Mit Beiträgen von Ari Levitch, Doug Beyer, Kelly Digges und Kimberly J. Kreines.

Was bisher geschah: Zendikars letztes Gefecht

Die Titanen der Eldrazi wurden vernichtet. Die Welt Zendikar ist gerettet. Nun müssen sich die vier Planeswalker, die all dies ermöglicht haben, entscheiden, was als Nächstes geschehen soll.


Seine Kehle schien aus Disteln und Dornen zu bestehen, wenn er schluckte. Er musste geschnarcht haben. Auf der Behaglichkeit einer Liege und von einer Decke aus Rindsleder gewärmt schlug Gideon langsam die Augen auf. Es war noch immer düster im Zelt, doch er schleuderte die Decke dennoch beiseite, und obwohl sich kein Wind regte, biss die Luft ihm mit einer Schärfe in die Haut, die die harsche Kälte außerhalb des Zeltes erahnen ließ. Sie reichte aus, um ihm eine Gänsehaut zu bescheren, bis er sein Hemd gefunden und es im tiefen Dunkel kurz vor der Morgendämmerung übergestreift hatte. Er benetzte sich das Gesicht mit Wasser aus einer hölzernen Schale, die auf einem Hocker neben dem Eingang stand, und schlüpfte danach in den Rest seiner Kleidung. Ein Wasserschlauch hing an einer der Zeltstangen. Gideon nahm ihn herunter und schlang ihn sich um die Schulter, ehe er eine der beiden schweren Zeltklappen beiseiteschob.

Gerade als er hinausgehen wollte, zog ein Funkeln im Innern des Zelts seine Aufmerksamkeit auf sich. Er wandte den Kopf, und die Umrisse seines Brustpanzers schälten sich aus den Schatten hinter der Liege. Und dort würde er auch bleiben, zusammen mit seinen Beinschienen und seinen Schulterplatten, seinem Schild und seinem Sural – zumindest fürs Erste. Er brauchte sie jetzt nicht. Urplötzlich wurde er sich bewusst, wie frei von jeder Last sein Rücken und seine Schultern waren. Es war ein schönes Gefühl.

Genau wie die Kälte. Eine steife Brise brachte sie aus dem Osten mit und vertrieb den letzten Rest jener Wärme, die er unter seiner Decke verspürt hatte. Über dem Wind konnte Gideon den Wasserfall hören, der sich am anderen Ende des Lagers von den schwebenden Landmassen aus in die Tiefe ergoss. Zögerlich färbte sich der Horizont purpurn, und Gideon atmete tief ein, um die Morgenluft zu genießen, die einen feinen Duft von Kochfeuern in sich trug.

Dann fing er an zu laufen, und der Wasserschlauch hüpfte ihm träge zwischen den Schulterblättern.

Dies war sein Ritual, wenn man es denn nach nur drei Tagen so nennen konnte: Er wachte vor Sonnenaufgang auf, unbeschwert von Waffen oder Rüstung oder der Last, eine Streitmacht zusammenhalten zu müssen, und lief einfach los. Er konnte sich auf seine Atmung konzentrieren. Ihn kümmerte nur, dass ein Schritt auf den nächsten zu folgen hatte.

Gideons Weg führte ihn um die Umzäunung dessen herum, was von dem großen Lager der Zendikari noch übrig war. Der Ort bestand aus einer Ansammlung schwebender Inseln, die einen gewaltigen, halb verfallenen Polyeder umringten, der zu einer Seite hin geneigt war. Sie alle waren mit Seilen und Brücken miteinander verbunden.

Insel | Bild von Adam Paquette

Hier war es gewesen – an einem Ort, der inzwischen als der Himmelsfelsen bekannt war –, dass die Bewohner Zendikars sich in nie gekannter Zahl versammelt hatten, um gemeinsam der Vernichtung ihrer Welt zu trotzen, die dieser durch die Eldrazi drohte. Bevor die Streitmacht auf Seetor zumarschiert war, war dieses Lager derart stark gewachsen, dass der der Schwerkraft trotzende Landstrich nicht mehr ausreichte, um allen Neuankömmlingen Zuflucht zu bieten, weshalb ein zweites Lager im Schatten unter dem Himmelsfelsen hatte errichtet werden müssen. Seither jedoch war die Zahl der Bewohner des Lagers immens gesunken. Nur wenige waren ihrem Ende in Seetor entronnen, und da die Titanen nun vernichtet waren, gingen jeden Tag mehr und mehr von ihnen fort.

Über ihm färbte die Dämmerung die Wolken, die sich über den Himmel erstreckten, gelbrot. Er folgte ihnen mit Blicken bis zum Horizont, wo die Sonne gerade im Begriff war, über dem Meer aufzusteigen. Zwischen ihm und dem Horizont fand sein Blick die Ruinen Seetors. Selbst im fahlen Licht des jungen Morgens konnte Gideon das erkennen, was einst ein Wall aus schimmerndem, weißem Stein gewesen war, den ein gewaltiger Leuchtturm überragt hatte. Nun war von seiner einstigen Größe nur noch ein dahinbröckelnder Stumpf geblieben – ein verfaulter Zahn im Mund der Bucht.

Seetor. Die Halimar-Senke. Hier war es geschehen. In Gedanken legte Gideon die Abfolge der Ereignisse, einschließlich der Vernichtung der Titanen, über die Landschaft. So musste Jace die Welt die ganze Zeit über sehen – als eine Reihe von Szenarien, die irgendeinem logischen Ablauf folgten. Jace hatte sich bewiesen. Er war geblieben, als andere vielleicht gegangen wären. Er war der Richtige gewesen, das Rätsel der Leylinien zu lösen. Und nun waren sie beide Eidbrüder.

Gideons Gedanken wandten sich den Wächtern zu, jener Gruppe aus vier Planeswalkern, die seine Vision teilten. Gemeinsam mit Jace war nun auch Nissa, die ihm vor einigen Tagen noch fremd gewesen war, fest dazu entschlossen, Welten jenseits ihrer eigenen beizustehen.

Und dann war da noch Chandra. Am Ende war sie doch gekommen. Natürlich.

Gideon hastete über eine Seilbrücke, die zwischen zwei riesigen schwebenden Felsen gespannt war und deren Planken bei jedem seiner Schritte heftig schwankten. Auf der anderen Seite angekommen hielt er einen Augenblick inne, nahm den Wasserschlauch und hob ihn an die Lippen, um zu trinken.

„Ein bisschen träge heute Morgen?“, erklang eine Stimme in seinem Rücken. Die Worte wurden durch das Geräusch von Stiefeln auf den Planken hinter ihm unterstrichen. Gideon wirbelte herum, um schemenhaft eine Gestalt an sich vorbeilaufen zu sehen, während ihm Wasser aus dem Schlauch aufs Hemd schwappte.

Tazri. Er lächelte und rannte ihr nach. „Ich wollte dir nur eine Gelegenheit zum Aufholen geben, Generalin“, sagte er. Dieses Mal war es an ihm, sie zu überholen. Er bewegte die Beine schneller und ging in einen Sprint über. Jeden Augenblick würde er ihr einen Scherz über die Schulter zurufen können. Jeden Augenblick ... Doch trotz all seiner Anstrengungen hielt Tazri Schritt. Und Gideon liebte es.

