraus. Du trittst einen Schritt zurück. Er verhallt so schnell, dass du dir nicht sicher bist, ob du ihn wirklich gehört hast. Du drückst erneut auf die Stelle. Der gleiche Ton kommt. Du drückst nacheinander auf jede der Vertiefungen, und jede erzeugt einen etwas anderen Ton.

Du legst deinen Kopf schief und drückst erneut auf sie. Etwas an diesen Tönen kitzelt dein Unterbewusstsein. Es gefällt dir nicht.

„Du musst sie in der richtigen Reihenfolge drücken.“

Die glatte und ölige Stimme voller Zischlaute kommt von hinter dir, wird aber schlagartig abgeschnitten, als du herumwirbelst und ihren Besitzer gegen den felsigen Boden drückst und würgst.

„Bitte“, bringt sie noch hervor.

Dieses Flehen und die Leichtigkeit, mit der du das Wesen überwältigen konntest, lassen dich lange genug innehalten, um es zu mustern.

„Ich … Ich weiß, was du denkst –“, stammelt das armselige Ding. Du drückst wieder fester zu, auch wenn du ein wenig überrascht bist, dass es überhaupt einen Hals hat. Ein Gesicht. Eine Taille. Entblößte und unansehnliche Hände. Es ist ein Aspirant – ein männlicher Mensch oder ein Elf. Vielleicht ursprünglich aus dem Jäger-Labyrinth, einer Sphäre mehrere Ebenen über dieser, seinem Geruch sowie dem Farbton und der Form seiner Vollendung nach zu urteilen.

Illustration von: Aaron J. Riley

„Gnade!“ Es schreit dir ins Ohr. „Gnade!“

Du grinst höhnisch. „Wie ist dein Name, du niedere Kreatur?“

„Belaxis!“, spricht er. „Ich heiße Belaxis. Du kannst mich nicht töten.“

„Das kann ich“, sagst du.

„Nein! Ich meine, ich glaube dir, ich glaube dir!“ Der Aspirant zittert. Er spricht vor Furcht leicht durch die Nase. „Ich meine nur, du solltest mich nicht töten! Bitte töte mich nicht!“

Du legst den Kopf schief. „Warum nicht?“

„Weil ich nicht sterben möchte!“

Dein Kopf liegt jetzt noch schiefer. „Warum?“

„Ja, gute –“ Der Aspirant atmet schwer. Sein fragiler, schutzloser Brustkorb bewegt sich auf und ab. Diese Bewegung ist widerwärtig, aber faszinierend. „Das ist eine gute Frage. Philosophisch. Warum möchtest du nicht sterben?“

Du denkst über die Frage nach. Du kennst die richtige Antwort. Die Antwort, die von jedem Phyrexianer erwartet würde. Warum sollte man den Tod fürchten, wenn Einzelne keinerlei Wert haben? Alle Lebensformen in allen Sphären existieren nur, um die Wahrheit Phyrexias im Multiversum zu verbreiten. Es gibt keinen anderen Grund, am Leben zu sein.

Dennoch verunsichert dich dieser Gedanke tief in deinem Inneren. Du versuchst zu ermitteln, warum.

„Weil ich gebraucht werde“, beschließt du.

Der Aspirant schnaubt Luft durch die abscheulichen kleinen Löcher in seinem Gesicht. „Da kommt sich aber jemand wichtig vor“, murmelt er. „Und das mit Recht!“, fügt er schnell hinzu, als du ihn wieder die Luft abdrückst. Bevor du seine Stimme ganz zum Schweigen bringen kannst, kreischt er: „Du kannst mich nicht töten! Ich habe ein Abkommen mit dem Fürsten Geth!“

Das bringt dich dazu, innezuhalten. „Wie bitte?“

„F-Fürst Geth.“ Der Aspirant atmet schnell. Er stinkt nach Furcht. Was tut ein halb vollendeter Schwächling an einem solchen Ort? Er hätte im Jäger-Labyrinth innerhalb eines Tages zerfetzt worden sollen. „Fürst Geth geht Abkommen ein. Deswegen wird er der Than der Verträge genannt!“

„Wer nennt ihn so?“ Das wurde dir nicht gesagt.

„Fürst Geth rettet Leute. Mit seinen Abkommen!“ Die Augen des Aspiranten glitzern feucht. Sie füllen sich mit einem merkwürdigen, durchsichtigen Öl.

