„Diese Wälder gehören uns“, hatte er gesagt. Es hieß, er redete nicht, doch er redete mit ihr. Vielleicht lag es daran, dass dies ihre erste Jagd war. Damals war sie ein Wildfang – voller Schmutz und Blut und Erde. Gelegentlich hatte sie darüber nachgedacht, dass sie ihr Haar lieber flechten sollte, falls das nicht irgendwie aufhörte.

„Aber was ist mit Kessigern?“ Sie fühlte sich gedrängt, die Frage zu stellen.

Tovolar grunzte.

Er starrte sie geradeheraus an – und sie starrte zurück. Es war nur richtig zu fragen. Sie zog die Knie enger an die Brust. „Es ist nur … Ich glaube, wir können teilen.“

Tovolar, düsterer Oberherr
Tovolar, düsterer Oberherr | Bild von: Chris Rahn

Wie seltsam sie ausgesehen haben musste, als sie über und über von Blut bedeckt zu jenem Dorf zurücksah, in das sie vor lauter Angst nicht hatte zurückkehren wollen. Das Dorf, das sie nun verteidigte. Tovolar war bei ihr geblieben, nachdem sie sich zurückverwandelt hatte. Sie war froh über die Gesellschaft – der Gedanke, jetzt allein zu sein, war schlimmer als die Furcht, ihrer Familie gegenüberzutreten. Irgendwie – so schlimm das auch war – schien sie mit dem Wissen, dass sie nicht allein war, leichter damit umgehen zu können.

Tovolar war Kessigs ganz eigenes Schreckgespenst. Während der letzten vier oder fünf Jahre hatte sie alles über ihn gehört: all die Dinge, die er getan hatte, und jede Menge Dinge, die er nicht getan hatte. Über ganze Herden, die er abgeschlachtet hatte. Über Häuser, in die er eingefallen war und die er in Stücke gehauen hatte. Sie sagten, er tötete Vampire, sie sagten, er befasste sich mit dunkler Magie, sie sagten, er wäre alles Mögliche.

Doch an jenem Morgen, als sie so erwachte, wie sie es gerade eben getan hatte, hatte er ihr eine Decke gebracht und saß nun still an ihrer Seite. Der Mann neben ihr bestand nur aus Muskeln und Zähnen – und dennoch machte er sich kleiner, um sie nicht zu verängstigen. Auf seine eigene, ruhige Art erklärte er ihr, was geschehen war.

Das Erste, was sie fragte, war, ob sie jemanden getötet hatte. Er sagte: „Nicht heute Nacht.“ Und so nahm ihre Unterhaltung – wenn man sie denn so nennen wollte – ihren Anfang. Dann kam der erste Augenblick eines wahrhaft beklemmenden Schweigens.

Doch da stand er auf. Er bat sie nicht, ihm zu folgen.

Sie tat es einfach.


Sie verwandelt sich, ehe sie bemerkt, was sie tut: Sie huscht in die Wälder nahe der Hexe und streift ihre Kleidung unterwegs beiläufig und unordentlich ab. Die Wölfe warten nicht auf sie. Flitzer setzt sich an die Spitze – doch er wagt es, zu ihr zurückzublicken, und sie nickt ihm zu.

Das Heulen durchdringt die Stille der Wälder, die Stille, die keine ist – die Stille des tausendfach darin wimmelnden Lebens. Sie kennt es. Es kennt sie.

Und er weiß natürlich, dass sie hier ist.

Sie weiß nicht, warum sie etwas anderes erwartet hatte.

Sie weiß nicht, was sie erwartet, wenn sie zu ihm aufschließt.


„Die Jagd ist es, die du bist“, sagte er zu ihr.

Das behagte ihr nicht. Etwas war falsch daran – eine dunkle Magie lag in der Luft. In den frühen Morgenstunden würden sie alles und jeden sehen können. Es mussten doch bestimmt Jäger im Wald unterwegs sein? Es gab doch gewiss Menschen dort – vielleicht sogar Menschen aus dem Dorf, die sie mit ihm sehen und wissen würden, was mit ihr geschehen war?

„Doch wäre es nur die Jagd, hätten die Menschen keine Angst“, sagte sie zu ihm. „Wir müssen doch keine Menschen töten.“

Sie hatte den guten Grund dafür gesehen – wie jeder andere Kessiger. Die Leute zogen jeden Morgen Leichen aus dem Wald. Das musste man, besonders nach Vollmondnächten. Mit den Werwölfen hatten sie schon genug zu tun, und niemand wollte Kessigs ohnehin nie enden wollenden Schwierigkeiten noch Geister hinzufügen. Oft besuchten Jäger auf der Suche nach neuen Waffen ihren Vater in der Schmiede. Manchmal sprachen sie sogar darüber, was sie gesehen hatten – über die Bestien, die größer waren als zwei Männer und die Fleisch so mühelos durchtrennten wie der Älteste Kord Papier zerriss. Ihre Waffen schmückten das Haus, genau wie all die heiligen Symbole, die sich nicht gut verkauften.

