Was bisher geschah: "In der Stille der Nacht"

Unter dem Druck der Maßnahmen des Konsulats werden die Wächter in ihren Bemühungen gehindert, herauszufinden, was der gefährliche Kunsthandwerker Tezzeret plant. Da Tezzeret noch immer die Leitung des Konsulats innehat, werden die Wächter zunehmend in den Konflikt hineingezogen, der zwischen rebellierenden Renegatengruppierungen und Regierungstruppen brodelt. Zwischen zwei Scharmützeln sucht Gideon Jura nach der feinen Grenze zwischen berechtigtem Eingreifen und ungefragter Einmischung.


Gideon schaute lange in seinen Becher. Die Dinge, die überall im Multiversum gleich blieben, versetzten ihn immer wieder in Erstaunen. Sicher, hier wurde der kaapi heiß und schaumig serviert und seine Textur und sein Geschmack unterschieden sich vom ravnicanischen Kaffee, den Jace zu jeder Mahlzeit in seinem Refugium tassenweise in sich hineinzuschütten schien, doch der bittere Biss des Getränks und der kribbelnde Schub, den es einem müden Geist versetzte, waren dieselben.

Gideon blickte von seinem Sitz aus auf. Das kleine Café, in dem er sich befand, bot eine gute Übersicht über den geschäftigen Platz vor ihm. Anmutige Architektur rahmte einen blauen Himmel ein, der mit wirbelnden Wolken betupft war. Ein opulenter Brunnen betonte die verspielte Anmutung des gesamten Platzes. Gideon stellte sich den Ort vor, wie er voller Leute war und wie es zweifellos vor dem harten Durchgreifen des Konsulats der Fall gewesen sein musste – ein krasser Gegensatz zu den wenigen Passanten, die nun mit gesenktem und fest auf ihren Pfad gehefteten Blick über die Freifläche hasteten.

Selbst unter den derzeitigen politischen Spannungen strahlte die Stadt Ghirapur.

Wochen waren vergangen, seit die Wächter nach Kaladesh gekommen waren. Wochen seit ihrem Zusammenprall mit Tezzeret, seit dem Durchgreifen des Konsulats und der Beschlagnahmung der Erfindungen. Sie hatten sehr viel Zeit damit verbracht, sich verborgen zu halten, von Zuflucht zu Zuflucht zu ziehen, Pia und den Renegaten zu helfen, wo sie nur konnten, und nach weiterführenden Hinweisen auf Tezzerets Pläne zu suchen.

Und noch immer war Gideon sich nicht sicher, ob sie überhaupt hier sein sollten.

Jaces und Lilianas Entsetzen über die Anwesenheit Tezzerets schien echt, doch beide konnten kaum etwas Aussagekräftiges dazu beitragen, welche Bedrohung er denn nun konkret darstellen sollte. Ja, dass Tezzeret sich in die Politik und die Regierung Kaladeshs einmischte, war zweifellos bedenklich und für Gideon auch Grund genug, der Sache zumindest nachzugehen. Doch Tezzerets Verbindung zu den Streitkräften Kaladeshs zusammen mit dem Zwist zwischen dem Konsulat und den Renegaten machte die Dinge ... kompliziert. Die Eldrazi und die mit ihnen einhergehende Bedrohung auf Zendikar und Innistrad zu vernichten, war nichts gewesen, worüber man sich lange hätte schwierige Fragen stellen müssen. Doch sich auszumalen, wie sein Sural durch die surrenden Zahnräder in Kaladesh gebauter Automaten schnitt und wie er den Kampf gegen Konsulatskräfte aufnahm, die lediglich versuchten, die Gesetze ihres Landes zu hüten ...

Das war schon wesentlich komplizierter.

Gideon nippte an seinem Kaffee. Ein guter Befehlshaber musste einen kühlen Kopf bewahren, selbst in der Hitze des Gefechts. Den Drang nach sofortigem Handeln gegen das Ergebnis einer kritische Betrachtung des laufenden Konflikts abwägen. Wie er diese ruhigen Momente schätzte, die sich zwischen den Kämpfen der letzten Tage ergaben. Er holte tief Atem.

Reduziere es aufs Wesentliche.

Die Wächter sind auf Kaladesh, um herauszufinden, welche Bedrohung Tezzeret darstellt, und sie zu neutralisieren.

Gideon schüttelte den Kopf. Selbst das war nicht ganz richtig. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann waren sie um Chandras willen hier.

Er war wegen Chandra hier. Seiner Freundin.

Tezzeret war ein zusätzlicher Grund, eine Bedrohung, die sie hier überhaupt erst entdeckt hatten. Ja, inzwischen war Tezzeret es, weshalb sie hier waren. Doch Chandra war der eigentliche Grund, aus dem sie alle hierhergekommen waren – und Pia war der Grund, aus dem Chandra geblieben war. Sie waren es, weshalb die Wächter an der Seite der Renegaten kämpften. Die Feinde meiner Feinde sind meine Verbündeten – aber sollten die Wächter in diesem regionalen Konflikt Partei ergreifen? Sollten die Wächter die Streitkräfte der Rebellen stärken oder hätten sie lieber mit den Behörden Kaladeshs, mit Baan und dem Konsulat, kooperieren sollen, um die Gefahr, die von Tezzeret ausgeht, ans Tageslicht zu bringen? Eine Bedrohung, von der Gideon nach wie vor nicht die allergeringste Vorstellung hatte?

