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Die junge Khanin der Mardu hatte sich stolz an die Spitze ihrer Horde gesetzt, und obgleich ihr Pferd nervös unter ihr tänzelte, blieb sie vollkommen ruhig. Der abgewetzte Ledergriff ihres Bogens, das Gewicht ihres Schwertes auf dem Rücken, die beinahe greifbare Anspannung der Krieger hinter ihr: Aus all dem zog sie ihre Stärke. Doch mehr noch als alles andere zog sie Stärke aus ihrem Kriegsnamen: Alesha. Denn dieser gehörte ihr.

Sie ließ den Blick über den Steilhang vor sich schweifen, konnte aber die Krieger, von denen sie wusste, dass sie dort lauerten, nicht entdecken. Sie spähte voraus, hin zum Schlund der Schlucht, und hielt Ausschau nach einem Lebenszeichen ihrer Feinde.

Dort.

Sie sah fünf – nein, sechs – dunkle Schemen in der Luft. Sie waren zu weit entfernt, um Einzelheiten auszumachen – die vier gefiederten Flügel, die geschmeidigen Körper, die langen Finnen und die Rückensporne –, doch das Knistern von Blitzen um sie herum ließ keinen Zweifel aufkommen. Dies waren die Drachen, die sie suchten: die abscheuliche Brut des Ungeheuers Kolaghan.

„Mardu!“, rief sie.

„Mardu!“ Die donnernde Antwort der Horde ließ die Schlucht erbeben. Alesha lächelte. Nun mussten die Drachen sie bemerken.

Die Schemen in der Ferne wurden größer, als die Drachen auf die Horde zurasten. Pferde schnaubten, als sich ihre Reiter im Sattel zurechtsetzten, um sich für den Ansturm zu wappnen. Goblins keckerten in ihrer Lust auf den Tod, und Orks verharrten reglos wie Stein.

Belagerung des Außenpostens | Bild von Daarken

Schweigend hob Alesha den Bogen über den Kopf und gab ihren Schützen das Signal, ihre Pfeile bereitzuhalten. Sie wartete. Sie tat einen langen, tiefen Atemzug. Die Drachen kamen näher und näher. Die Luft surrte vom Schlag ihrer Schwingen, und der Wind trug den scharfen Geruch ihrer Blitze zu ihr.

Sie senkte den Bogen, legte einen Pfeil auf und zog die Sehne zurück. Hinter sich hörte sie das Knarren Hunderter weiterer Bögen. Sie konnte das kalte Glühen in den Augen der Bestien sehen, das Knistern der Blitze in ihren Mäulern.

Jetzt.

Ihr Pfeil traf den ersten im Maul. Ein verirrter Blitzschlag flirrte wirkungslos zu Boden. Hundert Pfeile folgten, und der Drache drehte sich nach oben und zur Seite. Genau dorthin, wo er sollte.

Ein halbes Dutzend Krieger sprang vom Steilhang auf den taumelnden Drachen. Einer traf einen Flügel, rutschte ab und stürzte in den Tod. Zwei weitere klammerten sich verzweifelt an Rückensporne, als der Drache überrascht herumwirbelte. Einer griff nach dem langen Schwanz der Echse. Doch zwei Mardu – zwei, die heute Nacht gefeiert werden würden – stießen ihre Schwerter in das Fleisch des Monstrums und fügten ihm tiefe Wunden in Schulter und Flanke zu. Das Ungeheuer brüllte vor Schmerz auf. Blitze machten, dass sich eine Kaskade aus Fels die Wand der Schlucht hinunterergoss.

Alesha gab ihrem Pferd die Sporen und schickte einen weiteren Pfeil auf die Reise, als sie voranpreschte, um sich den anderen Monstren zu stellen. Hinter ihr donnerten Hufe, kreischten Goblins und grollten Orks ihre Kriegsrufe. Mit dem Schwert in der Hand stießen die Mardu vor, um dem Tod zu begegnen.

Ein Drache stieß herab und öffnete das Maul, um Alesha und ihren Stoßtrupp mit seinem tödlichen Blitzodem unter Beschuss zu nehmen. Ihr Pfeil versenkte sich in sein Maul, doch einen Wimpernschlag später war sie von Blitzen umgeben. Panik stieg in ihr auf – eine Erinnerung an vergangene Schrecken, als ein anderer Sprössling aus Kolaghans Brut ihr jene Narben beigebracht hatte, die ihren Rücken bedeckten. Ihr Pferd wieherte und scheute, doch Alesha sprang aus dem Sattel, bevor es sie abwerfen konnte. Am Boden rollte sie sich ab und nahm eine geduckte Haltung ein.