Ihr Vater sagte, sie würden sie beschützen. Genau wie alle anderen es sagten.

Doch Arlinn hatte nie viel Trost im tristen Anblick des Dorfes gefunden. Hier ging es immer nur um das, was sie nicht tun konnte: Sie konnte nicht in den Wald gehen, sie konnte ihre Flöte nicht zu laut spielen, sie konnte keine Fremden grüßen oder neue Freunde unter den Durchreisenden finden. Vorsicht und der Engel bescherten ihnen Sicherheit, so dachte sie, doch gleichzeitig machte es ihre Welt klein und öde.

Wir vertrauen dir nicht. Geh weg. Das war es, was ihr Dorf der Welt sagte. Gab es keinen Raum für mehr?

Und als sie das Heulen hörte, erkannte sie, dass es mehr gab. Es klang so glücklich, so besänftigend, so sehr wieein alter Freund.

Ein Leben frei von Mauern und heiligen Symbolen. Ein Leben frei von Angst und voll von etwas anderem.

Im Schutz der Nacht ging sie fort.

Tovolar spähte zu ihr zurück. „Ist es das, was du glaubst?“

„Ja“, antwortete sie inbrünstig.

Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Sie folgte ihm.


Dinge zu sehen, hatte sich nie wieder so angefühlt wie nach ihrer ersten Jagd. Sie hatte nicht erkannt, wie begrenzt ihre menschlichen Augen waren, bis sie mit den Augen des Wolfes sah. Sie hatte nicht erkannt, dass das Sichtbare nur einen kleinen Teil der Welt ausmachte. Mit ihren menschlichen Augen kann sie nicht sehen, wie sich die Raupen durchs Unterholz winden. Mit ihrer menschlichen Nase kann sie nicht meilenweit das Blut in der Luft riechen. Mit ihrer menschlichen Zunge kann sie nicht die beißende Schärfe der Nacht schmecken.

Als Wolf jedoch kann sie all diese Dinge tun. Und sie weiß, dass er gleich voraus ist. Sie nimmt seine Witterung auf, lange bevor sie ihn sieht. Ebenso den Geruch der anderen um ihn herum – einige vertraut, einige ganz eindeutig nicht.

Worin bist du da nur hineingeraten?, fragt sie sich.

Als sich die Bäume endlich genug teilen, um den Blick auf ihn freizugeben, kommt sie schliddernd zum Stehen. Da ist er. Seine Augen blitzen wie eh und je in der Nacht, und er ist von riesigen Wölfen umgeben. Arlinn ist keineswegs ein Winzling, doch diese Neuankömmlinge haben Arme so dick wie die Bäume um sie herum. Einer trägt eine Schiffskette als Bandelier. Ist es nicht ein bisschen früh in der Nacht, als dass sie sich hätten verwandeln sollen?

Tovolar, flankiert von seinem Rudel, wirkt etwa so groß wie ein Menschenmann. Doch das ist er nicht. So viel ist Arlinn klar, als sie sich den Weg zu ihm bahnt und sein bärbeißiges Gesicht versucht, sie anzulächeln. „Du bist heimgekommen.“

„Ich kam, um mich umzusehen“, sagt Arlinn. Als sie die Neuankömmlinge von oben bis unten mustert, unterdrückt sie ein instinktives Grollen. „Wer sind diese Kerle?“

Tovolar hält neben Rotzahn inne. Arlinns Nackenfell richtet sich auf.

Sein Blick trifft den ihren, und dann wendet er sich ab.

Er muss sie nicht bitten, ihm zu folgen.


Arlinn drehte es schier den Magen um. Ein süßer, durchdringender Gifthauch zwang sich ihr die Kehle hinunter. Sie wusste genau, was vor ihnen lag, und sie wollte, dass Tovolar aufhörte, sie zu führen. Sie wollte aufhören, ihm zu folgen.

Doch wohin sollte sie dann gehen? Sie war nun ein Wolf, genau wie er. Was auch geschehen mochte: Es war gut möglich, dass sie in wilde Raserei verfiel, wenn man sie sich selbst überlassen hätte.

Sie konnte nicht einfach fortgehen.

Also folgte sie ihm nach, und als Tovolar ihr schließlich die Leichen zeigte, tat sie ihr Bestes, sich nicht zu übergeben. Ihr Bestes war nicht sehr gut. Drei Jäger, wie gewöhnliche Tiere in Stücke gerissen, die Rippen vor dem heller werdenden Tag entblößt, die Gesichter vor Entsetzen erstarrt. Armbrüste und silberne Bolzen lagen wie Kiefernnadeln um sie herum verstreut, und sie umklammerten blutgetränkte Symbole Avacyns. Wohin Arlinn auch blickte, war irgendetwas noch Schrecklicheres zu sehen, und wohin sie auch blickte, drohte sich ihr Magen zu entleeren – bis er es schließlich tat und sie all das rohe Hirschfleisch, das sie genossen hatte, wieder von sich gab.