„Was tut er?“

„Er schließt Abkommen! Zum Schutz. Er kann dich von einer Sphäre in eine andere befördern. Nun ja.“ Der Aspirant wirft dir einen schnellen, nervösen Blick zu. „Nicht er direkt. Er hat einen Vertrag mit mir abgeschlossen und mich aus dem Jäger-Labyrinth geholt. Er hat mich gerettet. Und jetzt bewache ich das Tor zu seinen Besitztümern.“

„Öffnet sich dieses Tor, wenn ich dich umbringe?“

„Ja. Moment! Nein!“ Der Atem des Aspiranten beschleunigt sich wieder. „So funktioniert das nicht. Wenn du mich tötest, öffnet es sich nie! Nie wieder! Außerdem wird Fürst Geth es herausfinden, und er wird dich jagen!“

Du lehnst dich irritiert zurück. Sind alle Aspiranten so quirlig? Du hattest noch nie die Gelegenheit, das herauszufinden. „Wenn ich dich töte, erfährt Fürst Geth davon?“

„Ja!“

„Wie?“

„Weiß ich nicht genau. Töte mich und finde es heraus.“

Du hebst deinen Speer.

„Das war nur ein Scherz, ein Scherz! Er weiß es dann einfach!“

Du ziehst diese neue Option in Betracht. Könntest du einfach diesen Aspiranten töten und den Lich so aus seiner Festung locken? Deine Befehle lauten anders. Aber das könnte schneller gehen.

Nein. Du darfst nicht von deinem Auftrag abweichen.

„Ich kann dir helfen!“

„Du? Rede keinen Unfug, du Kreatur.“

„Ich habe dir doch schon gesagt: Mein Name ist Belaxis!“ Zumindest scheint ihm kein Öl mehr aus den Augen zu triefen. „Wie heißt du?“

„Ixhel“, erwiderst du. „Von der Bleichen Basilika.“

Belaxis starrt dich an. Vielleicht hättest du diesem unwürdigen Wesen deinen Namen nicht verraten sollen. Aber du bist auch nicht bereit, ihn zu verleugnen.

„Ixhel.“ Belaxis der Aspirant tastet deinen Namen mit seinem sonderbar rosafarbenen Mund ab. „Ixhel. Ich kann dir helfen! Du willst durch dieses Tor, nicht wahr? Ich kann dir helfen.“

„Wie bitte?“

„Das Rätsel! Ich kann dir beim Rätsel des Tores helfen.“

Du stehst ruckartig auf. „Ich kann das selbst.“

Das, fürchtest du, könnte Hochmut sein.

Die Töne ergeben für dich keinen Sinn, oder zumindest nicht genug, um sie zu entschlüsseln. Das ärgert dich. Die Töne kitzeln dein Gehirn; du glaubst, du solltest wissen, was sie bedeuten, das Muster, das sie bilden, erkennen.

Hinter dir plappert Belaxis munter weiter.

„Hm, siehst du – du bist groß genug, um an alle Teile des Rätsels zu kommen! Das ist für so etwas schon nützlich, aber vielleicht bekommst du dadurch auch Rückenschmerzen. Oh! Am besten fängst du mit dem ganz links an –“

„Beim Fliegen ist es wohl weniger nützlich, dass du so groß bist – funktionieren diese Flügel? Es ist bestimmt schwierig, dich aufrecht zu halten, wenn du in der Luft bist. Kannst du kämpfen, während du fliegst? Oh, die beiden in der Mitte musst du gleichzeitig drücken –!“

„Oha, die Bleiche Basilika, die habe ich noch nie gesehen. Stimmt, wo hätte ich sie auch sehen sollen, nicht wahr? Ist sie genauso hübsch wie du? Dort, rechts!“

Zähneknirschend folgst du seinen Ratschlägen, um die Töne in die richtige Reihenfolge zu bringen. Alle Phyrexianer arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin. Hilfe auszuschlagen, nur weil sie von einer nervenaufreibenden, näselnden Stimme angeboten wird, würde dem schaden.

„Aha, da hast du es, da hast du es!“

Das Tor leuchtet schwach blau auf und öffnet sich knirschend. Du spürst das warme Gefühl des Sieges, das du normalerweise hast, wenn du eine Kreatur entzweireißt. Du hast den plötzlichen Impuls, dich umzudrehen und den Hals des Aspiranten mit deinem Speer zu durchbohren.