Die beiden Krieger rannten gemeinsam weiter. Eine Weile sprachen sie nicht. Sie liefen einfach zum Klang gleichmäßiger Schritte und ruhiger Atemzüge um das Lager herum.

Das Leben darin begann sich zu regen. Weitere Kochfeuer wurden entzündet und die vertrauten Geräusche einer erwachenden Streitmacht erfüllten die Luft. „Ich werde heute zu den Freiwilligen sprechen“, sagte Tazri, ohne langsamer zu werden. Gideon wandte sich ihr zu und folgte dann ihrem Blick dorthin, wo die nächsten Abreisenden – eine Gruppe aus Kor und Elfen – sich für ihre Fahrt zu irgendeinem weit entfernten Winkel der Welt bereit machten.

Ulamog und Kozilek waren tot, doch es trafen nach wie vor Berichte über Sichtungen ihrer Brut ein. „Was denkst du, wie viele bleiben werden?“, fragte Gideon.

Tazri gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Kichern lag. „Weißt du, ich habe das Gefühl, dass in ein paar Tagen nur noch wir beide hier herumlaufen.“

„Vielleicht solltest du dann lieber an deiner Rede feilen.“ Gideon lächelte, doch sie war gedanklich woanders. Sie war im Kommandozelt, wo sie mit ihren Generälen über Karten gebeugt Strategien diskutierte. Sie stritt sich um Vorräte. Sie war im Feld und führte an vorderster Front ihre Truppen an. Und sie hielt Reden. Die Last des Anführers. Nun ruhte sie auf ihren Schultern: Generalin Tazri. Und Gideon konnte sich niemand Besseren dafür vorstellen.

„Und was ist mit dir, Gideon?“, fragte Tazri. „Kann ich auf deine Hilfe zählen, die übrig gebliebenen Eldrazi zu beseitigen?“

Seit die beiden nach seiner Flucht aus der Höhle des Dämons wieder vereint waren, war Gideon eine Veränderung an Tazri aufgefallen. Es war nichts, was er genauer hätte in Worte fassen können. Zumindest damals nicht. Nun jedoch erkannte er es als eine kühle Ruhe. Der Mahlstrom, der mit jeder Führungsrolle einherging, würde um sie herum brodeln, doch sie würde davon unberührt bleiben. Sie würde ihm standhalten – so lange, wie es nötig sein sollte. „Ich stehe dir zur Verfügung, Generalin“, sagte Gideon.

„Bis dahin ...“ Tazris Stimme verklang.

„Bis dahin“, bestätigte er. Gideon stammte nicht von Zendikar. Er war hierhergekommen, um alles in seiner Macht Stehende gegen die Eldrazi zu tun. Doch es würde andere Bedrohungen für andere Welten geben, und er hatte sich den Wächtern verschrieben, um dort einzugreifen, wo niemand sonst es konnte.

Schweigend beendeten sie ihren Lauf.

„Nun, bis dahin“, sagte Tazri einen Augenblick später, „bin ich froh, dass du hier bist.“ Nun war sie es, die ein Lächeln zeigte, und plötzlich zog sie an Gideon vorbei, der nicht mit ihr Schritt halten konnte.


Zwei schwielige Hände legten sich auf das Eisen. Die Hände waren weitestgehend von getrocknetem Blut befreit, aber unter den Fingernägeln waren noch rote Linien zu sehen. Das Eisen, das sie berührten, war nicht das Heft eines Schwertes oder die geschwungene Seite eines Schildes, sondern der kalte Bauch eines gedrungenen Kochkessels. Die Hände tasteten über die raue Unterseite des Kessels, berührten die kräftigen Beine, glitten über den schweren Deckel und die riesige Kelle, die an einer Seite herabhing, und legten sich auf beide Seiten des Gefäßes. Dort ruhten sie sanft auf dem Metall und übertrugen Wärme. Eine beständige Hitze floss von den Fingern und Handflächen in das schwarze Eisen und von dort aus in die kalte Brühe im Inneren.

Langsam erwärmte sie sich und begann schließlich zu brodeln. Sie klopfte gegen den Deckel und ließ vertraute Düfte aus dem Kessel entweichen. Kräuter und deftige Knollen und süßer, reifer Lauch: ein aus den Gegebenheiten geborenes Rezept, dessen Zutaten am frühen Morgen von Tazris Kriegern zusammengetragen worden waren. Es wurde gleich hier zubereitet, am selben Ort, an dem die Titanen sich erhoben hatten und gefallen waren – auf dem einstigen Schlachtfeld, das nun nur noch ein Feld war.

Chandra nahm die Hände von den Seiten des Kessels und korrigierte mithilfe der Arme ihren nicht sonderlich bequemen Sitz in ihrem behelfsmäßigen Stuhl. Sie griff sich mit der einen Hand die lächerlich große Kelle und hob mit der anderen den Deckel hoch. Sie musste sich ein wenig strecken, um den Rand des Kessels zu erreichen, und ihre Schutzbrille beschlug. Sie tauchte die Kelle tief in das Gulasch, um an die guten Stücke zu kommen, die sich am Boden abgesetzt hatten, und schöpfte eine ordentliche Portion heraus.

Sie servierte von ihrem Stuhl aus Schüsseln voller Frühstück, bis niemand mehr dafür anstand. Und als Tazris Kundschafter weitere Kräuter und Wurzeln herbeischafften und den Kessel mit Brühe auffüllten, erhitzte sie auch diese, und sie und andere teilten allen eine zweite und manchen sogar eine dritte Portion aus.

Chandras Muskeln waren müde vom Sitzen, und der Gegenstand, auf dem sie sich niedergelassen hatte, machte seinem Gebrauch als Möbelstück nun wirklich keine Ehre. Doch sie hatte keine andere Wahl.

Als die Krieger den Kessel wegtrugen, erschien Nissa, einen Stapel Decken auf dem Arm. Chandra lächelte sie schief an, als Nissa die Decken – Schicht um Schicht grober, duftender Wolle –, in Chandras Schoss legte. Nissas Blick war ruhig und nachdenklich und grün. Chandra mochte ihre sachten Bewegungen und ihre sanften Hände.

Chandra blickte auf den Deckenstapel. Sie schloss die Augen und suchte nach ihrer inneren Mitte. Plötzlich umarmte sie die Decken und drückte das Gesicht fest in die Wolle. Und als ihr Körper sie umschloss und sie die weitestgehend von Blut befreiten Hände gegen den Stoff presste, erwärmten sich die Decken.

Es fühlte sich nun regelrecht seltsam an, ein solch bescheidenes Maß an pyromagischer Macht einzusetzen. Doch es war gut so. Ein schöner, einfacher Wärmezauber, mit einem gewöhnlichen Manafaden gewoben – das war etwas ganz anderes, als der menschliche Knotenpunkt zu sein, durch den für einen kurzen Augenblick das Mana einer ganzen Welt floss. Chandra fühlte sich irgendwie verzerrt, als wäre gewissermaßen ein Muskel in ihr verkrampft, den sie nicht dehnen konnte, und dies hier war im Gegensatz dazu ...

klein. Unscheinbar. Richtig. Zurück zu flüchtigen Irrlichtern aus Mana und einfachen Wärmezaubern. Zurück zum gewohnten Gang der Dinge. Beinahe.