Tovolar grunzte. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und drehte ihr dann das Gesicht wieder zu den Leichen hin.

„Bitte“, stammelte sie. „Ich will nicht hinsehen.“

Doch seine Hand blieb auf ihrer Schulter. „Du musst verstehen.“

Sie sog einen Atemzug ein. „Doch warum? Was gibt es da zu?“

Dann ließ er sie los, lang genug, um zu den Leichen zu schlendern. Wofür sie drei Schritte gebraucht hätte, machte er nur einen. Er kniete sich neben die Leichen und blickte wieder zu ihr auf. „Letzte Nacht … Wie hat es sich angefühlt?“

Sie schluckte. „Als wäre ich frei. Aber das ist es nicht wert –“

„Frei zu sein, ist das wert, was wir bereit sind, dafür zu bezahlen“, gab er zurück. Er stand auf und trat mit der Stiefelspitze gegen eine der Leichen. „Ich bin das Verstecken leid.“

Wie seltsam es doch war, dass Arlinn nichts anderes tun wollte als genau das: sich verstecken.


Sie riecht sie, bevor sie sie sieht.

Mehr Wölfe. Eine Menge mehr. Sie tragen nun menschliche Züge, doch das ändert nichts daran, was sie sind. Das ändert nichts an dem Hunger, den sie verspüren. Das ändert nichts daran, wofür die Dorfbewohner sie halten. Sie sind Wölfe – genau wie sie einer ist.

Sie sieht, wie sie Rüstungsteile vergleichen, die sie Katharern abgenommen haben. Sie sieht, wie sie sich Muster auf die Haut malen, die auf ihrem Fell ebenso gut zu erkennen sein werden. Sie sieht, wie sie wie neugeborene Welpen raufen. Da sind so viele neue Gesichter und neue Gerüche, dass ihr schwindelig wird und sie in ihre menschliche Gestalt zurückwechselt, als ihr der Schrecken gewahr zu werden beginnt.

Denn ihre Augen verraten ihr nicht die ganze Wahrheit.

Diese Wölfe riechen nicht nach Mondrennern. Sie gehören nicht zu Tovolars Rudel. Warum also sind sie hier? Und die anderen – jene, die wie Tovolars Wächter die anderen um mehr als einen Kopf überragen und deren Gesichtern scheinbar mitten in der Verwandlung eingefroren wurden –, wer sind sie?

Dies ist mehr als eine Jagd.

Bild von: Ryan Pancoast

Das Heulen, das an ihre Ohren dringt, verrät ihr das meiste. Als Kind hatte sie sich die Ohren zugehalten, um die Geräusche auszuschließen, doch es gibt keine Hoffnung, das jetzt zu tun. Dutzende Wölfe rufen einander in der Nacht. Vielleicht sind es sogar mehr als hundert Stimmen, die da verkünden: Ich bin bei euch. Ich werde jagen.

Und diese Stimme steckt auch in Arlinns Kehle. Bald wird der Mond aufgehen. Einige der Begierigeren – wie Tovolars Wächter – haben bereits mit ihrer Verwandlung begonnen. Das Knacken und Ploppen von Knochen untermalt das entfernte Heulen wie mit aus dem Takt geratenem Schlagwerk.

Tovolar dreht sich zu ihr um. Da ist ein Lächeln auf seinem Gesicht und da ist ein Stolz in seinem Blick, als er mit ausladender Geste auf die Wölfe um sich herum deutet. Als sie tiefer hineingehen, wird er von einem so hohen Heulen begrüßt, dass Arlinn es auf der Haut spürt – und von dem, was einst der Gruß des Mondrenner-Heulerrudels war.

„Wer sind all diese Leute?“, fragt sie ihn.

„Familie“, antwortet er. „Unser neues Rudel.“

Arlinn runzelt die Stirn. „Für mich ist es weniger wie eine Familienfeier. Es sieht so aus, als bereitest du dich auf etwas vor.“

Seine Schultern heben sich in einem Lachen, für das seine Stimme nicht ganz reicht. Das Geräusch hallt wider. Sie kennt diesen Blick. Sie weiß, dass ihr die Antwort nicht gefallen wird.

Aber sie bleibt dennoch, um sie zu hören.

„Wir bereiten uns darauf vor, uns das zu holen, was uns gehört.“ Hinter ihm reißen zwei Wölfe, die sich bereits verwandelt haben, Bäume aus, um sie als Knüppel zu verwenden. „Einst waren es nur die Wälder. Jetzt ist es auch die Nacht.“

Flitzer stupst ihn an. Tovolar hält inne, um ihn zu kraulen. Findling stößt den Kopf gegen Arlinns Schulter, als bitte er sie um Erlaubnis, sich ihm anzuschließen. Arlinn schluckt.