Doch wie hätte er mit Baan zusammenarbeiten können, nachdem er erfahren hatte, was das Konsulat Chandras Eltern angetan hatte? Wie hätte er Pia im Stich lassen und Chandras Vertrauen in ihn verraten können?

Gideon dachte an seine Jugend zurück – zu Unrecht von jenen in Ketten gelegt, die behaupteten, das Recht auf ihrer Seite zu haben. Er dachte an seine Zeit auf Ravnica zurück, als er seine Hieromagie zugunsten der Boros gewirkt und auf der Seite des Gesetzes gekämpft hatte. Er hatte diesen Konflikt schon so viele Male gesehen: jene, die für das Recht kämpften, gegen jene, die sich ihm widersetzten. Er hatte schon auf beiden Seiten dieses Kampfes gestanden.

Und nun schien er weniger zu wissen als je zuvor.

Ein kleiner Thopter ließ sich auf seinem Tisch nieder. Er runzelte die Stirn und streckte die Hand danach aus. Der Thopter schwebte auf seine Handfläche, wo seine Ätherspulen dreimal pulsierten – lang, kurz, lang –, ehe er wieder in den Nachmittag davonflog. Gideon seufzte. Pia hatte Neuigkeiten.

Der ruhige Moment war vorbei. Gideon trank seinen Kaffee aus und stand auf, um sich auf den verschlungenen Rückweg zu Yahennis Penthouse zu machen.


Stunden später

Er fand sie auf dem Dach. Zuerst dachte er, ihr Haar stünde noch immer in Flammen, doch als er näher kam, erkannte er, dass nur die Sonne auf eine Weise auf dem Rot und Orange tanzte, die sie zum Schimmern brachte. Sie saß mit dem Rücken zu ihm auf der Brüstung und ließ die Beine darüber baumeln. Er trat neben sie und folgte ihrem Blick über die Stadt. Yahennis Penthouse lag hoch genug, um ihnen ein spektakuläres Panorama zu bieten, und Gideon fragte sich kurz, mit welchen Mitteln es einem Geschöpf, dessen Lebensspanne derart kurz war, wohl gelingen mochte, einen solchen Reichtum anzuhäufen – und dann wischte der Anblick Ghirapurs seine Gedanken fort. Verschlungene Straßen und hoch aufragende Gebäude erstreckten sich vor ihm, Metall und Chrom glänzten im schwindenden Sonnenlicht und leuchteten vom Blau des Äthers, das heller wurde, je mehr die Schatten sich verdichteten.

„Deine Heimat ist sehr schön.“ Gideon lehnte sich gegen die Brüstung.

„Das hier war einmal meine Heimat. Vielleicht ist sie das noch immer. Ich bin nicht sicher.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute unbeirrt zum Horizont.

„Weißt du, dass das bei all dem Chaos das erste Mal ist, dass ich mir die Stadt richtig ansehen kann?“ Gideons Blick schweifte vom Horizont zu der Kopfsteinpflasterstraße unter ihnen. „Sie ist wunderschön, Chandra.“

Chandras Miene verfinsterte sich. „Nur leider im Augenblick durch diese dummen Banner des Konsulats ruiniert, die aus jedem Fenster und von jedem Gebäude hängen, an dem man sie anbringen konnte.“ Sie warf die Hände in die Luft. „Wie können sie die überhaupt so schnell herstellen? Das ergibt keinen Sinn.“

Gideon seufzte. „Chandra ...“

„Und warum warst du so still in dieser Besprechung vorhin? Du hast einfach nur meine Mutter reden und die nächsten Angriffe der Renegaten planen lassen, ohne auch nur einmal deine Hilfe anzubieten.“ Chandra drehte sich um und funkelte Gideon an. „Dein Schweigen war höllisch laut, Gids. Wir sind hier, um das Konsulat zu stürzen, und du –“

„Nein, das sind wir nicht.“ Gideon zögerte, nur einen Augenblick. Sollte er seine Worte beschönigen oder die Wahrheit sprechen?

Sein Blick traf den Chandras. Ihr Starren brannte seine Zweifel fort. Sprich geradeheraus. Immer.