Feine Dampfwölkchen stiegen aus der Wolle auf. Chandra gab die Decken frei und Nissa nahm sie wieder an sich. Chandra betrachtete ihre neue ... Verbündete? Kameradin? Nein, Freundin. So nannte man Leute, die einem beim Überleben halfen. Sie sah zu, wie Nissa durch die Ansammlung von Zelten und Schlafstätten schritt und die magisch erwärmten Decken vor sich hertrug. Sie legte sie eine nach der anderen um schmerzende Schultern oder zitternde Oberkörper, während die Heiler und Feldschere Zendikars ihre Runden machten.

Jace war nicht gekommen, um Hallo zu sagen. Chandra sah ihn mit eng um sich geschlungenem Mantel neben einem Polyeder von der Größe eines Findlings stehen. Er mochte sich nicht regen, aber er wirkte dennoch, als würde er umherstreifen – vielleicht irgendwo tief in seinen Gedanken durch die Ereignisse der jüngsten Tage.

Endlich näherte sich Gideon, sein Sural am Gürtel. Er trug nur wenig Rüstung an diesem Morgen, doch sie konnte sehen, dass er noch immer das vernarbte Gelände um sie herum, die Zelte und die Befestigungen des Himmelsfelsens genau musterte – er ist stets wachsam, dachte sie, im Krieg wie in der Erholung. Er hielt neben ihrem Sitzplatz inne. „Ich habe mit Tazri eine Runde gedreht. Es irrt noch immer Brut da draußen herum, doch der Großteil davon ist erledigt. Wir glauben, es ist geschafft.“

Chandra knuffte ihn gegen den Oberarm. „Gute Arbeit, Oberkommandant-Ritter-General.“

Er hakte die Daumen in die Riemen seines Brustpanzers ein. „Nur noch Gideon bitte. Ist dieses Ding auch nur ansatzweise bequem?“

Chandra drückte sich mit den Armen hoch, um ihren Sitz erneut zu korrigieren. Sie zuckte die Schultern. „Ich habe darum gebeten, darauf zu sitzen.“

Er nickte abwesend. „Gehst du zurück nach Regatha?“

„Ich habe das, was ich gesagt habe, auch so gemeint. Ich hatte dabei sogar die Hand gehoben und alles.“

„Ich weiß. Aber du kannst noch immer zurückkehren, falls du dort Verpflichtungen hast.“

Chandra kicherte. „Erteilst du mir etwa gerade eine Erlaubnis?“

„Was ich meine, ist, dass wir fürs Erste hier fertig sind. Du hast deinen Teil dazu beigetragen. Wir können uns wieder zusammenfinden, sobald wir gebraucht werden.“

Chandra stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. „Ich bin dabei, Gideon. Ich bin nun Teil der Wächter.“

Er vermied es, zu ihr herabzusehen. „Wie geht es deinen Beinen?“

„Hmpf“, knurrte sie. Unwillkürlich wanderten ihre Hände zu ihren Knien. Sie konnte die Berührung zwar spüren, aber nur schwach, als würden ihre Beine ihr nur zum Teil gehören. Sie tippte mit den Füßen auf den Boden, um zu zeigen, dass sie sie bewegen konnte. „Das Gefühl kehrt zurück. Die Heiler sagen, es hätte etwas mit dem Zauber zu tun – mit dem großen. Dass ich Reserven aufgebraucht habe, die ich besser unangetastet gelassen hätte. Sie sagten, es würde mir in ein paar Tagen wieder gut gehen. Ich glaube eher, dass es nur ein paar Stunden sind. Versuch doch, mich vom Tanzen abzuhalten.“

Gideons Augenbrauen zuckten für einen Augenblick, eine Geste, die er nicht ganz zu verbergen vermochte. Dieser Mann trug verborgen unter Schichten aus Stärke und Stahl seine Besorgnis wie ein Stück Unterwäsche.

„Wenn du nicht gekommen wärst ...“, setzte er an. Er schüttelte den Kopf.

„Nun, wenn du nicht gefragt hättest“, sagte Chandra. Und damit boxte sie ihm auf den Arm.

Gideon richtete sich einfach kerzengerade auf und suchte am Horizont nach etwas, was er ansehen konnte.

„He“, sagte Chandra. „Wir haben Leuten geholfen. Und wir werden es wieder tun.“

„Halte dich für eine Weile einfach an diese kleinen Zauber“, sagte er und drückte ihr die Schulter. „Überanstrenge dich nicht. Ich gehe dann mal ...“ Er blickte sich um. „Ich drehe noch eine Runde.“ Er schritt davon.

Chandra setzte die Hände ein, um ihre Oberschenkel ein Stück in die Höhe zu ziehen und die Beine übereinanderzuschlagen. Sie lehnte sich in ihrem „Stuhl“ zurück, der ein bisschen wie vom Feuer verkohlte Knochen aussah, sich aber nicht wirklich wie Knochen anfühlte. Sie fragte sich, welcher Teil von Ulamogs Schädel ihr Stuhl einst gewesen war – vielleicht ein Stück von der Rückseite, wo die Wirbelsäulenmuskulatur des Titanen zu Splittern aus Nichts zerborsten war? Sie hoffte jedoch, dass er von der Vorderseite zwischen den Kiefern stammte – von der Gesichtsplatte, die sich ihr zugewandt hatte, als Ulamog vom Feuer verzehrt worden war. Sie lehnte sich noch ein Stückchen weiter zurück und legte die schwieligen Hände hinter den Kopf.


Jace stand neben einem gewaltigen herabgestürzten Polyeder abseits des Gewühls der emsigen Zendikari. Von seinem Aussichtspunkt aus konnte er gut sehen, wo sich Nissas Glyphe aus Leylinien grün und leuchtend in den Boden des Tals gebrannt hatte. Er fragte sich, ob sie im Lauf der Zeit wohl verblassen würde.

Er sah zu, wie sich Gideon Chandra näherte, die noch immer an ihren albernen Schlachtfeldthron gefesselt war, weil sie nach wie vor nicht laufen konnte, seit sie das Mana der gesamten Welt in ihrem gigantischen Flammenstoß gebündelt hatte. Jace fragte sich, ob auch diese Nachwirkung wohl irgendwann dahinschwand. Man hatte ihm versichert, dass dies der Fall sein würde.

Sie war ganz zusammengekauert gewesen und hatte sich voll und ganz auf die filigrane Kunst der Feuermagie konzentriert, Hitze ohne Flammen zu erschaffen. Sobald sie Gideon gesehen hatte, hatte sie gegrinst, ihre Schultern hatten sich entspannt und ihre ansonsten immer so rastlosen Hände hatten ihr Treiben eingestellt. Als sie ihr Gespräch beendet hatten, hatte sie etwas aufrechter dagesessen. Gideons Vergangenheit mit Chandra war nach allem, was er sich darüber hatte zusammenreimen können, beinahe deckungsgleich mit seiner eigenen. Wie auch Jace war Gideon nach ihr ausgesandt worden, um eine gestohlene Schriftrolle zurückzuholen. Nun begrüßte sie Gideon herzlich, aber blickte Jace dabei unverwandt voller Misstrauen an.