„Tovolar“, sagt sie mit leiserer Stimme. „Was genau jagt ihr?“

Umstürzende Bäume. Heulende Wölfe. Ein Mann mit einem Obelisken, den er sich über die Schulter geschlungen hat. Die Luft, schwer vom Geruch nach Hunger. Und Blut. Irgendjemand wurde bereits getötet. Sie kann Kiefer hören, die Fleisch zerreißen. Es ist nicht weit.

Der Mond steigt höher und höher.

Tovolar berührt Flitzers Nasenspitze, gleitet ihm mit den Händen über die Ohren. Für sie sitzt Flitzer nie so brav da. Er bewegt sich kein Stückchen. Nicht einmal seine Schwanzspitze zuckt. Tovolar legt sachte die Stirn gegen die von Flitzer und deutet dann in eine Richtung – und der Wolf, hungrig wie die Nacht, macht sich davon.

Arlinns Magen krampft sich zusammen. Er hat nur Hunger. Er wird zurückkommen. Doch sie will keine weitere Zeit verschwenden. Er richtet sich wieder auf, ragt über ihr auf, wie immer, und lässt den Blick über die Versammlung schweifen, ehe er wieder auf sie herabsieht.

„Was auch immer wir wollen. Blutsauger, wenn wir sie finden. Die Schreckenswölfe haben jede Menge Spaß daran, sie betteln zu lassen.“

„Schreckenswölfe?“ Sie starrt, doch sie weiß bereits, wen er meint: die Wölfe an seiner Seite. Die Ungetüme. „Es ist eine Sache, Vampire zu jagen, aber du kannst nicht –“

Ein scharfes Knurren unterbricht sie – oder vielleicht sind es die alten Reflexe, die damit verbunden sind. Seine Brauen rücken enger zusammen, seine Lippen ziehen sich von seinen Zähnen zurück, und als das Licht auf sein Gesicht fällt, werden seine Zähne länger.

„Wir können tun, was auch immer wir wollen“, sagt er. „Ich habe versucht, dich das zu lehren.“

Weiteres Geheul. Jetzt näher. Arlinns Herz hämmert ihr in der Brust. Sie will jagen. Sie will rennen.

Sie rammt die Hacken in den Boden. „Nein, das kannst du nicht. Die Leute leben seit Generationen in diesem Wald. Sie haben sich hier ein Leben aufgebaut. Alles, was sie wollen, ist, es ohne Angst zu leben. Genau wie wir.“

Mit brennendem Blick kommt er auf sie zu. „In dir steckt zu viel Kirche“, grollt er. „Und zu wenig Wolf."

Als er auf sie herabsieht, steht sie wieder mit ihm im Wald, starrt wieder auf die Leichen der Katharer, hat wieder Angst.


Als sie an jenem Morgen zurückgekehrt war, hatte ihre Mutter im Wohnzimmer auf sie gewartet. Die Jahre lasteten schwer auf ihr – doch diese Nacht wog schwerer als die meisten. Die Schultern der Frau waren schlaff, und unter ihren Augen hatten sich tiefe Ringe gebildet. Als sie die Arme um Arlinn schlang, fühlten sie sich klein und schwach an.

„Wo warst du?“, krächzte sie. „Arlinn, sie haben vier unserer Jungen unten in den Wäldern gefunden. Zerfleischt. Genau wie

Und sie hätte es ihr sagen können. Gleich damals. Sie hätte ehrlich sein können.

Doch ihr Blick fiel auf die Symbole des Engels, die ihr Vater mit seinen eigenen Händen geformt hatte, und sie wusste, dass sie nicht die Wahrheit sagen konnte.


Arlinn ist kein junger Welpe mehr. Sie fürchtet sich nicht mehr.

Das Mondlicht macht die Verwandlung einfacher. Ihre Knochen knacken und ordnen sich um, verbinden sich zu etwas, was gleichzeitig neu und alt ist. Tovolar vor ihr wirkt erleichtert.

Er lächelt.

Sie hasst, dass er lächelt.


Auf ihrer ersten Jagd rannte sie mit Tovolar. Auf der zweiten mit Tovolar und drei anderen. Auf der dritten rannte sie mit dem Rudel.

Als sie durch den Wald preschte, ganz verloren in der Jagd, war alles, was sie tun wollte, ihre Zähne in das köstliche Fleisch eines Rehs zu versenken. Und sie dachte – törichterweise –, dass sie lange genug bei klarem Verstand bleiben würde, um es zurück ins Dorf zu zerren. Vielleicht zur Schmiede ihres Vaters, um dann zu sagen, dass es vielleicht einer der Jungen die Straße hinunter für sie dort hinterlassen hatte.

Wenn die Scheune voller Mäuse ist, legt man sich eben eine Katze zu. Wenn die Wälder voller Werwölfe sind, schickt man seine besten Jäger los. Das ist nur natürlich.