Du wendest dich zu ihm um und siehst, dass er aufrecht stehend in die Ferne blickt. Das kühle, strahlende Licht der Gruben spiegelt sich in den grünen und silbernen Rüstungsplatten wider, die seinen Torso und seine Oberschenkel bedecken. Die nackten, noch nicht vollendeten Teile seines Körpers sind weich, fast schon obszön. Du hast sicher nie so unfassbar gebrechlich ausgesehen.

Er sitzt hier einfach nur den ganzen Tag herum und wartet darauf, dass jemand wie du durch das Tor möchte. Wie wäre das? Wie kann er still bleiben, wenn es in seinem Kopf so laut ist? Die Zeit, die er hier verbringt, muss ihm gefallen, wenn er so erpicht darauf ist, am Leben zu bleiben. Merkwürdig.

Du wendest dich wieder dem offenen Tor zu. Der Tunnel dahinter wird nur von einem dünnen Strom Nekrogen beleuchtet, der in seiner Mitte fließt. Du rümpfst deine Nase, machst dich aber auf den Weg hinein.

„Auf Wiedersehen, Herrin Ixhel!“ Belaxis ruft dir nach. „Richtet Fürst Geth meine Grüße aus!“

Auf deinem Weg durch Fürst Geths Besitz triffst du niemanden, der ebenso merkwürdig und gesprächig ist, aber du begegnest mehr Aspiranten, als du gewohnt bist. Kreaturen aus ganz Neu-Phyrexia. Aus allen Sphären. Manche halb vollendet, andere, deren Vollendung fehlgeschlagen war. Sie hätten ausgemustert werden sollen, noch bevor sie ihren ersten Atemzug taten; hatte Geth etwa auch mit ihnen Abkommen geschlossen?

Sonderbar. Sonderbar, wie die Gehirne dieser Halbkreaturen funktionierten. Sie unterwarfen sich einer monströsen, blasphemischen Kreatur und erhielten im Gegenzug lediglich das Versprechen, ihre eigenen wertlosen Leben weiterführen zu können? Das ist einfach nicht nachvollziehbar. Die einzige Daseinsberechtigung ist, die Perfektion im ganzen Multiversum zu verbreiten. Wenn man dazu nicht beitragen kann, warum sollte man sich nicht auseinandernehmen lassen, um zu etwas vollendet zu werden, das es kann?

Außer einigen weiteren Fiepsern, die wie immer ihr Glück versuchen, triffst du auf deinem Weg auf keinen großen Widerstand. Geths Festung findest du leicht – sie ist ein Schandfleck am Horizont. Ein kolossales Bauwerk aus schwarzem Knochen und roten Sehnen, das aus der brennenden Erde des dem Nekrogen geweihten Bodens der Sphäre gewachsen ist.

Dieses Tor ist weder bewacht noch durch ein lästiges Rätsel geschützt. Es steht offen vor dir. Auch auf der Treppe hält dich niemand auf, sodass du ungehindert die große Halle betreten kannst. Sie ist still wie ein Grab.

Als du durch einen niedrigen schwarzen Bogen trittst, beginnt Zorn, dich zu erfüllen. Dies ist ein Thronsaal. Eine hoch aufragende Nachahmung von Elesh Norns Thron steht zwischen flackernden Fackeln. Er ist leer.

Wie kann er es wagen? Wie kann er es wagen, sich mit der Mutter der Maschinen zu vergleichen? Eine unglaubliche Dreistigkeit.

„Narr.“ Deine Stimme hallt in der gewaltigen Halle wider. „Lich. Scheußlichkeit! Wo bist du?“

„Du bist kleiner, als ich dachte“, sagt eine Stimme in deinem Ohr. „Merkwürdig.“

Das ist schon das zweite Mal, dass irgendein kriechendes Wesen dich überrascht hat. Diesmal hebst du deinen Speer, wirbelst herum und stößt ihn mitten in die Luft. Der Aufprall ist stark genug, dass er dich bis ins Innerste erschüttert. Dir gelingt es gerade so, auf den Füßen zu bleiben.

„Gut. Bei dir scheint nicht alles nur Prahlerei zu sein.“

Vor dir steht Fürst Geth.