Vielleicht lag Magie in dem, was Gideon tat, doch das glaubte Jace eigentlich nicht. Er hatte den Generalhauptmann beobachtet, wie er nach der Schlacht unter seinen Truppen umherging – wie er hier ein paar rasche Worte sprach, dort jemandem die Hand auf die Schulter legte, schweigend an Gräbern kniete und Erinnerungen an die Toten lauschte. Und wohin er auch ging, fassten Erleichterung und Hoffnung Fuß. Führung. Jace fragte sich, ob das bei ihm ebenso klappen würde wie bei den anderen.

Er hätte in der Lage sein sollen, diesen Effekt mithilfe von Telepathie nachzuahmen, indem er aus den Gedanken der Leute die richtigen Worte oder Taten herauslas, die sie trösten und besänftigen würden. Die Dinge, die sie dazu bringen sollten, ihm zu vertrauen. Doch Gideon war kein Telepath, und jeder wusste das. Gideon wusste einfach nur, was er sagen musste. Vielleicht klappte es deshalb. Vielleicht sollte Jace das Charisma einfach den Charismatischen überlassen und sich eher darauf konzentrieren, Gideon mit den bestmöglichen Informationen auszustatten, die er brauchte, um seine ehrlichen und freimütigen Entscheidungen zu treffen. Jace fühlte einen Anflug von Schuld, dass er bereits Pläne machte, Gideon in irgendeiner imaginären Zukunft für sich zu gewinnen, um die anderen auf seine Seite zu ziehen. Doch das war es ja, was Jace eigentlich immer tat: Pläne schmieden.

Das war es auch, was ihn an der augenblicklichen Lage störte. Kein Plan. Zwei Titanen der Eldrazi waren tot – und das offenbar ein für alle Mal, wenn man Jaces Berechnungen, Nissas Intuition und den schieren Unmengen an Eldrazieingeweiden trauen durfte, die über die gesamte Talsohle verstreut waren. Ein Titan war noch frei – vielleicht versteckte er sich noch auf Zendikar, wahrscheinlich jedoch nicht. Ugins verschollene Verbündete – Sorin Markov und die Lithomagierin Nahiri – waren noch immer nicht wieder aufgetaucht, und Ugin selbst ließ ebenfalls noch auf sein Erscheinen an jenem Ort warten, an dem die Titanen gefallen waren.

Jaces neue Freunde schienen zufrieden damit, den Zendikari dabei zu helfen, zu ihren Familien zurückzukehren, das ungeheure Chaos zu beseitigen, das hier angerichtet worden war, und geknechtete Vampire, Eldrazianbeter sowie die wenigen Exemplare der Brut zur Strecke zu bringen, die noch zu finden waren. Das alles war ohne Zweifel sehr ehrenhaft. Doch dies waren Aufgaben, die die Einheimischen selbst übernehmen konnten. Ugins Verbündete, der Verbleib des dritten Titanen, andere dräuende Probleme wie der Kettenschleier: Dies hingegen waren Bedrohungen, denen nur Planeswalker sich zu stellen vermochten. Die Wächter. Und darum ging es doch, oder?

Ein Ruf der Wachposten durchbrach seine Gedanken – eine Folge trillernder Signale, die einen fliegenden Feind ankündigten. Jace spähte einen Augenblick voller Panik lang den Horizont ab. Dort, kaum sichtbar vor dem klaren, blauen Himmel, schlug eine leuchtende Gestalt langsam mit den Schwingen.

Ugin.

„Nicht angreifen!“, rief Jace und sprang auf die Füße. „Das ist ein Freund!“

Ich hoffe zumindest, dass er als Freund hier ist. Tatsächlich konnte man sich Ugins augenblicklicher Stimmung nicht gewiss sein, aber Jace würde auf keinen Fall zulassen, dass seine Seite irgendwelche Feindseligkeiten anzettelte.

Andere nahmen Jaces Ruf auf. Armbrüste wurden gesenkt und sich entzündende Feuerbälle wieder gelöscht, als Ugin tief über das Tal hinwegflog – geradewegs auf Jace zu.

Gideon, Chandra und Nissa verstanden. Gideon kam außer Atem angerannt, Nissa schien aus dem umliegenden Dickicht selbst hervorzusprießen und Chandra wuchtete sich ungelenk aus ihrem Stuhl, brach beinahe zusammen und humpelte mit einem verkohlten Knochen als Stütze heran. Alle drei standen neben ihm, als Ugins vierzig Fuß langer Körper vor Jace auf dem vernarbten Boden aufkam und seine Krallen Steinsplitter aufwirbelten.

Was habt ihr getan?“, grollte der Geisterdrache. Eine Hitzewelle wogte über Jace hinweg, als das Feuer in Ugins Innern von seiner Wut angefacht wurde.

Trotz Jaces Einwänden versammelten sich Kämpfer der Zendikari um Ugin. Sie zeigten ob seines zornigen Tons ein deutliches Missfallen und hoben die Schwerter und Piken. Ugin schien sie nicht zu bemerken, was wahrscheinlich eine sehr zutreffende Einschätzung dahingehend erlaubte, wie viel Schaden sie ihm wohl im Ernstfall beibringen konnten.

„Wir haben Zendikar gerettet“, sagte Nissa.

„Was hast du getan?“, fragte Chandra. „In letzter Zeit so, meine ich?“

Jace trat vor.

„Ugin, es war meine Idee. Die anderen tragen nur die Schuld, mir vertraut zu haben. Falls dir missfällt, was wir getan haben, dann mach das bitte mit mir allein aus.“

„Das lässt er mal schön bleiben!“, sagte Gideon.

„Wir alle haben die Titanen getötet“, sagte Nissa. „Wir alle sind dafür verantwortlich.“

„Genau genommen habe ich die Titanen getötet“, sagte Chandra verschwörerisch. „Aber sie haben dabei geholfen.“

„Beleren“, sagte Ugin. „Erkläre dich.“

„Ich habe auf der Grundlage jenes Wissens gehandelt, das ich hatte“, sagte er und versuchte, das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen. So weise und alt und klug Ugin auch sein mochte, so war er noch immer ein Drache – mit der Größe und dem Temperament eines Drachen. Und den Zähnen. „Wir haben uns gemeinsam bemüht, Ulamog einzusperren, wie wir beide es besprochen hatten, doch wir wurden von einem abtrünnigen Planeswalker unterbrochen, der irgendwelche uralten Rachepläne verfolgte. Ich glaube, du wirst uns vergeben, dass wir das nicht vorhergesehen hatten.“

Nissas Hände schlossen sich fester um ihren Stab. Ob Nixilis war entkommen, und Jace wusste, dass dieser Umstand schwer auf ihr lastete. Das würde also auch zu ihren außerweltlichen Verpflichtungen gehören.