Sie erinnerte sich daran, wie es war, auf das Reh zu treffen. Es hatte sie angesehen, während es aus einem Fluss trank – mit Fell so weiß wie der Mond und Augen rot wie Blut. Sie erinnerte sich daran, darauf zugesprungen zu sein. Sie erinnerte sich an den Schmerz, der folgte, jäh und scharf, den Atem, der aus ihr herausgepresst wurde, und das Knacken ihres Rückens am Boden. Sie erinnerte sich, an sich hinunterzuschauen und den Bolzen in ihrer Brust zu sehen. Sie erinnerte sich an wenig anderes als das, außer dass sie inmitten der grausigen Überreste jener Kinder erwacht war, die immer die Kuchen vom Fensterbrett ihrer Mutter gestohlen hatten. Inzwischen waren sie Jäger – ihre Armbrüste gerade in Reichweite.

Arlinns Mund war klebrig von ihrem Blut.

Damals hatte sie geschrien. Das war das.


Dies ist der einzige Zeitpunkt, zum dem sie je über ihm aufragen wird – wenn sie sich verwandelt hat und er noch nicht. Nun ist sie es, die ihn anknurrt. Die anderen versammeln sich in einem Kreis. Einige verwandeln sich vor Aufregung, andere aus ihrem Durst nach Blut heraus. Waffen und Pfoten und Füße klopfen auf den Boden. Poch. Poch. Poch.

Sie umkreist ihn, doch er rührt sich nicht.

„Du willst jagen“, sagt er.

Und es ist wahr: Das will sie. Unter ihresgleichen zu sein, ist ein berauschendes Gefühl. Diese Wölfe kennen sie, obwohl sie sie nicht kennt. Sie kennen die Mühsal, in einer solchen Welt zu existieren. Einer Welt, die sie tot sehen will. Ist es nicht richtig, trotzdem zu leben? Ist es nicht richtig, sich ihr Leben zurückzuholen, notfalls mit Gewalt?

Nein. Ganz gleich, wie verlockend es auch sein mag: Es ist nicht richtig.

Sie muss ihn aufhalten. Wenn sie ihn jetzt niederzwingt, könnte das Ringen darum, wer über die Jagd bestimmt, die Dinge lange genug hinauszögern, um Hilfe zu holen.

Die Pfote fährt herab.

Ehe sie ihn jedoch erreicht, macht Findling einen Satz vor ihn. Arlinn zieht im letzten Augenblick zurück, und das Herz wird ihr schwer.

Es braucht nur einen Gedanken, um zu erkennen, was hier vor sich geht, nur einen Blick auf Findlings freundliches Gesicht, das gleichzeitig hoffnungsvoll und hungrig aussieht.

Flitzer schließt sich ihm an. Ebenso wie Rotzahn. Nur Geduld bleibt an Arlinns Seite – doch selbst sie blickt erwartungsvoll zu ihr auf.

Sie wollen jagen.

Tovolar grinst. „Dein Rudel versteht.“

Einer nach dem anderen verwandeln sich die Wölfe um sie herum. Wie viele sind es bereits? Wie viele stehen auf den Hinterläufen und warten darauf, dass sie Blut vergießt?

Geduld hatte einst einen ganzen Tag auf sie gewartet. Nun ist es Arlinn, die zögert.

Bild von: Sam Rowan

Überall in der Kirche waren Symbole. Am Morgen, wenn das erste Licht der Dämmerung durch die Buntglasfenster fiel, gab es keine Schatten außer denen in heiliger Gestalt. Arlinn liebte die Morgendämmerung mehr als alles andere. Jeder Sonnenaufgang war ein neuer Sieg gegen die Bestie in ihr. Jeder Morgen, an dem sie mit sauberen Händen erwachte, war ein Versprechen an ihr zukünftiges Ich. Die Bestie war fort.

Die Gottesdienste begannen, sobald die Sonne über die Hügel von Kessig spitzelte. Anfangs war es Arlinn nicht gestattet gewesen, sie selbst abzuhalten, doch sie nahm jeden Tag mit einem fiebernden Wunsch nach Sicherheit an ihnen teil – als könnte der Anblick des erleuchteten Engels allein ihr Erlösung bringen.

Und vielleicht konnte er das.

Vielleicht aber waren es auch die Menschen.

Dieselben Menschen bei jeder Andacht. Dieselben Menschen, die sich über die heiligen Schriften beugten. Barnaby neckte sie damit, stets die Erste in der Kathedrale zu sein – wurde jedoch bald stets zum Zweiten, der sie betrat. Sie vertraute genug auf sich, um eine Nacht lang mit Luciana zu backen, die darauf schwor, die besseren Rezepte zu kennen, die es aber hätte besser wissen müssen, als es mit einer Bäckerinnentochter aufzunehmen. Vater Zakarias fragte sie stets sanft danach, ob sie noch etwas anderes beichten wollte, und ermutigte sie, wenn sie ihm ins Gesicht log.