Die trotzigen Schreie der Mardu vermengten sich mit schmerzerfülltem Heulen und Warnrufen, als die Schlacht vollends losbrach. Alesha legte einen weiteren Pfeil auf und spähte über das Schlachtfeld.

Der Drache, der ihren Stoßtrupp versprengt hatte, setzte kreisend zu einem weiteren Angriff an. Ein Dutzend Pfeile steckte in seinen Schuppen. „Den da!“, rief sie und gestikulierte mit dem Bogen. „Bringt ihn zur Strecke!“

Vom kleinsten Goblin bis zum größten Ork: Alle Krieger in Hörweite bewegten sich gleichzeitig, um ihrem Wunsch Folge zu leisten. Ein Pfeilhagel prasselte auf das Untier ein und prallte von seinen Schuppen ab, blieb zwischen ihnen stecken oder durchlöcherte ihm die Flügel. Nur ein Pfeil grub sich ihm – durch einen sehr gezielten oder sehr glücklichen Treffer – ins Auge. Die Kreatur kreischte auf – ein ohrenbetäubendes Geräusch, das Goblins dazu trieb, sich in Deckung zu werfen, und selbst erfahrene Krieger ihre Köpfe einziehen und ein paar Schritte zurücktaumeln ließ. Sie landete mit den Klauen voran und zermalmte und zerriss alles, was sie zu fassen bekam. Alesha schoss noch einen Pfeil ab, der sich in der Schulter des Untiers versenkte, und zog dann ihr Schwert.

„Auf!“, rief sie. „Jetzt!“ Sie konnte sehen, wie der Drache sich aufrappelte und die Beine gegen den Boden stemmte, da er sich wieder in die Luft schwingen wollte. Sie mussten ihn töten, ehe ihm das gelang.

Alesha, Verachterin des Todes | Bild von Anastasia Ovchinnikova

Wie eins schossen ihre Getreuen vor und brandeten auf den Drachen ein wie eine Woge, Alesha in ihrer Mitte. Sie waren erbärmlich wenige, stellte sie fest. Der Ansturm hatte viele getötet, und fünf andere Drachen hielten den Rest der Horde beschäftigt. Sechs der Ungeheuer waren genug, um jedem Krieger, der es sich verdient hatte, einen Augenblick des Ruhms zu sichern.

Ihre schwere Klinge – so lang und breit wie ihr Arm – drang tief in die Flanke des Drachen. Sie duckte sich, als er als Antwort auf den Schmerz mit der Schwinge ausholte. Der Drache versuchte, herumzuwirbeln und sie anzugreifen, doch ein wuchtiger Klingenhieb eines gewaltigen Orks schlug ihm den Kopf zurück und ließ einen Schauer stechend riechenden Blutes auf sie niedergehen.

Alesha nickte, als sie den Ork beobachtete, einen Weichfuß, der sich seinen Kriegsnamen noch verdienen musste, obgleich er bereits viele Schlachten geschlagen hatte. Dies war sein Augenblick, und sie wollte ihn bezeugen.

Ein wahrer Krieger wäre in die Bresche gesprungen, die sein mächtiger Schlag geschaffen hatte, und hätte sein Schwert tief in den Hals des Drachen getrieben. Ein Ork von dieser Körperkraft wäre sogar in der Lage gewesen, mit einem gut gezielten Schlag den Kopf vom Rumpf zu trennen. Es gab ein kaum merkliches Innehalten aller anderen in Erwartung dieses Augenblicks des Ruhms.

Schlachtenraufbold | Bild von Karl Kopinski

Er kam nicht. Anstatt den tödlichen Treffer zu landen, wandte der Ork sich um, um nach der Vorderklaue des Drachen zu schlagen, einen Wimpernschlag, bevor diese einem anderen Kämpfer den Bauch aufschlitzen konnte. Es war Gedruk Flügelbrecher, der vorstürmte und auf den Hals der Kreatur einhieb, bevor sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Dreimal musste er zuhacken, bis der Drache sich krümmte und nur noch hilflos zuckte, und als die Tat getan war, war Gedruk vom stinkenden Blut des Untiers besudelt. Doch zumindest lag es still. Jubel ging durch die Reihen der Krieger, die um die Bestie herumstanden.