„Das sei euch vergeben“, sagte Ugin. „Sprich weiter.“

„Die andere Überraschung war, dass Kozilek noch immer auf dieser Welt war“, sagte Jace. „Eine Tatsache, die dir entweder unbekannt war oder die du mir vorenthalten hattest. Bei allem Respekt: Ich finde keines dieser beiden Szenarien sonderlich beruhigend.“

„Dadurch, dass das Polyedernetzwerk so zerrüttet war, war meine Fähigkeit, die Bewegungen der Titanen zu verfolgen, stark beschnitten“, sagte Ugin.

„Der dritte könnte also überall sein?“, frage Gideon.

„Ich mache das schon, Gideon“, sagte Jace.

„Eure kleine Eskapade hat diese Welt wie eine Glocke läuten lassen“, sagte Ugin. „Ich konnte mithilfe der ... Echos ... eine gründliche Suche vornehmen. Emrakul ist fort, und das schon seit einer geraumen Weile.“

Jace war sich unschlüssig, ob er erleichtert oder entsetzt sein sollte.

„Ungeachtet dessen hat uns Kozilek unvorbereitet erwischt“, sagte er. „Wir mussten uns um zwei Titanen kümmern, hatten keine Zeit zur Vorbereitung und keine Ahnung, wie lange sie auf Zendikar bleiben würden. Du selbst sagtest, dass sie nicht entkommen durften.“

„Ihr hattet keinen Grund zu der Annahme, dass sie diese Welt sofort verlassen würden“, sagte Ugin. „Ihr hättet versuchen sollen, sie wieder festzusetzen.“

„Ganz im Gegenteil“, sagte Jace. „Ich hatte Grund zu der Annahme, dass die Verteidiger Zendikars voreilig handeln und sie vertreiben würden – trotz meiner Bemühungen, sie davon abzubringen. Letztendlich versuchte eine unserer Verbündeten sogar, genau das zu tun. Wir hatten keine Zeit, eine weitere Falle aus Polyedern zu bauen. Doch wir haben eine Animistin unter uns, die in der Lage ist, die Leylinien Zendikars direkt zu formen. Ohne die Polyeder. So gesehen –“

„Ja, ja“, sagte Ugin. „Es ergibt alles Sinn. Ihr konntet sie mithilfe der Glyphe festhalten, doch ohne die Polyeder, die ihnen Kraft rauben und den Leylinien die richtige Form vorgeben konnten, war eure einzige Möglichkeit, sie entweder gehen zu lassen oder sie vollständig auf die stoffliche Ebene zu ziehen und sie dort zu zerstören.“

Jace blinzelte.

„Du meintest, das wäre nicht möglich.“

„Ich meinte, das wäre dir nicht möglich“, sagte Ugin. „Und du hast mich glauben lassen, du würdest es gar nicht erst versuchen. Erspare mir also bitte irgendwelche scheinheiligen Ausführungen.“

„Warte“, sagte Nissa. „Du wusstest, dass die Titanen getötet werden können? Wusstest du das schon, als du sie hier eingekerkert hast?“

Ugin setzte sich auf die Hinterbeine und ragte über ihnen auf wie ein Schulmeister.

„Ihr habt zwei lebendige Wesen getötet, die älter als die Welten waren“, sagte er. „Ohne um ihren Zweck, ihre Rolle oder den Einfluss ihres Daseins oder ihres Endes zu wissen – ihr habt diese ganze Welt aufs Spiel gesetzt und noch viel mehr, um sie zu töten. Weil ihr es konntet.“

In der folgenden Stille war es nur Chandra, die sprach: „Da hast du verdammt recht.“

Ugin ließ sich zurück auf alle viere fallen und stieß etwas aus, was wie ein Seufzer klang.

„Es gibt keine Kraft im Multiversum, die gefährlicher oder unberechenbarer ist als Planeswalker“, sagte er und schüttelte das gehörnte Haupt.

„Was geschieht nun?“, fragte Jace.

„Das ist unmöglich zu sagen“, antwortete Ugin. „Meines Wissens nach hat niemand je zuvor einen Titanen der Eldrazi getötet. Ich habe Theorien darüber, worum es sich bei den Eldrazi handelt und was nun geschehen wird, da zwei von ihnen tot sind. Die vollen Konsequenzen werden wohl erst spürbar werden, wenn einige oder alle von euch längst tot sind. Daher dürft ihr das also wohl als einen Sieg betrachten, wenn ihr wollt. Ich für meinen Teil werde ihre Überreste studieren und mich auf die Zukunft vorbereiten.“

Jaces Freunde gaben angewiderte Laute von sich.

„Lass mich mit dir zusammenarbeiten“, sagte Jace. „Erzähle mir deine Theorien über die Eldrazi. Gemeinsam –“

„Du, Jace Beleren“, sagte Ugin, „hast dich als ausgesprochen unzuverlässiger und überheblicher Partner erwiesen. Falls du noch immer darauf bestehst, mir helfen zu wollen, dann tust du das am besten dadurch, dass du von hier fortgehst. Und zwar auf der Stelle.“

„Was ist mit deinen alten Verbündeten?“, fragte Jace ungläubig. „Was ist mit Bolas?“

„Ich werde dich nicht davon abhalten, diese Angelegenheiten zu untersuchen“, sagte Ugin. „Obwohl ich dich dringlich bitte, dabei zu bedenken, dass Sorin Markov und Nicol Bolas weitaus weniger nachsichtig angesichts Einmischungen deinerseits sein werden.“

Ugin machte eine Geste mit einer Hand, die die Zendikari um ihn herum und das Tal mit dem, was von den Titanen noch übrig war, einschloss.

„Sag deinen Leuten, dass sie sich nicht in meine Arbeit einzumischen haben. Wenn ich einen Teil eines der Kadaver haben will, dann werde ich ihn auch bekommen. Wenn ich will, dass etwas dort bleibt, wo es ist, dann bleibt es auch dort.“

Chandra stellte sich zwischen Ugin und jenen Teil von Ulamogs Schädel, den sie als Sitzmöbel verwendet hatte.

„Das wirst du mit ihnen ausmachen müssen“, sagte Gideon.

„Ich bezweifle, dass dies dein Wunsch ist“, sagte Ugin und stieß schnaubend eine Wolke sengender Hitze aus. „Lebt wohl, Titanentöter. Mögen wir uns unter harmonischeren Umständen wiedersehen – oder gar nicht. Mir wäre beides recht.“

Damit erhob sich der gewaltige Drache in die Luft und kreiste höher und höher über der erst kürzlich geleerten Halimar-Senke, bis er verschwunden war.

„Das ist ja toll gelaufen“, sagte Chandra.

Jace vergrub das Gesicht in den Händen.

Auf einen Wink von Gideon hin wandten sich Chandra, Nissa und die anderen Zendikari langsam um, um wieder ihrem vorigen Treiben nachzugehen. Dann ließ Gideon sich in Jaces Nähe auf einem Felsen nieder.

Jace blickte erst zu ihm herunter und setzte sich danach neben ihn.

„Es scheint, unsere Schwierigkeiten sind noch nicht vorüber“, sagte Gideon. Im Sitzen war er nur ein klein wenig größer als Jace.

„Das ist wahr“, sagte Jace.