Sicherheit und Wärme. Gute Menschen. Das Morgenlicht versprach all das und noch mehr, und viele Jahre war es genug. Im Lauf der Zeit vergaß sie, sich darüber zu sorgen, was sie hierherführte.

Bis er zur Morgenandacht auftauchte.

Er sagte nichts. Das musste er nicht. Sein Anblick war genug. Die Wildheit in ihm rief nach der Wildheit in ihr. Die Schmutzflecken auf seiner geliehenen Rüstung, das verschmierte Rostrot auf dem Weiß und dem verbrannten Gelb, der Geruch nach Feuer und Blut und Kiefern. Alles, was er tat, war, neben ihr zu sitzen. Er sprach kein Wort.

Doch mit einem dumpfen, niedergeschlagenen Schrecken wusste sie, was als Nächstes kommen würde.

Danach ging er fort, und all ihre neuen Freunde fragten sie, was geschehen war, und sie sagte ihnen, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Sie wollte fortgehen. Sie brauchte Zeit für sich. Es würde schon alles gut werden.

Arlinn schloss sich in dieser Nacht in ihrem Zimmer ein. Sie zog die Vorhänge vor die Fenster und ihre Kleider eng um sich. Sie verteilte heilige Symbole, wo immer ihr Blick auf sie fallen konnte.

Doch es war schwierig, sie im Dunkeln zu erkennen.

Vielleicht geschah es deshalb.

Vielleicht war es deshalb nicht genug.

Doch sie würde nie wirklich wissen – nicht jetzt –, warum es so geschah, wie es geschah, oder welche unfassbare Güte Lucinda dazu bewogen hatte, nach ihr zu sehen.

Sie erinnerte sich an das Blut. Sie erinnerte sich an die Jagd. Sie erinnerte sich, irgendwo anders als an genau jenem Ort sein zu wollen.

Und dann – ganz unversehens – war sie es.


Geschichte erneut zu durchleben, heißt, eine Wunde zu öffnen und zu hoffen, dass sie anders heilt.

Er will jagen. Ihre Wölfe wollen jagen. Das Rudel will jagen.

Sie will es nicht. Und sie muss sie schützen, so gut sie kann.

Arlinn kniet sich nieder. Sie krault Gedulds Kopf, zaust die Stelle hinter ihren Ohren und umarmt sie ein letztes Mal.

„Sorg dafür, dass alle in Sicherheit sind“, sagt sie. In dieser Form ist ihre Schnauze ungewohnt und die Worte ergeben keinen Sinn, doch sie hofft, dass Geduld trotzdem weiß, was sie meint. Ein Klaps auf die Hinterbeine dient als letzte Erlaubnis. Arlinn steht auf, und Geduld geht zu Tovolar hinüber.

Die versammelten Wölfe bellen und heulen, und jeder Laut ist ein Dolch in Arlinns Herz.

Tovolar nickt. „Suche uns auf, sobald du bereit für eine neue Welt bist.“

Er beginnt, sich zu verwandeln. Sie bleibt nicht, um zuzusehen.


Sie bahnt sich ihren Weg zurück zu der Hexe. Es ist nicht schwierig – sie kennt jetzt den Geruch –, doch es dauert eine Weile, denn sie hält inne, wann immer sie einen ihrer Wölfe im Heulerrudel hört.

Es gibt keine Höflichkeiten. Sie hat weder die Zeit noch die Kraft dafür.

„Ich besorge deinen Schlüssel“, sagt sie.

Wenn Katilda bemerkt, dass die Wölfe fort sind, so verliert sie kein Wort darüber. Stattdessen lädt sie Arlinn in den sanfte Schein des Feuers ein.

Hier gibt es keine Wölfe.

Doch hier gibt es Menschen, und etwas was heiligem Licht beinahe gleichkommt, und für heute Nacht muss das reichen.

Morgenlicht-Hüterinnen
Morgenlicht-Hüterinnen | Bild von: Joshua Raphael

Der Morgen bringt neue Freunde.

Für eine uralte Hexe ist Katilda sehr beliebt. Beim ersten Licht versammeln sie und ihre Hexen sich in der Mitte des Lagers. Magie strömt aus ihnen heraus und verteilt sich in der Luft. Katilda verrät ihr, dass es sich um ein Rufen handelt, etwas, was die Auserwählten des Zirkels wissen lässt, dass es Zeit ist, sich zu versammeln.

Arlinn hat ihr eigenes Rufen, doch keines, das der Zirkel sehen kann. Während sie ihres durchführen, schleicht sie sich nach Ravnica. Dort ist nichts jemals einfach. Um überhaupt in Jaces Haus eingelassen zu werden, muss sie drei Formulare ausfüllen und zwei Eide schwören – und am Ende ist er nicht einmal dort. Doch das ist in Ordnung – es gibt noch immer Freunde zu sehen. Und eine Legende.