Alesha spähte über das Schlachtfeld. Auch ein anderer Drache war tot – der, der den ersten Ansturm angeführt hatte – und zwei weitere am Boden. Sie deutete auf einen am Himmel, der gerade eine große Schleife flog, um zu einem weiteren Angriff aus der Luft anzusetzen. „Den da!“, rief sie, und die Mardu schickten sich an, ihn zur Strecke zu bringen. Während er durch die Lüfte manövrierte, blieb ihnen ein Augenblick Zeit, ihren Triumph auszukosten.

Oder ihre Schande.

„Du!“, herrschte sie den Ork an.

Er kam näher. „Khanin?“, fragte er, als er über ihr aufragte. Seine Stimme war ein Grollen, das im Lärm des Kampfes beinahe unterging.

„Dieser Sieg hätte der deine sein können.“

Sie musterte ihn aufmerksam, als ihm der Sinn ihrer Worte klar wurde. Er schnaubte und richtete sich zu voller Größe auf. „Gedruk hat ihn gestohlen.“

„Hat er das?“

„Ich sah, wie du zögertest. Ich sah, wie du nach der Klaue des Untiers statt nach seinem Hals schlugst. Warum?“

Der Ork schnaubte erneut. „Ich weiß es nicht.“

„Du hättest dir deinen Kriegsnamen verdienen können“, sagte sie. „Du hättest erfahren können, wer du bist, um deinen wahren Namen anzunehmen.“

Das Gesicht des Orks verzerrte sich vor Ärger. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. „Ihr sagt mir das? Ein menschlicher Knabe, der glaubt, eine Frau zu sein?“

Alesha zwang sich zu einem ungerührten Gesichtsausdruck, während ein Goblin in der Nähe quiekend und in Erwartung eines Zornesausbruchs schleunigst vor ihr zurückwich. Bevor sie dem namenlosen Ork etwas entgegnen konnte, war der Drache über ihnen.

Sie alle wussten, was sie zu tun hatten. Ein neuerlicher Pfeilhagel prasselte auf die ungeschützteren Stellen des Drachen ein, wobei diese Salve vom Feuer einer Funkenkanone begleitet wurde. Auch dieser Drache stürzte zu Boden, doch diesmal waren die meisten Krieger außerhalb der Reichweite der wild um sich schlagenden Schwingen. Alesha ließ ihren Ruf erschallen und die Mardu – selbst der namenlose Ork, der sie herausgefordert hatte – stürmten voran, um sich dem Drachen zu stellen.


Es war ein Tag wie dieser gewesen – und sogar ein Kampf wie dieser –, als Alesha selbst das Recht errungen hatte, sich einen Namen zu erwählen. Während ihr das Blut den Rücken hinunterströmte, dort, wo die Klauen des Drachen ihr Fleisch aufgerissen hatten, hatte sie einen Speer aus dem Rücken eines Toten gezogen und ihn in das Maul des Drachen gestoßen, bis hinauf ins Hirn. Der Schaft des Speeres war zersplittert, doch der Drache starb noch im selben Augenblick. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob Furcht in ihr gewesen war, als der monströse Kopf nach ihr geschnappt hatte.

Wohl jedoch erinnerte sie sich an die Panik danach. Es war ihr einziges Ziel gewesen, sich ihren Kriegsnamen zu verdienen. Als der Kampf vorüber war, hatte sie schweigend zwischen den anderen jungen Kriegern gestanden, die mit ihren Errungenschaften prahlten und damit, welche tollkühnen, grausigen Namen sie wählen würden. Kopfzermalmer. Schädelspalter. Flügelbrecher – Gedruk war unter ihnen gewesen. Manche – zumeist Orks – brüsteten sich mit den Taten ihrer Ahnen und sprachen von dem Stolz, der sie erfüllen würde, wenn sie die Namen dieser Vorfahren erst angenommen hätten. Sie war so anders gewesen: gerade sechzehn, ein Knabe in aller Augen außer ihren eigenen, bereit, ihren Namen zu wählen und vor den Khan und allen Mardu auszurufen.