Er hatte Gideon von dem Drachenplaneswalker Nicol Bolas berichtet, der augenscheinlich das Entkommen der Titanen eingefädelt hatte. Von Sorin Markov und der Lithomagierin Nahiri, die vor langer Zeit geholfen hatten, die Eldrazi einzusperren, und von denen Ugin zu glauben schien, dass sie irgendwo noch am Leben waren.

„Ich weiß, dass wir hier noch nicht fertig sind“, sagte Jace. „Aber –“

„Diese Eide, die wir geschworen haben“, sagte Gideon. „Sie gleichen sich nicht, weil wir uns nicht gleichen.“

Das war Jace nicht entgangen. Es war möglich, dass ein Eid vier unterschiedliche Geschöpfe band – bis „Gerechtigkeit und Frieden“ und „zum Wohle des Multiversums“ irgendwann nicht mehr zusammenpassten. Doch darum konnten sie sich kümmern, sobald die Zeit dafür gekommen war.

„Ich muss hierbleiben, bis ich überzeugt bin, dass die Menschen hier sicher sind“, sagte Gideon. „Ich schätze, Nissa wird bleiben, bis sie sich sicher ist, dass das Leben hier tatsächlich weitergeht. Chandra ... Nun, ich kann kaum für sie sprechen.“ Er lachte auf.

„Doch zu guter Letzt müssen wir wissen, welches die nächste Bedrohung ist“, sagte er. „Anstatt nur hinter der letzten herzuräumen.“

„Ja!“, sagte Jace. „Du weißt um den Wert des Beschaffens von Informationen.“

„Selbstverständlich“, sagte Gideon. „Was sollte deiner Meinung nach unser wichtigstes Ziel sein?“

„Bolas ist grässlich“, sagte Jace und schüttelte den Kopf. „Ich würde ihm lieber nicht direkt begegnen wollen, ehe ich nicht sehr viel mehr darüber weiß, was eigentlich vor sich geht. Und wir haben keine Möglichkeit, den dritten Titanen aufzuspüren oder auch nur abzuschätzen, wo er gerade sein könnte. Also bleiben nur Ugins Verbündete Sorin und Nahiri. Ich gehe nach Innistrad und suche Sorin. Ich bin nicht sicher, ob er eine größere Hilfe sein wird als Ugin, aber eine kleinere kann er ja wohl kaum sein.“

Gideon nickte bedächtig.

„Ich vertraue deinem Urteil“, sagte er und blickte Jace in die Augen. „Wann bist zu bereit zur Abreise?“

„Noch heute“, sagte Jace. „Ich brauche Vorräte und noch einige Informationen über Sorin, und dann bin ich bereit.“

„Gut“, sagte Gideon. „Wir werden hier sein.“

Er stand auf – ohne den Klaps auf die Schulter, den er üblicherweise verteilte, nachdem er Leuten Anweisungen gegeben hatte – und ging davon.

Nachdem er Leuten Anweisungen gegeben hatte ...Jace hatte nicht das Gefühl, herumkommandiert worden zu sein. Hatte er gerade –

Da brat mir doch einer einen Storch, dachte Jace. Es klappte auch bei ihm.


Die Dunkelheit machte es Nissa schwerer, sich eine angemessene Ablenkung einfallen zu lassen. Es war ihr gelungen, dem Gewicht in ihrer Tasche so lange keine Beachtung zu schenken, wie die Sonne noch am Himmel stand. Den ganzen Tag über hatte sie Zendikari mit erwärmten Decken versorgt, Gideon auf einer seiner vielen Runden um das Gelände herum begleitet und Geschirr an einem Wasserfall in der Nähe gespült – und dann war da noch die willkommene, wenn auch beunruhigende Unterbrechung durch den Geisterdrachen gewesen. Sie hatte seit dem Aufwachen nicht ein einziges Mal still stehen müssen. Doch nun hatte die Nacht die meisten Bewohner des Himmelsfelsens in den Schlaf gezwungen, der Fluss natürlicher Betriebsamkeit war versiegt und der stete, tröstliche Strom an Geräuschen durch Stille ersetzt worden. Es war nicht die Stille der Nächte Zendikars, an die sich Nissa aus ihrer Jugend erinnerte. Zu jener Zeit war die Nacht nur im Vergleich zum Tag ruhig gewesen. Die Geräusche der Elfen ihrer Siedlung verstummten zwar für einen Großteil der Nacht, doch dies schien nur dem Zweck zu dienen, den Geräuschen jener Kreaturen Platz zu machen, die gerade erst erwachten. Auf dieser Welt jedoch – dem Zendikar aus der Zeit nach den Titanen – gab es keine Kreaturen mehr, die gerade erst erwachen konnten. Stattdessen gab es nur hoch aufgehäufte, fahle Verderbnis. Es gab keine Bäume, durch deren Zweige der Wind pfeifen konnte. An ihrer Statt gab es nur leere Stellen. Löcher, die mit sich wiederholenden, unnatürlichen Mustern gefüllt waren, die ölig auf jeder Oberfläche schimmerten. Auf diesem Zendikar war die Stille der Nacht weitaus umfassender. Und es war diese Stille, die in Nissas Ohren dröhnte, als sie endlich innehielt.

Es war das erste Mal, dass sie an der Glyphe war, seit sie diese in den Boden gebrannt hatte. Die anderen hatten sie vor ihr aufgesucht. Sie hatte gesehen, wie Jace sie studiert und wie Gideon sie gedankenverloren abgelaufen und ihre Formen mit seinen Schritten nachgezogen hatte. Viele der Zendikari waren ebenfalls hierhergekommen und hatten kleine Gegenstände an ihren Rändern niedergelegt, nachdem sie die Schuhe ausgezogen hatten, ehe sie das sanft leuchtende Gras betraten. Und auch die Seele Zendikars war hier. Das konnte Nissa spüren. Sie war hier und hatte den ganzen Tag auf sie gewartet. Sie musste nur danach greifen. Doch das tat sie nicht. Noch nicht.

Stattdessen begab sie sich, sorgsam darauf achtend, nicht auf die Linien der Glyphe zu treten, zum Mittelpunkt des Zeichens. Als sie in dem leeren Dreieck stand, rollte sie sich die Ärmel hoch. Eine Anspannung löste sich aus ihren Schultern, als sie sich auf das Land kniete, auf allen Seiten von dem warmen, grünen Leuchten umgeben. Es war an der Zeit. Nissa begann zu graben.