Arlinn hatte beiläufig von Teferi gehört – hauptsächlich von einem Plan, den er gemeinsam mit den anderen ersann –, doch sie hatte nicht erwartet, dass er sozugänglich sein würde. Beinahe entwaffnend. Er ist der Erste, der sie begrüßt, als sie durch die Tür tritt. Das offene Lächeln macht viel aus – ebenso wie die Tatsache, es mit jemand ungefähr Gleichaltrigem zu tun zu haben.

Nicht, dass er wirklich in ihrem Alter ist. Er ist sehr viel älter. Beinahe unfassbar alt. Als er ihr eine Tasse Tee einschenkt, versucht sie, nicht darüber nachzudenken, was das bedeutet.

„Ich nehme an, du bist nicht nur hier, um mir Gesellschaft zu leisten, Arlinn“, sagt er. „Du siehst, aus als hättest du nicht geschlafen.“

„Es ist so leicht zu sehen, was?“, meint sie. Der Tee ist gut – mild und vollmundig. Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie kurz er gezogen hat. Dennoch ist der ihrer Mutter besser. Sie vermisst ihn.

„Wenn du fragen willst, ob ich die Nacht verlängern kann, damit du dich ausruhen kannst, so lautet die Antwort ja“, sagt er. Er sprach voll Wärme, doch Arlinn konnte ein Zusammenzucken nicht unterdrücken. Teferi beugt sich vor. „Tut mir leid. Das ging dir wohl etwas zu nahe.“

Arlinn hält sich nicht mit Herumdrucksen auf. „Die Nächte auf Innistradwerden länger, aber das bedeutet, dass niemand zur Ruhe kommt. Deshalb bin ich hier. Irgendetwas kommt. Die Wölfe sind

Sie kann sich nicht überwinden, den Satz zu Ende zu sprechen. Sie weiß nicht einmal, wo sie anfangen soll – aber das muss sie auch nicht. Zumindest nicht für ein paar Augenblicke. Jemand taucht auf, streckt sich wie eine Katze oben auf der Treppe, jemand, der vor Freude aufjauchzt, als er bemerkt, dass Besuch da ist. Chandra springt über das Geländer (und die Stufen), um schneller bei ihnen zu sein.

„Arlinn“, ruft sie aus und lässt sich an einen der Tische neben ihnen fallen. „He, hast du dieses Rezept für –“

Vielleicht wirkt Arlinn tatsächlich so verdrossen, wie sie sich fühlt, denn Chandra hält mitten im Satz inne. Arlinn seufzt. „Ich fürchte, das wird warten müssen“, sagt sie. „Wie ich Teferi gerade erzählt habe –“

Doch die Tür öffnet sich erneut, und ein weiteres neues Gesicht starrt sie an. Bald darauf folgt eine hochgezogene Augenbraue. „Du bist es also, die einen Bleistift für die nur mit Tinte auszufüllenden Formulare verwendet hat?“

Das ist alles so albern, aber auf eine Weise, die sie gebraucht hat.

Es fühlt sich ein wenig wie die Morgen mit Barnaby und Luciana an.

Arlinn gestattet sich ein Lachen, nur dieses eine, um sich daran zu erinnern, wofür sie kämpft.

Auch Menschen leben in Rudeln.


Sie hören zu. Sie ist dankbar. Der Name der Fremden ist Kaya, und der Gedanke, dass Tag und Nacht aus den Fugen geraten, beunruhigt sie auf jene stille Weise, die zu einschneidenden Veränderungen führt. Sie werden kommen. Sie werden helfen. Doch zunächst müssen sie Katildas Leute kennenlernen.

Als sie gemeinsam im Wald auftauchen, weiß Arlinn sofort, wohin sie sich wenden müssen. Sie zieht die hoch aufragenden Eichen Kessigs den beengten Gebäuden Ravnicas jederzeit vor – hier hat sie immer das Gefühl, atmen zu können.

Unter den Baumkronen und den Bögen des Celestus hindurch gehen sie zum Zirkel. Chandra blickt voller Neugier und Staunen zu dem alten Artefakt hinauf. Arlinn beneidet sie ein wenig – auch wenn sie in Wahrheit bis zum heutigen Tag selbst ein bisschen von diesem Staunen verspürt.

Als sie ankommen, finden sich auch hier ein paar neue Gesichter. So viele an einem Tag – es wird schwer sein, sie alle auseinanderzuhalten. Doch sie wird es lernen. Und das will sie auch. Denn die drei hinter ihr wissen, was sie ist, und nicht einer von ihnen sieht sie mit Furcht im Blick an.