Illustration von: Martin de Diego Sádaba

Sein wuchtiger vielgliedriger Körper ragt über dir in die Höhe, getragen von Spinnenbeinen, die ihm auf dem Marmorboden Halt gaben. Sein abscheuliches Gesicht blickt herab. Er besitzt nichts von Belaxis’ Energie oder gelenkiger Anmut, aber dennoch musst du an ihn denken, als du Fürst Geth in die Augen blickst. Er hält deinen Speer zwischen zwei seiner Scheren.

„Ich nehme an, die Mutter hat dich nun endlich auf meinen Kopf angesetzt“, sagte er. „Sie hasst ihn wirklich abgrundtief.“

Du fasst dein Schwert und stellst dich breitbeinig hin. Geth ist größer, als du erwartet hattest, sein Körper ist der Vollendung noch näher. Nur sein Kopf ist noch organisch. Ein hässliches, faulendes Ding inmitten eines ansonsten brauchbaren Körpers. Du hasst ihn mehr, als du Belaxis gehasst hast, denn der war zumindest nicht schuld daran. Geth hat, wie du weißt, darauf bestanden, sich geweigert, sich vollständig zu unterwerfen.

„Er ist abscheulich“, spottest du. „Er passt zu dir.“

Geth lacht. Seine Augen brennen. „Wie gering sie mich schätzen muss, dass sie eine Fußsoldatin zu mir schickt und keinen Prätor. Nicht einmal die Vereinerin. Wie geht es Atraxa?“

Zorn lodert in dir auf. Eine Fußsoldatin? Du? Wie viele Leichen hast du für die Vollendung geborgen?

Es spielt keine Rolle, sagst du dir. Es spielt keine Rolle, was er über dich denkt. Du spielst keine Rolle.

„Du hast kein Recht, auch nur ihren Namen auszusprechen“, zischst du. „Ihn auch nur zu denken.“

Geth lacht erneut. Er pariert deinen nächsten Angriff anscheinend mühelos mit einem lässigen Schlag seiner Klaue. Dennoch erschüttert dich der Aufprall. Du fletschst die Zähne, um deinen Schock vor ihm zu verbergen.

Dumm. Es war dumm von dir, anzunehmen, dass er sich nicht wehren würde. Du hast dich zu sehr daran gewöhnt, gegen unvollendete, wertlose, kleine Organische zu kämpfen, die der Macht einer echten Phyrexianerin nichts entgegenzusetzen haben.

„Ich sehe, du bist eingerostet“, stellt Geth fest. „Du hast gegen Kreaturen gekämpft, die sich nicht wehren können.“ Er liest dich, als hätte er Zugang zu deinen Gedanken. „Du hast deine Wut an meinen Vertragsnehmern ausgelassen, nicht wahr?“

„Als ob ich meine Klinge an so unwürdigen Feinden abnutzen würde“, erwiderst du voller Verachtung.

„Ja, natürlich sagst du so etwas, nicht wahr?“ Geths Schläge werden stärker, während er spricht. Du hörst sie durch die Luft pfeifen, als sie dich knapp verfehlen. „Aber genau das werdet du und deinesgleichen nie verstehen. Die einzig wahre Loyalität ist jene, die man kaufen kann.“

„Wie albern.“ Unsinn. Er gibt das gleiche Gefasel von sich wie Belaxis, um dich aus dem Konzept zu bringen. Wie erbärmlich, dass ein Than demselben Leiden verfallen war wie ein halb vollendeter Kümmerling. Kein Wunder, dass deine Oberen ihn tot sehen wollen.

Und doch kannst du nicht leugnen, dass er stark ist.

„Du glaubst mir nicht? Aus welchem Grund kämpfst du dann, Kind der Maschinen-Orthodoxie?“

„Mein Name ist Ixhel“, knurrst du.

Geth grinst. Die Elastizität seines Gesichts ist abstoßend. Du bist solche Anblicke nicht gewohnt. „Ixhel. Ein hervorragender Name für eine weitere Marionette Phyrexias.“

Du spuckst auf den Boden. „Glaubst du, das beleidigt mich?“

„Das Desinteresse des Publikums macht den Witz nicht weniger amüsant.“

Witze. Ha. Du wirst ihm schon zeigen, was ein Witz ist. Besonders jetzt, da dir klar geworden ist, dass es viel sinnvoller ist, seinen Schlägen auszuweichen, als sie zu parieren. Mit einer Sache hat er recht – dadurch, dass du nur gegen Schwächlinge gekämpft hast, bist du verweichlicht. Auf jemanden seiner Stärke warst du nicht vorbereitet.