„Wir sind deinetwegen hier.“

Das Flackern eines Flämmchens zuckte durch Chandras Haar und Gideon spürte Hitze aufwallen. „Oh, also seid ihr nur hier, weil ich – was? – gerettet werden musste?“

„Wir sind hier, weil du uns wichtig bist, Chandra.“ Gideon lächelte. Sanft. Freundlich. „Wir alle haben einen Eid geschworen, Wache zu halten. Und das bedeutet, dass wir auch aufeinander achtgeben. Wir passen aufeinander auf.“ Er legte die Stirn in Falten. „Selbst auf Liliana. Glaube ich.“

Chandra lachte – aufrichtig, aber dennoch mit einem gewissen Unterton von Verdrossenheit. „Warum hast du dann nichts gesagt, als meine Mutter ihre Pläne zum Sturz des Konsulats vorgestellt hat? Wenn du auf mich aufpassen willst, dann auch auf sie. Ich will ihr helfen. Ich muss ihr helfen. Und dazu brauche ich deine Hilfe.“

Chandra schnaubte frustriert. „Du weißt schon, was ich meine. Oder?“

Gideon schwang sich auf die Brüstung und setzte sich neben Chandra. „Ja. Das tue ich, Chandra. Wir wollen dir helfen. Ich will dir helfen. Aber der Fokus der Wächter liegt auf Tezzeret. Nicht auf dem Konsulat.“

Chandra machte ein nachdenkliches Gesicht. „Aber Tezzeret ist das Konsulat. Zumindest im Moment.“ Ihre Augen wurden schmaler. „Und das Konsulat verdient es, zu brennen.“

Gideon schüttelte den Kopf. „Lass dein persönliches Sinnen nach Rache nicht unsere wahren Ziele hier verschleiern, Chandra.“

Chandra fuhr zu Gideon herum. Hinter ihren Augen funkelte Ärger. „Du sagst, du willst auf mich aufpassen, Gids. Aber bist du hier als der Wächter Gideon oder als mein Freund Gideon?“

Gideon seufzte. „Ich ... Ich weiß es nicht. Ich hatte gehofft, das könnte das Gleiche sein.“

Ein paar Flüche kamen Chandra über die Lippen, ehe sie sich zwang, den Rest herunterzuschlucken, einen Schrei ausstieß und eine Feuerlanze in den sich verdunkelnden Himmel schickte. Gideon sah davon ab, sie dafür zu tadeln, dass sie dadurch möglicherweise ihren Aufenthaltsort verriet.

Die beiden schwiegen eine Weile.

Schließlich durchbrach Gideon die Stille.

„Ich kenne nicht die Einzelheiten dessen, was zwischen dem Konsulat und deinen Eltern vorgefallen ist. Ich weiß nicht über alles Bescheid, was hier auf Kaladesh gewesen ist. Aber als dein Freund weiß ich, dass ich nichts weiter will, als dich vor diesem Schmerz zu beschützen und dir zu helfen, Gerechtigkeit zu finden.“

Ein feines Lächeln huschte über Chandras Gesicht. Gideon lächelte ebenfalls und zog dann die Brauen zusammen.

„Aber das heißt nicht, dass wir sie einfach alle in Brand stecken.“

Chandra verdrehte die Augen. „Immer willst du mir nur vorschreiben, was ich nicht in Brand stecken darf.“

„Das ist nicht wahr. Manchmal schreibe ich dir auch vor, was du anzünden sollst.“

Unwillkürlich musste Chandra kichern. „Du und deine dummen Regeln.“

Gideon schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass einem das alles wie unbedeutende Kleinigkeiten vorkommen kann, aber auch die sind wichtig.“ Gideon deutete über die Stadt. „Wir können nicht einfach so von Welt zu Welt reisen, uns in fremde Angelegenheiten einmischen und über die Leute urteilen und ihnen unseren Willen aufzwingen. Andernfalls wäre der Unterschied zwischen uns und irgendwelchen tyrannischen Magiern am Ende bedenklich klein.“

Chandra warf Gideon einen skeptischen Blick zu. „Zitierst du da gerade meinen Eid?“

Gideon zuckte die Schultern. „Vielleicht übst du einen gewissen Einfluss auf mich aus.“

Chandra lachte ein Lachen, das zu einem Schnauben wurde. „Für einen gesetzestreuen, unverwundbaren Soldaten denkst du ganz schön viel nach.“

„Für einen menschlichen Feuerball bist du ganz schön gütig und mitfühlend. Wir alle sind mehr als nur unsere Kräfte, Chandra.“

Chandra sah auf ihre Hände hinunter. Kleine Funken tanzten ihr über die Fingerspitzen. Gideon nahm die Hände hoch. Seine Linke fuhr über den Sural, der an seinem rechten Handgelenk befestigt war.

„Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen und Grenzen zu erkennen. Sonst zahlt man selbst und alle, die einem lieb und teuer sind, den Preis für den eigenen Hochmut.“

Fragen lauerten in Chandras Blick. Gideon holte tief Luft und versuchte, mit ihr zu sprechen, um ihr die Geschichte erzählen, die er bislang noch niemandem erzählt hatte – doch seine Vergangenheit blieb ihm eine schwere, unbewegliche Last in der Magengrube. Die beiden saßen da, während die Stille sich ausbreitete und die Sonne hinter dem Horizont versank. Als die letzten Lichtstrahlen verschwunden waren, spürte er, wie sich ihre Hand auf seine Schulter legte. Er lächelte darüber, dass sie eine Geste wählte, die ihr von ihm bestens bekannt sein musste.