Vielleicht wird das auch für die versammelten Katharer und Magier vor ihr gelten. Sie kennt keinen von ihnen persönlich, doch in gewisser Weise kennt sie alle Katharer und Priester – wenn man jemandes Kleidung nur lange genug trägt, hat man eine Ahnung von dessen Wesen. Sie stehen in einer Traube um die Hexe herum: etwa ein halbes Dutzend Katharer, ein paar Priester und der Rest hartgesottene Kessiger ohne erkennbare Aufgabe. Am stolzesten unter ihnen ragt eine dunkelhäutige Frau in einer weißen Rüstung mit einer dünnen Schneeschicht auf den Schultern auf. Würde man ein Kind bitten, den mutigsten Katharer, den es kennt, zu beschreiben, so käme so etwas wie sie dabei heraus: die blankpolierte Rüstung, die edlen Gesichtszüge, die breiten Schultern und der gütige Blick. Sie hört zu, während Katilda irgendetwas erklärt – doch beide wenden sich den herannahenden Neuankömmlingen zu.

Adeline, strahlende Katharerin
Adeline, strahlende Katharerin | Bild von: Bryan Sola

„Arlinn Kord, nehme ich an?“, ruft die Katharerin. Ihre Stimme ist volltönend: Sie hat ganz offenkundig gelernt, sie einzusetzen.

„Eben jene“, antwortet Arlinn. „Das sind meine Freunde – Kaya, Teferi und –“

„Chandra Nalaar“, fällt ihr die Pyromagierin ins Wort. „Mein Name ist Chandra. Wie lautet deinName?“

Die Katharerin grinst und kichert. „Nennt mich Adeline. Freut mich, euch kennenzulernen, Arlinn, Kaya, Teferi und Chandra Nalaar. Katilda sagt, ihr seid hier, um beim Erntezeitfest zu helfen?“

Arlinn hat das Gefühl, dass Chandra Adeline bei allem helfen würde, worum diese sie auch je bitten möge, doch sie dürfen ihr Ziel nicht allzu weit aus den Augen verlieren. „Wir sind hier, um zu helfen, den Schlüssel zu finden“, antwortet Arlinn. „Wenn ich ehrlich bin, sind Feste nicht unbedingt meine Stärke.“

Kaya räuspert sich hinter ihr. „Du hast nichts von einem Fest erwähnt.“

„Katilda glaubt, dass es nötig ist“, antwortet Arlinn.

„Das ist es“, sagt Katilda. Trotz der geringen Entfernung zwischen ihnen trägt ihre Stimme, und als sich die Helden zu der größeren Gruppe gesellen, bleibt ihr Blick fest auf Arlinn geheftet. „Der Ritus ist eine präzise Angelegenheit mit nur wenig Spielraum für Fehler. Bei uralter Magie darf man keinen Schritt auslassen.“

„Sie ist sehr temperamentvoll“, stimmt Teferi zu. „Je älter Magie wird, desto mehr beharrt sie auf ihre Sitten und Gebräuche.“

„Er versteht es“, sagt Katilda.

Arlinn hat nicht die Kraft, dagegen anzureden, wenn Teferi sich bereits der Sache annimmt. „Also was genau braucht ihr von uns? Arlinn hat uns von dem Ritus erzählt.“ Er deutet mit seinem Stab zu den Teilen des Celestus über ihnen. „Was soll mit dem Mondsilberschlüssel geschehen, sobald wir ihn gefunden haben?“

„Ihr bringt ihn zum Zentrum des Celestus. Arlinn kennt den Weg“, antwortet Katilda. „Ich warte dort mit dem Zirkel auf euch. Dort vereinen wir ihn mit dem Sonnengold-Schloss und vollenden den Ritus.“

„Und hast du irgendeine Ahnung, wo wir den Schlüssel finden könnten?“, fragt Kaya. „Irgendwelche Spuren? Irgendein letzter bekannter Verbleib?“

Katilda seufzt. „Nein. Er wurde dem Morgenlichtzirkel vor Jahrhunderten entwendet.“

„Verstehe“, sagt Kaya. „Dann fangen wir wohl besser an zu suchen. Arlinn, hast du irgendwelche Ideen?“

Vor letzter Nacht hatte sie noch nie etwas von einem Mondsilberschlüssel gehört, und alles, was sie über den Celestus weiß, sind alte Legenden, doch einer Sache ist sie sich gewiss. „Irgendetwas muss in Thraben zu finden sein. Vielleicht hat die Kirche den Schlüssel genommen.“

„Und wenn das der Fall ist, dann ist er sicher verstaut“, sagt Adeline. Sie nickt. „Also dann: Auf nach Thraben.“

„Ähglaubst du wirklich, dass es in Thraben so sicher ist?“, fragt Chandra. „Bist du dir sicher, dass wir wieder dorthin müssen? Denn letztes Mal lief es dort nicht so gut, und es war alles andere als sicher.“ Adeline wirft ihr einen langen Seitenblick zu, und Chandra fügt hastig hinzu: „Nicht, dass ich Angst habe.“

Arlinn seufzt. „Ich weiß, was du meinst – doch in den Gewölben sollte es noch sicher sein.“

Es ist einige Zeit her, seit Arlinn das letzte Mal die Kathedrale besucht hat.

Sie hofft, dass es diesmal besser ausgehen wird als damals.