„Und jetzt huschst du umher wie eine Ratte“, spottete Geth mit seiner tiefen, klangvollen Stimme. „Hast du Angst, dich einem direkten Kampf zu stellen?“ Er führt einen weiteren ausladenden Schlag aus, der dich zwingt, unbeholfen nach hinten zu hüpfen. Deinen Füßen ist der Marmor aus Knochen fremd, sodass du weiter über ihn gleitest als gewollt. Du hättest ihn zu einem Kampf unter freiem Himmel zwingen sollen.

„Kein Wunder, dass du schwach bist“, sagte Geth mit einem weiteren Lachen. „Keiner von euch versteht, wie sich ein Sieg anfühlt, der in einem echten Kampf errungen wurde. Dem Kampf ums Überleben.“

„Du weißt gar nichts!“

„Ich weiß mehr, als du denkst.“ Geths hässliches Gesicht lächelt dich jetzt an, eine widerliche Fratze. „Ich weiß, dass echte Krieger aus dem Wissen geboren werden, dass sie sterben, wenn sie verlieren. Nicht, dass es Tausende weitere Gesichtslose geben wird, die ihren Platz einnehmen, wenn sie verlieren. Eure Allgegenwart macht euch schwach.“

„Du irrst dich“, brüllst du zurück.

„Wirklich?“ Die Flammen der Fackeln umspielen Geths harten, gepanzerten Rücken. „Warum legst du dann nicht deine Waffen nieder und stirbst? Deine Obere kann sicher einfach die nächste Version von dir losschicken.“

Belaxis hatte im Grunde dasselbe gesagt, wenn auch in weniger Worten. Für einen Sekundenbruchteil machst du dir Sorgen, dass sie in Kontakt gewesen sein könnten. Dass Belaxis dem Than direkt untersteht und nicht nur ein wertloser Untergebener ist. Du verwirfst diesen Gedanken. Es spielt keine Rolle.

Geth hat aufgehört, dich anzugreifen, also hörst du ebenfalls auf und versuchst, zu verbergen, dass du bereits erschöpft bist.

Irgendwie redet Geth immer noch. „Was hält euch noch zusammen, wenn ihr siegt? Wenn ihr euch im ganzen Multiversum ausbreitet?“

Du wünschtest, du könntest dir die Ohren zuhalten. Du heulst auf und schwingst deinen Speer. Mit einer Geschwindigkeit, die alles in den Schatten stellt, was er bisher gezeigt hat, durchbricht Geth deine Deckung und umklammert deinen Hals mit einer seiner Scheren. Du erstarrst.

Er zieht dich nah an sich heran. Sein Atem ist heiß und übelriechend. „Und was ist mit dir, kleine Gesandte? Was nährt dich noch außer deiner Orthodoxie, wenn du den Rest der Welt niedergebrannt hast? Deine Liebe zu dieser fremden, strengen Mutter?“

Die Frage hallt in deinem Inneren nach. Wofür lebst du? Warum existierst du?

Mit einem harten Schrei des Zorns ziehst du deinen Hals an der Klinge entlang, sodass heißes Blut und Öl aus ihm herausquellen. Du windest dich aus Geths Umklammerung und schlägst ihm mit einem einzigen gewaltigen Hieb deiner Klinge den Kopf ab. Du fängst ihn auf und deine Stimme gurgelt aus deinem zerstörten Hals:

„Verfaule unter der Erde, du wertlose Kreatur. Deine Verträge waren am Ende ebenso viel wert wie dein erbärmliches Leben.“

Der Schmerz brennt, verblasst aber im Vergleich zur Ekstase deines Sieges. Und im gleichen Maße, wie diese Ekstase wächst, wächst auch ein Verlangen. Es ist überwältigend. Es zwingt dich auf die Knie.

Dieser Narr, dieses Monster. Er hat die Ruhe des Todes nicht verdient. Du hasst ihn, du hasst ihn! Und doch spürst du, während dein Hals sich wieder schließt, dass das Fleisch unter deinen Fingerspitzen nachgibt und die matt glühenden Augen trübe werden. Sie sehen jetzt fast schön aus, schön wie das Schimmern von Grün und Silber rund um verletzliches Fleisch.

Geths Kopf gibt noch Worte von sich, die du als Kauderwelsch abtust. Was hätte aus ihm werden können, wenn er sich nur unterworfen hätte? Wenn er nur die Wahrheit erkannt hätte.