„Ich vertraue dir, Gideon Jura.“ Chandra drückte Gideons Schulter tröstlich. „Und sosehr ich es auch hasse, werde ich versuchen, mich darauf zu konzentrieren, Tezzeret aufzuhalten ... Fürs Erste. Vielleicht. Ich kann‘s nicht versprechen.“ Chandra stand von der Brüstung auf und sprang zurück aufs Dach. „Aber ich werde trotzdem auch weiterhin meiner Mutter und den Renegaten helfen. Nicht als Mitglied der Wächter, sondern als Pia Nalaars Tochter.“

Auch Gideon erhob sich. „Das solltest du. Verbringe etwas Zeit mit deiner Mutter. Abgesehen von allem anderen verdienst du es, mit ihr zusammen zu sein. Außerdem hilft uns die Kenntnis über die Pläne der Renegaten, wenn wir gegen Tezzeret vorgehen.“ Gideon ging auf die Stufen zu, die vom Dach hinunterführten. „Wir sollten uns mit den anderen Wächtern und vielleicht auch mit Ajani beratschlagen, wie wir erfahren können, was Tezzeret plant, und dem einen Riegel vorschieben.“

Chandra blickte ihm einen Augenblick nach. „He, Gids.“ Gideon drehte sich um. „Du bist mir auch wichtig.“

Chandra schloss zu ihm auf, knuffte ihn in den Arm und rauschte dann an ihm vorbei die Stufen hinunter. Gideon seinerseits versuchte, seiner sich zuschnürenden Brust keine Beachtung zu schenken, während er ihr nach unten folgte.


Tage vergehen

„Wir müssen reden.“ Kochend vor Zorn warf Gideon die Tür zu. Liliana verdrehte die Augen, während sie durch den Raum schlenderte.

„Nur zu. Rede. Frei von der Leber weg.“

„Wir töten nicht.“

„Nein. Der große Katzenmann tötet nicht.“ Liliana öffnete den großen Kleiderschrank, den Yahenni den Wächtern zur Verfügung gestellt hatte, und begann, ihn zu durchwühlen. „Nicht mehr“, sagte sie in einer unheimlich überzeugenden Nachahmung des Planeswalkers. Sie verdrehte erneut die Augen. „So rechtschaffen. So geheimnisvoll.“

„Auch wir tun das nicht.“ Gideon machte einen Schritt nach vorn, schloss die Schranktür und zwang Liliana so, ihn anzusehen. Liliana lachte.

„Ähm. Es tut mir leid. Ich scheine mich zu erinnern, gesehen zu haben, wie du in Thraben Gegner wie Grashalme niedergemäht hast.“

„Das waren Ungeheuer der Eldrazi. Hier handelt es sich um Menschen.“

„Also töten wir nur hässliche Dinge? Denn auf den Kleinen träfe das durchaus zu.“ Liliana öffnete die Schranktür wieder und setzte ihre Suche fort. Gideon geriet vor lauter Unglauben schier ins Stottern.

„Wir töten nur, wenn wir müssen! Und das gerade eben –“

„Das gerade eben war eine von den Situationen, in denen wir ‚es mussten‘. Diese Konsulatstruppen hatten uns gesehen. Uns erkannt. Uns angegriffen. Glaubst du dass sie, wenn wir sie – was eigentlich? – niedergeschlagen hätten, wie von Zauberhand vergessen hätten, dass sie uns aus diesem Penthouse haben kommen sehen?“

Liliana zog eine lange, weiße Kurta aus dem Schrank, betrachtete sie kurz prüfend und warf sie sich über die Schulter. „Es ist nicht meine Spezialität, Leuten die Erinnerungen zu rauben, und du lässt unseren Gedankenlöscher auf diesen albernen kleinen Erkundungsmissionen durch die Gegend rennen. Ich habe nur das getan, worin ich am besten bin.“ Sie wandte sich um und schenkte ihm ein ernstes Lächeln. „Der Tod ist nur ein Werkzeug in unserem Arsenal. Ich bin einfach nur besonders gut im Umgang mit ihm.“

„Der Tod ist ein Werkzeug, dessen Verwendung wir um jeden Preis vermeiden sollten. Das mag für dich als Todesmagierin etwas schwer zu verstehen sein.“ Gideon merkte, wie er seine Hände zu Fäusten ballte und sie wieder öffnete. Er holte tief Atem.

„Oh, bitte. Weißt du, wie viele Leute ich nicht getötet habe, seit wir hier sind?“ Liliana warf Gideon die Kurta zu. „Und außerdem: Würdest du dich etwas mehr wie die Einheimischen kleiden, wären wir vielleicht gar nicht erkannt worden.“

Gideon fing das Hemd auf und funkelte Liliana an. Tief durchatmen. Stumm faltete er das Hemd zusammen. Sie versucht, dich zu provozieren. Er legte das Hemd auf eine Liege in der Nähe.