Der Khan war unter den Kriegern umhergegangen, um sich all ihre ruhmreichen Geschichten anzuhören. Einer nach dem anderen verkündeten sie ihre Namen, und jeden einzelnen davon rief der Khan, damit jeder ihn hörte. Jeden Namen rief dann die gesamte Horde wie aus einer Kehle, so laut, dass die Erde zu erbeben schien.

Dann trat der Khan zu Alesha. Sie stand vor ihm und erzählte, wie sie ihren ersten Drachen getötet hatte, während sich in ihrem Magen Schlangen wanden. Der Khan nickte und fragte nach ihrem Namen.

„Alesha“, sagte sie so laut sie konnte. Nur Alesha, der Name ihrer Großmutter.

„Alesha!“, rief der Khan, ohne auch nur einen Wimpernschlag des Zögerns.

Und die gesamte versammelte Horde rief „Alesha!“ als Antwort. Die Krieger der Mardu riefen ihren Namen.

Hätte ihr in diesem Augenblick jemand gesagt, dass sie in drei Jahren selbst Khanin sein würde, sie hätte es beinahe geglaubt.


Die Khanin der Mardu lächelte, halb in ihrer Erinnerung versunken, als der andere Drache hinter ihr zu Boden ging. Sie lächelte, als sie herumwirbelte, um ihm gegenüberzutreten, und sie lächelte, als sie ihr Schwert tief in seinen Hals schlug, als er sich auf den namenlosen Ork neben ihr stürzen wollte. Er brüllte und schlug um sich, als der Tod ihn holen kam, doch ein weiterer schwerer Schlag ihrer Klinge trennte ihm sauber den Kopf ab.

Mardu-Runenzeichen | Bild von Viktor Titov

Der Ork an ihrer Seite starrte sie nur dumm an. Ihr Gesicht zeigte nicht mehr die geringste Spur von Zorn.

„Ich weiß, wer ich bin“, sagte Alesha zu ihm, noch immer lächelnd, „Nun zeige du mir, wer du bist.“ Sie nickte in Richtung der beiden verbleibenden Untiere, die nach den Mardu schnappten und knurrten, von denen sie umringt waren. Er zögerte, den Mund erst weit offen, doch dann fing er sich und rannte zurück in den Kampf.

Sie folgte ihm und sah zu, wie er sich in das hitzige Gefecht um den größten der Drachen warf. Er war stark und schnell, trotz seiner Masse. Seine Kampffertigkeiten waren beeindruckend, doch seine Technik ungewöhnlich. Er setzte seine Stärke ein, um den Kopf und die Gliedmaßen des Untiers anzugehen und es so aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er achtete darauf, dass die tödlichen Klauen und Zähne die anderen Kämpfer nie berührten, und er schlug Breschen, damit seine Gefährten angreifen konnten. Er war nicht selbst auf den tödlichen Schlag aus, doch er ermöglichte ihn.

Alesha nickte und lächelte in sich hinein.

Bald darauf war der Kampf vorüber. Sechs Drachen lagen erschlagen am Grund der Schlucht – und neben ihnen zahlreiche tote Krieger. Ihre Verluste waren hoch, aber sechs Drachen! Sechs Ungeheuer aus Kolaghans Brut würden die Mardu nie wieder heimsuchen. Die Horde hatte vieles zu feiern.

Die Überlebenden machten sich an die Arbeit. Die Leidernter begannen mit dem Gesang ihrer uralten Riten, um die Toten in Frieden ruhen zu lassen. Goblins huschten über das Schlachtfeld und sammelten Pfeile ein, die noch verwendbar waren, und zerbrochene Waffen, die neu geschmiedet werden konnten. Andere Mardu weideten die Leichen der Drachen aus, um an Fleisch und Trophäen zu kommen.

Höhlen des Blutvergießens | Bild von Adam Paquette

Alesha wandelte unter ihnen, so wie sie zuvor an ihrer Seite gekämpft hatte. In jeder Gruppe von Kämpfern suchte sie nach denen, die noch keinen Kriegsnamen für sich ausgerufen hatten. An diesem Tag hatten sich viele das Recht erstritten, einen solchen Namen zu wählen. Sie hörte sich Geschichte um Geschichte ihrer Heldentaten an, und sie rief jeden der gewählten Namen laut aus, damit die ganze Horde ihn hören konnte. Nie zögerte sie dabei. Reißzahnbrecher. Klippenspringer. Barzeel. Schwanzgleiter. Turuk. Vallash.