Vielleicht kannst du ihm zumindest dabei helfen.


Die Dross-Gruben mögen zwar ein dreckiges, schändliches Loch sein, aber sie haben auch ihre Vorzüge.

Noch imposanter als der Turm von Fürst Geth ist der Dominus des Schmerzens, der die Landschaft beherrscht. Als die Phyrexianer diese Welt besiedelten und das glitzernde Öl in all seiner Pracht begann, sie in ihre richtige und wahre Form zu transformieren, erwachten Teile des Landes. Sie bewegten sich, schüttelten sich und begannen, umherzustreifen.

Niemand weiß genau, was die Domini sind oder ob sie dasselbe denken und begehren wie andere Phyrexianer. Ob sie sich, wie es recht ist, wünschen, dass alles unter die Herrschaft der Maschinen-Orthodoxie gebracht wird.

Aber du weißt, wonach es diesen Dominus gelüstet, und ein rasiermesserscharfer Monolith, der sich gen Himmel reckt, ist ideal geeignet, um es zu ernten. Von Geths Turm aus ist es nur ein kurzer Flug, und dir ist nun gleichgültig, ob du gesehen wirst. Aber Geths Worte wirken immer noch in dir nach, pulsierend und fremdartig.

Der Dominus ruht. Er sieht dich nicht an. Er wankt und murmelt, seine geglätteten Knochen wispern im Wind. Der Geruch von Verwesung liegt in der Luft. Leichen – aller Art, von Fiepsern über Aspiranten bis hin zu einem einzelnen zerfledderten Priester – hängen flatternd in der Brise, durchbohrt von den grausamen Knochenstacheln des Dominus. Jede von ihnen war sorgfältig ausgewählt und platziert, ihre Schmerzensschreie mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit heruntergeschlungen worden.

Du verstehst den Dominus nicht, aber du wirst ihn dir zunutze machen.

Ein durchdringendes Geheul gellt über die Ödnis, als du den sich windenden Leib in deinen Armen auf einen spitzen Pfahl auf der Ostseite des Dominus rammst. Helles Blut schimmert dunkel im kalten Licht des Nekrogens. Auf deinen Händen fühlt es sich unwirklich warm an.

„Warum?“, krächzt Belaxis. Der Rücken des Aspiranten krümmt sich in einem perfekten, glatten Bogen. Der Knochensporn, der noch weißer ist als sein unvollendetes Fleisch, ragt aus seinem Bauch.

„Warum?“ Seine Stimme bricht. „Ich habe dir geholfen.“

Deine Finger gleiten herab, um sein Kinn zu umfassen und ihn hochzuziehen. Sein Gesicht verzieht sich, erzählt vom Schmerz, und er zittert davon. Sein von weicher, verletzbarer Haut überzogener Körper fühlt so viel mehr als deiner.

„Das weiß ich“, sagst du und schaust zu, wie er sich windet. „Und dafür bin ich dankbar.“


Nach der Dunkelheit der höheren Sphären ist das reine Weiß der Bleichen Basilika beinahe blendend. Du stehst im Thronsaal und blickst hoch zum Sitz der Mutter der Maschinen, dessen Pracht dich beinahe in die Knie zwingt.

Du hast die letzten Tage in der giftigen Kühle der Chirurgie verbracht und zugesehen, wie deine Schöpfung manifestiert wurde. Diese Sphäre gehört Jin-Gitaxias, einem Erfinder und Visionär, aber wer würde dich schon daran hindern, die dortige Ausrüstung zu benutzen? Niemand war töricht genug, das zu versuchen.

Am Ende des Prozesses stehst du da und musterst deine Schöpfung. In dir steigt ein sonderbares Gefühl auf, nicht unähnlich der Erfahrung, einen Feind in Stücke zu reißen. Nur diesmal hast du etwas geschaffen.

Du hast etwas geschaffen und bringst es mit nach Hause.

„Ixhel.“ Atraxa steht elegant und aufrecht vor dir; das Ideal einer Phyrexianerin. Die Große Vereinerin, die perfekte Waffe für jede Schlacht. Sie haucht der Maschinen-Orthodoxie Leben ein. Sie verbreitet das glitzernde Öl im Multiversum. Sie ist die einzig wahre Stimme, mit der du jemals übereinstimmen wirst.