„Du brauchst gar nicht anzufangen, mir die Schuld an diesen Toden zu geben. Ich übernehme die Verantwortung für sämtliche Leben, denen ich ein Ende setze.“ Ein weiteres Mal verdrehte Liliana die Augen. Gideon sah sie weiter unverwandt an. „Ich will dir vertrauen, Liliana. Aber das fällt mir schwer, wenn du die grundlegendsten Prinzipien dessen, was wir tun, so verletzt.“

„Wir wissen ja nicht einmal, was es ist, was wir hier machen.“ Lilianas Gesichtsausdruck wechselte schlagartig von sarkastisch zu todernst. „Wir verschwenden unsere Zeit damit, Konsuln und Renegaten zu spielen, wo wir doch eigentlich Tezzeret beseitigen sollten.“

„Du hast recht.“ Es bereitete Gideon ein gewisses Vergnügen, nun zu sehen, wie Liliana ungläubig zurücktrat und ihn argwöhnisch musterte. „Deshalb lasse ich Jace das Konsulat beschatten, um herauszufinden, was Tezzeret eigentlich vorhat. Deshalb untersuchen Nissa und Yahenni den Ätherfluss in der Stadt, um herauszufinden, von wo aus Tezzeret seine Taten wohl plant. Es ist schwierig, jemanden aufzuhalten, wenn man nicht weiß, wo er sich versteckt.“

Liliana schnaubte. „Was ist mit Chandra, die ihre Mutter begleitet, um die Renegaten zusammenzutrommeln? Und dem Katzenmann, der die Großmutter aus dem gleichen Grund begleitet? Gehört dies ebenfalls zum Auftrag der Wächter?“

„Es kann nicht schaden, Verbündete unter den Renegaten zu haben, wenn es zum Kampf kommt.“ Gideons Stimme ließ die Überzeugung seiner Worte vermissen.

„Ah, natürlich. Also warten wir nur auf eine Armee, die du befehligen kannst. In einem irgendwie nicht-tödlichen Kampf. Gegen Kräfte, die Menschen ausschicken, um uns einzufangen oder zu ermorden.“

Liliana trat dicht an Gideon heran und schaute ihm ins Gesicht.

„Ich kann dir versichern, Gideon, dass Tezzeret nicht nach den gleichen Regeln spielen wird. Und wenn wir ihn nicht aufhalten, wird er sehr viel mehr Menschen töten als ich.“

Sie sprach kaum lauter als ein Flüstern, ihre Worte nur ein sachtes Wispern in der Luft. „Immerhin gibt es nur einen, den ich auf dieser Welt wirklich töten will. Und er hat das so was von verdient.“ Damit wandte sie sich ab und ging auf die Treppen zu.

„Was hat er dir angetan?“

Gideons Worte ließen Liliana innehalten und sich umdrehen. Sie zog fragend eine Augenbraue hoch.

„So wie du sprichst, muss er dir etwas angetan haben. Irgendetwas Persönliches.“ Gideon erwiderte ihren Blick, sein Gesicht eine Maske ruhiger Überzeugung.

„Er war der Anführer einer interplanaren Verbrecherorganisation, die gefährliche Güter von Welt zu Welt geschmuggelt hat. Seine Grausamkeit und sein Wahnsinn werden nur noch durch seinen Hang übertroffen, Freunde und Feinde gleichermaßen zu manipulieren und zu ermorden. Er hat ganze Dörfer niedergebrannt, nur um ein Exempel zu statuieren.“

Gideon schüttelte den Kopf. „Das ist das, weshalb du glaubst, dass ich ihn aufhalten wollen würde. Warum willst du ihn aufhalten? Um ihn zu töten?“

Einen Augenblick lang wirkte Liliana aufrichtig sprachlos. Gideon musterte sie aufmerksam. Er sah etwas in ihren Augen aufflackern, eine Entscheidung, die hinter diesen Seen aus Violett getroffen wurde.

„Er hat jemandem wehgetan, der mir wichtig ist. Etwas zerstört, was mir gehörte.“ Die Worte klangen nüchtern, doch darunter hörte Gideon Zorn und Hass.

Bild von Karl Kopinski
Bild von Karl Kopinski

„Bleib mir einfach aus dem Weg und ich werde ihm und dieser ganzen Scharade ein Ende setzen.“

Liliana wandte sich um und stolzierte unter dem klappernden Stakkato ihrer Absätze die Treppe hinauf.

Gideon seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er war sich sicher, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Doch er war sich auch sicher, dass er von Liliana bislang noch nie so viel von der Wahrheit gehört hatte.


Tage später, Bomat-Viertel

Das Konsulatsfahrzeug raste auf ihn zu. Das Kreischen von metallenen Rädern auf Stein zerrte ihm an den Ohren.

Einatmen.

Gideon richtete die linke Schulter auf das Fahrzeug aus, das direkt auf ihn zuhielt, und hob die Arme in Abwehrhaltung, während er breitbeinig in Stellung ging, um sich für den Aufprall zu wappnen.

Sieh den Feind an.

Seine Haut schimmerte, Wellen goldenen Lichts liefen über seinen gesamten Körper. Dieses Fahrzeug unterschied sich nicht so sehr von einer wütenden Hydra, die durch eine Stadt auf Theros wütete – nur dass Gideon anstelle wilder, bestienhafter Augen in dem flüchtigen Moment vor dem Zusammenstoß die schreckgeweiteten Pupillen des Fahrers sah.