Als Letztes kam sie zu dem Ork, der an ihrer Seite gekämpft hatte – jenem Ork, der es gewagt hatte, sie infrage zu stellen.

„Du“, sagte sie. „Wie viele Schlachten hast du schon geschlagen?“

Er stand stocksteif da, und anstatt ihren Blick zu erwidern, starrte er über sie hinweg. „Neun.“

„Und welche Heldentaten rechnest du dir an?“

„Keine, Khanin.“

„Keine? Neun Schlachten und du hast keinen Ruhm geerntet? Du hast keinen Kriegsnamen, auf den du Anspruch erhebst?“

„Nein.“

„Dann bist du ein Narr. Ich weiß, wer du bist, doch du selbst tust das nicht.“

Er schnaubte erneut, doch diesmal wagte er keine Erwiderung.

Sie wandte sich an die Kriegerin neben ihm. „Kuru Vashar“, sagte sie. „Du hast heute neben diesem Weichfuß gekämpft. Was hast du gesehen?“

Vashar stand auf und schaute den größeren Ork an. „Ich fiel unter einen der Drachen“, sagte sie. „Sein Gewicht presste mich zu Boden. Du standest neben mir und schlugst das Untier, damit sich sein Gewicht verlagerte und ich entkommen konnte. Dann halfst du mir auf die Beine.“

Alesha nickte und deutete auf einen anderen. „Magran Rückgratbrecher, was hast du gesehen?“

„Khanin, dieser dort stellte sich zwischen mich und eine tödliche Klaue. Seine Stärke stieß die Klaue beiseite, sodass ich vorbeischlüpfen und meinen Speer in das Vorderbein des Drachen stoßen konnte.“

Ein weiterer. „Jalasha Pfähler, was hast du gesehen?“

Jalasha klopfte dem Ork auf die Schulter. „Mein Freund rettete mir das Leben: Er warf sich auf den Kopf eines Drachen, als der drohte, mich zwischen seinen Kiefern zu zermalmen.“

Schockmaul-Drache | Bild von Alejandro Mirabal

Alesha nickte und trat dicht an den namenlosen Ork heran. Sie griff nach seinem gepanzerten Kragen und zog seinen Kopf nach unten, um ihn zu zwingen, sie anzusehen.

„Ich weiß, wer ich bin. Ich bin kein Junge. Ich bin Alesha, wie meine Großmutter vor mir.“

Die umstehenden Krieger murmelten zustimmend.

„Und ich weiß, wer du bist“, sagte sie. „Die Mardu kennen dich. Doch du glaubst, jeder Mardu müsste ein Rückgratbrecher oder Helmbrecher sein. Du hältst deine Taten für weniger ruhmreich als ihre. Und du irrst dich.“

Sie ließ seine Rüstung los und versetzte ihm einen Stoß. Er taumelte einige Schritte zurück.

„Wenn du lernst, was dein Platz unter den Mardu ist, dann kannst du dir einen Namen wählen.“

Sie wandte sich ab, bereit, zur nächsten Gruppe von Kriegern weiterzugehen.

„Warte“, sagte der Ork.

Alesha hielt an, drehte sich jedoch nicht um. „Warum?“

„Ich habe eine Geschichte aus der Schlacht.“

Nun drehte sie sich doch um und funkelte ihn an. „Wir haben genug von deinen Taten gehört.“

„Es geht nicht um meinen Ruhm.“ Er hob die Stimme, damit alle um ihm herum ihn hören konnten. „Heute sah ich eine Kriegerin, die einen Drachen mit einem einzigen Schlag niederstreckte, und auf ihrem Gesicht lag nur die Freude am Kampf.“

Alesha lächelte.

Der Ork trat einen Schritt näher und sprach etwas leiser. „Wie du sagst, meine Khanin: Ich weiß nicht, wer ich bin. Doch ich weiß, dass ich dir folge ...“

Jetzt brüllte er über das gesamte Schlachtfeld. „Und ich nenne dich Alesha, Verachterin des Todes!"

Und ein weiteres Mal riefen die Krieger der Mardu ihren Namen.


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