Und jetzt betrachtet sie das, was du ihr gebracht hast, mit solcher Verachtung, dass du dich fühlst, als sei die Welt aufgerissen.

Illustration von: Marta Nael

„Ixhel. Was hast du getan?“

Eine donnernde Stille umgibt dich. In der Ferne ertönt Sprechgesang wie ein finsterer Wind, der durch hängende Knochen fegt. Jeder deiner Atemzüge fühlt sich wie ein Messerstich an.

„Obere –“

„Antworte mir.“

Du fällst auf die Knie. „Ich wollte nur … ich wollte nur etwas erschaffen.“ Du riskierst einen Blick nach oben. Dein Körper brennt. „So wie du mich erschaffen hast.“

Atraxa starrt auf dich herab. „Ich habe eine Waffe gefertigt. Das ist alles, was du bist.“

„Das weiß ich ja. Ich dachte nur –“

Atraxa stieß ein bitteres Lachen aus, das du bislang nur gehört hast, wenn sie ihren Feinden gegenüberstand. Den Unvollendeten. „Du dachtest?“

Das Wort bellt durch den Saal und zerschmettert die erhabene Stille wie ein Glasfenster. Es frisst sich in dein Inneres. Im Angesicht der Gewissheit besteht keine Notwendigkeit zu denken. Das weißt du. Du musst die Dinge nicht hören, die sie dir sagt.

„Schaff dieses Ding fort, es ist ein –“

„Vishgraz.“ Eine Stimme spricht den Namen aus. Einen Augenblick später wird dir klar, dass es deine gewesen sein muss. Niemand sonst kennt ihn.

„Wie bitte?“ Das Wort trifft dich wie ein Schlag.

„Sein Name.“ Du bist bereit, im Boden zu versinken. Noch nie zuvor hast du irgendetwas wie dieses erstickende Schuldgefühl gespürt. Du hast nie etwas getan, womit du es verdient hättest. Ein Ding, das Befehle befolgt, ist ein Ding, das niemals enttäuschen kann. „Sein Name ist Vishgraz.“

Atraxa bleibt so lange stumm, dass du glaubst, sie sei fortgegangen. Du blickst auf. Sie ist noch hier, aber sie sieht dich nicht an. „Schaff es fort“, keift sie.

Sie lässt dich auf deinen Knien und den leeren Thron anstarrend zurück.

Neben dir fängt eine vertraute Stimme an zu lachen. Ein leises, musikalisches Glucksen. Es passt zu diesem hellen Ort, aber es kratzt an deinem Inneren.

„Hast du irgendetwas anderes erwartet?“

Zum ersten Mal, seit du deinen Blick vor deiner Oberen gesenkt hast, siehst du ihn an.

Das Gesicht, das dich einst in Rage versetzt hat, erfüllt dich jetzt mit mysteriöser Zuneigung. Durch den undurchdringlichen Panzer der Vollendung ist es nicht wiederzuerkennen, aber du weißt, was sich darunter verbirgt. Der Kopf des Verräters, den du in deinen Händen gehalten hast. Spinnenbeine sprießen aus einem bauchigen Körper, der mit silbernen und grünen Panzerplatten verstärkt ist. Die durchdringenden grünen Augen spiegeln weder die Lebhaftigkeit noch die Qualen ihres früheren Besitzers wider.

Zwei seiner Gliedmaßen waren einst empfindliche Flügel aus weißem und rotem Knochen. Die Stelle, an der du sie aus deinem eigenen Rücken geschnitten hast, pulsiert immer noch mit einem heißen Schmerz.

„Wovon redest du?“ Deine Stimme klingt barsch.

Vishgraz reicht dir mit einer leicht ironischen, schwungvollen Bewegung eine Hand. Du lässt zu, dass er dir aufhilft.

„Hattest du erwartet, dass sie dir dafür danken, etwas wie mich erschaffen zu haben?“

„Sie hat etwas wie mich erschaffen“, wendest du ein, obwohl du weißt, wie wenig das bedeutet. Was zählt schon ein Vorwurf der Scheinheiligkeit gegen die Maschinen-Orthodoxie? Elesh Norn entscheidet, was wahr ist, und Atraxa spricht mit ihrer Stimme.

„Ich wollte …“ Du bringst den Satz nicht zu Ende. Das war die Krux – du spürst es, bevor die Worte deinen Mund verlassen können. Du wolltest, und im Wollen hast du versagt.