Ausatmen.

Das Fahrzeug prallte auf Gideon. Er spürte, wie er mit immenser Wucht nach hinten geschoben wurde. Er grub die Hacken in den Boden und wirbelte dabei Splitter zerberstender Pflastersteine auf. Das Fahrzeug wurde in Stücke gerissen, Trümmerteile umwirbelten ihn, Zahnräder und gezacktes Metall peitschten um seinen durch Magie undurchdringlich gemachten Körper, und goldene Lichtstrahlen tanzten, als ihm all diese Bruchstücke entgegengeschleudert wurden. Selbst inmitten des Chaos des explodierenden Fahrzeugs blieb Gideons Blick fest auf den Fahrer gerichtet, und als der unglücksselige Mann nach vorn flog, während sein Fahrzeug um ihn herum in Stücke ging, griff Gideon nach ihm und schützte ihn mit den Armen vor den umherfliegenden Wrackteilen, während er sich drehte, um den Vorwärtsdrall des Piloten abzumildern.

Nur ein Wimpernschlag. Im einen Augenblick raste ein stolzes Fahrzeug des Konsulats durch die Straßen. Im nächsten lag ein Haufen Schrott vor Gideon, der den sehr verwirrt dreinblickenden Piloten noch immer in den Armen hielt.

„Du kannst jetzt wohl Feierabend machen.“ Gideon setzte den Piloten ab und klopfte ihm freundlich auf die Schultern.

Wenn der Pilot denn reagierte, so ging es darin unter, wie der Hieb einer gewaltigen Metallfaust Gideon erwischte. Er wurde durch die Luft und durch die Wand eines Gebäudes in der Nähe geschleudert. Der Pilot schaute auf und sein Blick traf auf das leere Starren eines stahlgrauen Automaten, der zwölf Fuß hoch über ihm aufragte und der mit dem Rot und Gold des Konsulats verziert war.

Der Pilot erstarrte einen Augenblick und floh dann so schnell er konnte in die entgegengesetzte Richtung, während der stahlgraue Automat auf das Loch in der Wand zustapfte, hinter dem Gideon lag. Sein Marsch wurde unterbrochen, als ein weiterer Automat – unverwechselbar ähnlich in seiner Bauweise, aber aus goldenem Metall – heranstürmte und ihn Kopf voran rammte. Das Konstrukt des Konsulats erlangte das Gleichgewicht wieder, und die beiden Maschinen begannen zu ringen, während eine kleine, weibliche, in Blau und Burgunder gekleidete Gestalt auf das Loch zuhuschte.

„Gideon! Geht es dir gut? Es tut mir so leid. Ich habe das zweite Konstrukt nicht gesehen!“

Gideon kletterte aus den Trümmern, schüttelte den Kopf und klopfte sich den Staub von den Schultern.

„Mir geht es gut, Saheeli – obwohl ich etwas beunruhigt bin, dass du das übersehen konntest.“ Gideon deutete auf die hoch aufragenden, miteinander ringenden Behemoths. Der Automat des Konsulats hatte gerade einen sauberen Treffer gelandet und den goldenen durch eine weitere Wand gedroschen.

Saheeli zuckte die Schultern. „Sie sind erstaunlich leise für ihre Größe.“ Sie hob die Hände und Gideon spürte eine Woge aus Mana, als sie in Richtung der Überreste des Fahrzeugs gestikulierte. Gideon schaute voller Bewunderung zu, wie sich die Einzelteile zu zwei perfekten, kleineren Nachbildungen der beiden kämpfenden Automaten zusammensetzten. Nach einer weiteren Handbewegung Saheelis stürzten die beiden neuen Konstrukte sich ins Getümmel, kletterten über den Automaten des Konsulats, um Ätherleitungen zu kappen und an seiner Panzerung zu zerren, während der goldene Automat seinen unbarmherzigen Angriff fortsetzte. Saheeli machte eine stoßende Geste und der goldene Automat ahmte sie nach. Er durchschlug die Brust der Maschine des Konsulats und riss ein verworrenes Knäuel aus Röhren und Glas aus ihr heraus, während flüssiger Äther umherspritzte. Der Automat ging erst auf die Knie und dann mit ohrenbetäubendem Lärm zu Boden. Saheeli reckte triumphierend die Faust.

„Das ist typisch für die Bauweise des Konsulats. Robust, aber berechenbar. Die Energiequelle ist bei allen Einheiten immer an der gleichen Stelle.“ Gideon setzte zum Sprechen an, doch das Geräusch heraneilender Schritte ließ sie beide sich dieser neuerlichen Bedrohung zuwenden. Sein Sural entrollte sich, und ihr filigranes Metall begann, sich zu verformen.