Als sie fertig war, befanden sich dort vier Löcher. Eines für jeden der Samen, die der Vampir ihr dem Empfinden nach vor Jahren ausgehändigt hatte. Nissa hatte die Löcher sorgfältig angelegt und die Größe jeder Pflanze eingerechnet. Der Jaddi-Baum würde am meisten Platz zum Wachsen brauchen. Sein Blätterdach würde sich eines Tages über die gesamte Glyphe oder gar noch breiter spannen. Es würde in seiner Jugend müden Wanderern kühlen Schatten spenden, und eines Tages mochten seine ausladenden Zweige vielleicht sogar die Heimstatt eines Elfenstamms sein. Oder, fügte Nissa hinzu, vielleicht eines Stamms aus Zendikari: Elfen, Kor, Goblins und Menschen alle gemeinsam. Sie könnten in dem Jaddi leben und die Früchte des Kolya-Hains essen – denn einen solchen Hain würde es sicherlich geben. Der Kolya-Samen würde sich von der Kraft des Manas hier in der Glyphe nähren – er wäre der erste Keimling, der hier aus dem Boden sprießen würde. Der schlanke Stamm des Baumes würde zur Sonne hin wachsen und seine Blüten sich bald in weiche, würzige Früchte verwandeln und die Bewohner Zendikars ernähren. Und die gefährliche Schönheit der roten Mangrove würde den Rest der belebten Welt samt aller Einheimischen in Schach halten. Und dann war da noch der Blutdorn. Nissas Atem stockte ein wenig. Der Blutdorn von Bala Ged. Eine Pflanze aus ihrer Heimat. Vielleicht die Letzte ihrer Art. Wie viele andere hatte sie in ihrer Jugend einfach nur als selbstverständlich angesehen? Nun war nur noch diese eine übrig. Diese eine würde die Aufgabe haben, all das andere Leben, das sich hier in ihren verzweigten Ranken niederlassen würde, zu beschützen, genau wie andere ihrer Art viele Jahre lang den Joraga Schutz geboten hatten.

Nissa konnte vor sich sehen, wie dieser neue Wald Gestalt annahm, selbst jetzt, da sie nur das Beutelchen mit Samen in der Hand hielt. Eines Tages würde dieser Samen alles sein, wovon sie geträumt hatte. Eines Tages wäre er weit und ausladend. Eines Tages stünde er in sattem Grün und wäre erfüllt von Macht. Eines Tages würde er von harten Dornen beschützt werden. Doch wer würde ihn bis dahin beschützen? Wer würde Zendikar auf seinem Weg von dem, was es jetzt war, hin zu dem, was es eines Tages sein würde, behüten?

„Ich weiß, dass es dir schwerfallen wird, fortzugehen.“ Chandras Stimme erschreckte Nissa. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie sie nicht hatte näherkommen hören. Das war seltsam. Nissa ließ sich für gewöhnlich nicht so leicht überraschen. Noch seltsamer war, dass Chandras Worte die tiefsten Ebenen von Nissas Bewusstsein berührt hatten – und damit auch jenes Gefühl, das zwar vorhanden, aber nicht willens war, sich vollständig zu manifestieren. Chandra war Pyromagierin, keine Telepathin.

Nissa sah auf und traf Chandras Blick. Ihre Augen waren große, bernsteinfarbene Seen der Aufrichtigkeit, und in diesem Moment glaubte Nissa, dass sie ihr geradewegs bis auf den Grund ihrer Seele schauen konnten. Sie war es nicht gewöhnt, dass andere ihre Art, die Dinge wahrzunehmen, begreifen konnten, geschweige denn verstanden, was sie fühlte. Chandra hatte beides binnen weniger Wimpernschläge geschafft. Vielleicht antwortete Nissa deshalb so aufrichtig. „Ich weiß nicht, ob ich fortgehen kann.“ Als die Worte heraus waren, hielt Nissa den Atem an.

Doch Chandra setzte nicht sofort zu einer Erwiderung an. Stattdessen ließ sie sich neben Nissa zu Boden gleiten. Sie saßen dort, inmitten der Löcher, die Nissa gegraben, aber noch nicht gefüllt hatte, umgeben von den schimmernden Linien der Glyphe, Linien, die nur aufgrund dessen existierten, was Chandra getan hatte. Wäre die mächtige Pyromagierin nicht gewesen, sinnierte Nissa, wäre nicht nur die Glyphe nicht hier, sondern ebenso wenig das Land, in das sie eingebrannt war. Chandra war in dem Augenblick vorgetreten, als Nissa glaubte, dass die Welt auseinanderbrechen würde. Chandra hatte eine Verbindung zu Nissa gesucht, und Nissa hatte sich noch nie einem anderen Wesen so nahe gefühlt – nicht einmal der Seele Zendikars. Sie hatten ihre Kräfte zu etwas verflochten, was stark genug gewesen war, die Titanen der Eldrazi zu vernichten. Doch es war knapp gewesen. Sie beiden waren, nachdem sie die Tat vollbracht hatten, unsäglich geschwächt gewesen. Chandra konnte nicht gehen und Nissa hatte es zumindest eine Zeit lang nicht geschafft, ihre Glieder dazu zu bringen, nicht mehr zu zittern. Doch nun waren sie hier. Auf dem Weg der Besserung. Genau wie Zendikar. Für die Welt war dieser Weg jedoch wesentlich länger als für Chandra und Nissa. Vielleicht würde Chandra das verstehen. Nissa blickte die Pyromagierin an, die noch immer kein Wort gesprochen hatte. „Sie ist im Augenblick äußerst zerbrechlich“, begann Nissa einen Erklärungsversuch. „Sie war so kurz davor, auseinanderzubrechen. So vieles kann noch immer schiefgehen. Es drohen so viele Gefahren. Was auch immer als Nächstes geschieht, wird sie formen und ihr helfen, sie zu dem werden zu lassen, was sie werden soll.“

„Ich schätze, das wird überwältigend.“ Chandra lächelte und ließ sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in das Kissen aus zartem Wachstum fallen.

„Ich möchte das nicht verpassen“, sagte Nissa, überrascht von sich selbst, dies laut zugegeben zu haben. „Ich möchte hier sein, wenn es so weit ist.“

„Das kann ich verstehen“, sagte Chandra.

„Und“, fügte Nissa hinzu, weil sie einfach nicht anders konnte, „ich möchte nicht nur zusehen. Ich möchte Wache halten. Jemand sollte hier sein. Um sie zu beschützen. Um ihr zu helfen. Das kann ich tun. Das sollte ich tun.“

Sie saßen schweigend da. Nissa ließ die Finger an den Falten des Beutelchens mit den Samen entlangstreichen. Sie dachte an jenen Tag, an dem sie sie das erste Mal in der Hand gehalten hatte, an das Gewicht, das so viel größer schien als das vier kleiner Samen. An die Verantwortung. Und an die Angst, dass sie versagen würde. Doch sie hatte nicht versagt Zumindest noch nicht. Es gab jedoch noch mehr zu tun. Oder etwa nicht? Nissa brach das Schweigen, das sich über sie und Chandra gelegt hatte. „Wenn ich hier auf Zendikar bleibe –“

„Du musst tun, was du tun musst“, sagte Chandra. „Ich werde dir keinen Vorwurf daraus machen.“

Nissa räusperte sich. „Was ist mit den anderen? Glaubst du, sie werden es verstehen?“

„Gideon und Jace?“, fragte Chandra. „Sicherlich. Sie würden dich nie zwingen, fortzugehen.“

Nissa atmete aus. Das war gut. Sie war besorgt gewesen. Jeder von ihnen hatte einen Eid geleistet.