Du wolltest sagen, dass du sie retten wolltest, sie an dem teilhaben lassen wolltest, was du hast, was alle bald haben werden – du wolltest Geths Torheit begraben und Belaxis’ nervöse Wachsamkeit herausstellen, aber … das wäre eine Lüge, zumindest zum Teil.

Du hast Geth gehasst, die Dinge, die er sagte, hallen in deinem Kopf wider wie misstönende Glocken. Du mochtest Belaxis, oder zumindest die eleganten Linien seines unvollendeten Fleisches und die Art, wie das Licht in seinen hellen Augen und auf seinem bleichen Körper funkelte.

Du weißt nicht, warum. Du wolltest einfach nicht, dass einer von ihnen verschwindet. Du wolltest sie mitnehmen. Du bist eine jämmerliche Kreatur.

„Ich wollte dich retten“, ist alles, was du herausbringst.

Dass Vishgraz mit demselben melodischen Lachen antwortet, ist für dich gleichzeitig keine Überraschung und unerträglich. Du reißt dich von ihm los. „Ruhe!“

„Mich retten?“

Du hebst eine Hand. „Ich habe dir gesagt, sei still!“ Er zuckt nicht zusammen und versucht nicht, dich aufzuhalten. Genau deswegen hältst du inne. Du kannst ihm sowieso keinen echten Schaden zufügen, jetzt nicht mehr.

„Ich soll gerettet sein?“ Er tritt mit klackernden Gliedmaßen näher an dich heran. Seine Augen glänzen. „In meinem Inneren spüre ich, wie dieser Körper danach lechzt, sich in Stücke zu reißen. Ich spüre die verschiedenen Teile der vielen Dinge, die ich früher war.“

Er ragt über dir auf. Sein Körper ist so groß, dass er das Licht verdunkelt. Er könnte dich zerquetschen, wenn er wollte.

„Ich erinnere mich nicht an das, was ich früher war“, sagst du. Du lehnst dich gegen ihn – eine Parodie einer Umarmung. Du zitterst. Es fühlt sich an, als wärst du durchbohrt worden, wie Belaxis auf dem Stachel.

Du wendest dich abrupt von ihm ab. „Folge mir.“

Vishgraz schweigt einen Moment lang. „Wohin gehen wir?“

Du blickst zu ihm zurück. „Wir schaffen dich fort.“


Die Dross-Gruben stinken. Du stehst am Fuße desselben Schachts und blickst nach oben durch den wirbelnden Nebel aus Nekrogen. Es ist derselbe Ort, aber du fühlst dich, als wärst du weit weg. Es ist nicht die Welt, die sich verändert hat.

Neben dir gibt Vishgraz ein fragendes Geräusch von sich, als rechnete er mit einem Schlag.

„Verschwinde“, sagst du.

Nichts.

„Verschwinde!“

Ein langsames Ausatmen. „Du solltest mit mir kommen.“

Das bringt dich dazu, aufzublicken. Du lachst. „Nein.“

Illustration von: Andrew Mar

Vishgraz geht einen unsicheren Schritt auf dich zu. „Du weißt es, Ixhel. Ich weiß, dass du es weißt. Sie behaupten, die Sterne gelesen zu haben und zu wissen, dass das Multiversum dafür bestimmt ist, unter phyrexianische Herrschaft zu fallen. Die Harmonie der Vollendung wird sich überall verbreiten, wie es gut und richtig ist. Ein weiterer Schritt. „Aber du weißt, dass all das nur Asche ist. Du, deine Leute, alles, worauf ihr hinarbeitet – all das existiert nur durch die Launen einer Tyrannin.“

Du solltest es leugnen.

Du sagst nichts.

„Eure Maschinen-Orthodoxie bedeutet genauso viel wie meine Verträge.“

„Du bist nicht er“, knurrst du.

„Was bin ich dann?“

Du starrst auf den zerklüfteten Boden. „Du bist mein erster Akt des Trotzes. Jetzt verschwinde.“

Er bleibt eine lange Zeit still, und als er endlich antwortet, tut er es nur mit dem leisen Ächzen seiner Gliedmaßen, die du ihm verliehen hast.

Du stehst auch noch lange, nachdem er in die Dunkelheit verschwunden ist, am Fuße des Schachts. Tief in deinem Inneren verspürst du das schmerzhafte Verlangen, ihm zu folgen.

Aber das tust du nicht.

Noch nicht.