Eine gewaltige, in einen Mantel mit Kapuze gehüllte Gestalt sprang von einem nahen Dach und landete beinahe geräuschlos vor ihnen. Gideon und Saheeli traten instinktiv einen Schritt zurück, ehe Gideon erleichtert ausatmete, als er das blaue Auge erkannte, das unter der Kapuze hervorlugte. „Ajani. Was machst du hier?“

Ajani richtete sich zu voller Größe auf. „Wir haben den Tumult gehört.“

„Wir alle haben den Tumult gehört.“ Gideon drehte sich um und sah Liliana hinter einem Gebäude hervorschlendern, gefolgt von Jace. Aus einer anderen Straße traten Nissa und Yahenni um eine Ecke, gerade als auch Chandra und Pia aus einer Seitengasse gerannt kamen.

„Verdammt, Gids! Hier sieht es ja aus, als wäre ich hier gewesen.ׅ“ Chandra musterte die noch immer rauchenden Trümmer und Überreste, die auf der Straße verstreut waren, und die vielen Löcher in den umliegenden Mauern und Gebäuden. „Ihr habt hier aber ganz ordentlich Sachen zerschlagen.“ Sie winkte einer nicht zu erkennenden Gestalt hinter dem Loch zu, durch das Gideon vor wenigen Augenblicken geschleudert worden war. Ein schwaches „Hallo!“ klang zurück.

Gideon hustete und versuchte, die Aufmerksamkeit der Gruppe wieder auf sich zu lenken. „Danke, dass ihr uns zu Hilfe geeilt seid, aber wenn ihr alle den Lärm gehört habt, dann ist zweifellos Verstärkung auf dem Weg hierher. Wir sollten uns mit Saheeli in der neuen Zuflucht treffen und –“

„Es ist keine Zeit mehr.“ Saheeli trat in die Mitte der Versammlung. „Wie ich Gideon gerade sagen wollte, bevor all dies geschehen ist: Ich weiß, wo sich Tezzeret versteckt.“ Leichte Unruhe machte sich in der Gruppe breit. Gideon hob die Hände und blickte dann zu Saheeli. Saheeli fuhr fort.

„Er hat sich in eine private Werkstatt eingeschlossen, die im zentralen Ätherturm verborgen ist. Dort hält er die Siegerin der Erfindermesse fest und dort arbeitet er an etwas, was mit ihrer Erfindung zu tun hat.“

„Das passt du dem, was wir erfahren haben.“ Nissa trat vor und nickte. Auch Yahenni sprach. „Fräulein Nissa und ich haben kürzlich einen ungewöhnlichen Ätherstrom bemerkt, der vom Knotenpunkt zu dem Reservoir dort abgezweigt wird.“

„Dann stürmen wir doch einfach den Turm und erledigen Tezzeret!“ Chandra schien bereit, sofort loszulaufen, aber Saheeli schüttelte den Kopf.

„Das Laboratorium wird zweifellos streng bewacht. Außerdem hat er die Siegerin der Erfindermesse bei sich. Sie – also Rashmi – ist meine Freundin.“ Saheelis Stimme stockte leicht. „Wir müssen reingehen, sie befreien und wieder verschwinden. Ich kann das nicht allein tun, aber vielleicht mit ein oder zwei anderen von euch ...“

„Wenn es sich um eine Infiltration handelt, sollte Jace gehen.“ Gideon nickte seinem Freund zu. „Er ist auch am besten dafür geeignet, herauszufinden, was Tezzeret vorhat ...“

„Ich gehe.“ Liliana drängte sich an Jace vorbei und stand nun zwischen ihm und Gideon. „Wenn Tezzeret dort ist, dann bin ich es auch.“

Saheeli blickte von Jace zu Liliana zu Gideon. Jace wirkte überrascht, doch Gideon sah, wie sich seine Schultern unmerklich senkten – ein Nachlassen von Anspannung und Nervosität. Gideon starrte Liliana an. Ihre ungerührte Miene gab nichts preis. Die Sekunden verrannen. Jeder Augenblick ohne Entscheidung lastete schwerer auf Gideons Schultern.

Ich will dir vertrauen. Kann ich dir vertrauen?

Saheelis Stimme unterbrach seine Gedanken. „Wir müssen uns entscheiden. Jetzt.“

„Also schön. Liliana wird gehen.“

Saheeli nickte zufrieden und machte sich auf den Weg zum Bronzeviertel. Liliana folgte ihr.

„Liliana“, rief Gideon ihr nach. „Tue das Richtige.“

Gideon sah unzählige mögliche Erwiderungen unter ihrem ruhigen Äußeren. Eine wurde an die Oberfläche und über den Platz zu ihm getragen: „Ich tue das, was getan werden muss.“

Gideon sah, wie die beiden in einer Seitenstraße verschwanden. Ein tiefes Knurren von Ajani lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe.

„Wir sollten sie so gut unterstützen, wie es uns möglich ist.“

Gideon nickte dem Leoniden zu. „Ajani hat recht. Wenn wir für eine Ablenkung sorgen, können wir vielleicht einige von Tezzerets Kräften auf uns ziehen.“

„Ich glaube, wir können etwas noch Besseres tun.“ Pia lächelte erst und zeigte dann ein Grinsen, das immer breiter wurde, während sie weitersprach. „Wenn das hier so wichtig ist, wie Saheeli sagt, dann könnten auch andere Ziele gerade verwundbar sein. Vielleicht greifen wir also nicht nur der Ablenkung wegen an, sondern können etwas erobern, was wichtig für uns ist.“

„Ich nehme an, du hast schon etwas im Sinn?“

„Wir nehmen den Ätherknoten ein.“ Pias Augen leuchteten vor Aufregung. „Wenn wir Erfolg haben, könnten wir die Energiezufuhr für den Turm und das, woran Tezzeret arbeitet, unterbrechen. Wir könnten außerdem die Erfinder der Renegaten und das Volk mit Äther versorgen. Es wäre ein symbolischer und ein materieller Sieg.“

„Das klingt gut ... aber wenn wir Erfolg haben, kann es keinen Zweifel geben, dass Tezzeret und Baan ihre größten Waffen auffahren werden, um uns aufzuhalten. Ich habe schon Schlachten geschlagen, in denen wir unsere Ressourcen aufgewandt haben, um Ziele einzunehmen, die wir nicht halten konnten. Ich möchte das ungern auch hier geschehen sehen.“

„Oh, das Konsulat hat nicht die einzigen mächtigen Erfindungen auf seiner Seite.“ Pias Lächeln war so breit wie immer – mit einer ordentlichen Prise verschwörerischer List. „Auch wir haben an etwas Großem gearbeitet. Alles, was uns fehlt, ist der Äther, um es anzutreiben und fertigzustellen.“

„Verzeihung.“ Ajanis raue Stimme durchbrach die Unterhaltung. „Da sind Geräusche ein paar Straßen weiter. Es sind wahrscheinlich die Streitkräfte des Konsulats – in großer Zahl.“

„Dann sollten wir in die Gänge kommen. Frau Nalaar und Chandra – mobilisiert die Renegaten. Nissa, Jace und Ajani – ihr kommt mit mir. Wir werden für Aufruhr sorgen, bis die Renegaten bereit für ihren Angriff sind. Zuschlagen, abhauen und verschwinden. Sobald die Renegaten dann bereit sind, werden wir mithilfe von Jaces Telepathie und Pias Thoptern den Angriff auf den Ätherknoten koordinieren.“ Pia wandte sich zum Gehen, während die restlichen Planeswalker zu Gideon traten.

Chandra jedoch stand still mit verschränkten Armen da. „Wirklich, Gids? Du ziehst in den Krieg gegen das Konsulat und ich darf nicht mitkommen?“

Gideon schüttelte den Kopf.

„Du unterstützt Liliana und Saheelis Mission, Tezzeret auszuschalten, indem du für Ablenkung sorgst.“

Chandra verdrehte auf eine Weise die Augen, die stark an die Lilianas erinnerte. „Nenn es, wie du willst. Es klingt, als würdet ihr es ein paar Leuten heimzahlen, die es wirklich verdienen.“

In der Ferne wurde das Klappern von Metall und das Stampfen von Stiefeln lauter. Gideon schenkte dem keine Beachtung und sah weiter Chandra an. „Wir brauchen deine Feuerkraft für den eigentlichen Angriff auf den Ätherknoten. In der Zwischenzeit bin ich mir sicher, dass die Renegaten – und deine Mutter – deine Inspiration und Anwesenheit mehr brauchen.“

Chandra warf Pia einen Blick zu. Diese lächelte und nickte. Mit leichter Panik in den Augen schaute Chandra zurück zu Gideon.

„Gids. Nein, nein, nein, nein. Du weißt, dass ich schlecht darin bin, andere zu irgendwas zu beflügeln. Im Redenhalten und im Sprechen und so.“

„Du wirst das toll machen. Sag einfach das, was du im Herzen trägst. Oder sag gar nichts.“ Gideon lächelte breit, offen, ehrlich. „Führe sie durch dein Beispiel an. Und durch deine Stärke.“

Chandras Augenbrauen zogen sich in einem Ansturm von Sorge zusammen, aber sie zuckte die Schultern, nickte knapp und wandte sich dann zum Gehen. Die Geräusche sich nähernder Konsulatskräfte waren nun deutlich zu hören, und Gideon ließ seinen Sural lose und bereit herabhängen. Er sah zu, wie Ajani in ein Versteck auf dem Dach sprang, und er bemerkte, wie Nissa ihren Stab bereit machte, während bereits Ranken aus den Lücken zwischen den Pflastersteinen sprossen, und Jace ... nun ja, einfach nur dastand. Und dann ein Schimmer, so flüchtig, dass er nicht sicher war, ob er ihn wirklich gesehen hatte. Hm. Gedankenmagie: Daran würde sich Gideon wohl nie so ganz gewöhnen können.

„Sie sind hier! Haltet sie auf!“ Der Ruf eines Vollstreckers hallte über den Platz. Gideon machte seine Waffe bereit, während das charakteristische Licht bereits über seinen Körper zuckte.

Der Moment der Ruhe war vorüber.


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