„Sie haben mich auch nicht gezwungen, Regatha zu verlassen“, sagte Chandra. „Aber am Ende habe ich mich dennoch entschieden, hierherzukommen.“

Nissa blickte Chandra an. Sie konnte sich nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn Chandra nicht auf Zendikar gewesen wäre. Sie wollte es sich nicht ausmalen. „Ich bin froh, dass du gekommen bist. Danke.“

„Beinahe wäre ich nicht gekommen. Ich hatte eine Menge Schüler dort, weißt du? Ich war Vorsteherin der gesamten Schule. Äbtissin.“

Nissa hob beeindruckt die Augenbrauen.

„Ich weiß. Es klingt verrückt, mir Verantwortung zu übertragen.“

„Das finde ich nicht“, sagte Nissa. „Seit ich dich das erste Mal traf, wusste ich, dass du eine natürliche Verbindung zu einem sehr großen Maß an Macht hast.“

Chandra lächelte. „Und genau deshalb ging ich fort.“ Sie stützte sich auf die Ellenbogen. „Ich hätte bleiben und die Schüler lehren können, gute Pyromagier zu sein. Ich hätte das sicher auch gut gemacht. Immerhin wüssten sie dann alle, wie man einen wirklich tollen, sich selbst aufrechterhaltenden Feuerwirbel auslöst.“

Nissa lachte, und dann wurde ihr klar, dass Lachen etwas war, was sie seit langer Zeit nicht getan hatte. Sie mochte, wie Chandras Art sie so leicht zum Lächeln und Lachen bringen konnte.

„Doch Mutter Luti und die anderen werden sie auch gut ausbilden“, sagte Chandra. „Sie alle werden Pyromagier werden. Vielleicht werden ihre Wirbel nicht so beeindruckend sein, wie ich es ihnen hätte zeigen können, aber sie werden sich schon machen. Es gab noch etwas anderes, was ich tun musste. Etwas, was Mutter Luti und die anderen nicht tun konnten. Etwas, was niemand anders tun konnte. Und das war, hierherzukommen. Ich glaube, das ist es, worauf Gideon hinauswill, wenn er all diese Dinge darüber sagt, dass wir Funken und Macht haben und was das alles bedeutet. Verstehst du?“

Nissa wusste genau, was Chandra meinte: die Rede, die Gideon gehalten hatte, als sie aus der Höhle von Ob Nixilis gekommen waren und die Welt am Rande des Abgrunds taumeln sehen hatten. Nissa erinnerte sich an Gideons Worte: „Wir müssen uns der Sache verpflichten – nicht nur, die Eldrazi von Zendikar zu vertreiben, sondern uns gemeinsam allem entgegenzustellen, was das Multiversum bedroht. Niemand sonst kann das. Diese Aufgabe fällt uns zu – aufgrund unserer Macht. Aufgrund unserer Funken.“

„Niemand sonst kann das“, sagte Chandra und ließ es ein weiteres Mal so erscheinen, als könnte sie Nissas Gedanken lesen. „Doch du kannst es. Wir können es. Gemeinsam. Und außerdem“, fügte sie schelmisch hinzu, „willst du doch sicher auch wissen, wie lange Jace noch diese Klapse auf die Schultern von Gideon aushält, bevor er ausrastet, oder?“

Nissa lachte erneut. Sie wollte sie sehen ... Gideon und Jace. Nicht notwendigerweise Jaces Ausrasten, aber wäre das nicht ... witzig? Ja, das wäre es, entschied sie. Mit Chandra, Jace und Gideon wären die Dinge interessant, aller Voraussicht nach stets aufregend und manchmal wohl auch witzig. Sie erkannte, dass eine Trennung von den drei Planeswalkern ebenso schmerzhaft sein würde wie die Trennung von Zendikar. Diese Erkenntnis überraschte sie. Es war lange her gewesen, dass Nissa eine enge Verbindung mit etwas anderem als der Seele der Welt eingegangen war. Doch sie konnte nicht leugnen, dass sie nun noch drei weitere Bande spürte. Neue, aber starke Bande. Da waren noch drei Seelen, die auf sie als Einzelne zählten, und Millionen weitere, die auf sie vier gemeinsam zählten.

„Ich fange mal an, ein paar Sachen fürs Frühstück aufzuwärmen“, sagte Chandra und stand auf. Nissa war gar nicht bewusst gewesen, dass die Sonne bereits aufging, während sie hier in der Glyphe saßen. „Soll ich dir etwas bringen?“

„Nein." Nissa atmete die Morgenluft Zendikars ein. Sie wollte selbst dabei sein. „Ich komme sofort nach.“

„Alles klar“, sagte Chandra und ging. „Bis gleich.“

„Chandra“, rief Nissa. Chandra drehte sich um. „Danke.“

Chandra lächelte und zuckte die Schultern. „Warte nicht zu lange. Sonst hat Gideon alles aufgegessen.“

Nissa würde nicht warten. Sie würde nicht warten, bis die Welt genesen war. Sie würde mit oder ohne sie wachsen und gesunden. Und es gab andere, die hier sein konnten. Sie dachte an Tazri, an Munda, an Seble und an Kiora.

Sie faltete die oberste Seidenschicht des Beutels auf und brachte die vier Samen zum Vorschein. Einen nach dem anderen pflanzte sie sie in die Löcher, die sie gegraben hatte Dabei flüsterte sie ihnen ihre Träume von jenem Wald zu, zu dem sie einst heranwachsen würden. Sie erzählte ihnen von der Welt, von der sie stammten, wie Zendikar gewesen war und was es alles durchlitten hatte. Und dann erzählte sie ihnen von der Pyromagierin, dem Telepathen und dem furchtlosen Anführer, die gekommen waren, sie zu retten und diese Welt zu einem sicheren Ort gemacht hatten, auf dem sie wachsen konnten.

Mit einem letzten Atemzug drückte Nissa die Hand flach auf den Boden und griff in das Land hinein. Eines musste sie noch tun. Sie streichelte sanft über die Seele Zendikars. Sie bat sie, auf die Samen achtzugeben. Doch ehe sie ihr antworten, sie an sich klammern, sie umhüllen und festhalten konnte, zog sie die Hand und mit ihr ihre eigene Seele zurück. „Wir werden uns wiedersehen“, sagte sie. „Das verspreche ich.“ Dann stand sie auf und ging fort von jener Welt, die sie gekannt hatte, und hin zu der, die auf sie wartete.


Auf halbem Weg zum Kochfeuer wurde Nissa von einem gehetzten, ungeduldigen Bewusstsein eingeholt. Nissa! Ich muss mit dir sprechen. Der Telepath schlenderte in ihr Blickfeld und versuchte, seinen Gedankengang einzuholen. Du musst mir alles sagen, was du über Sorin Markov weißt.

Nissas Herz wurde leicht. Ja, sinnierte sie, das war es, was sie nun tun sollten. Es fühlte sich richtig an. Sie blickte Jace lächelnd in die Augen. Ich glaube, es ist einfacher, wenn ich es dir zeige. Ohne jedes Zögern sprang Jace in ihr Bewusstsein.


Eid der Wächter-Storyarchiv

Planeswalker-Profil: Gideon Jura

Planeswalker-Profil: Jace Beleren

Planeswalker-Profil: Chandra Nalaar

Planeswalker-Profil: Nissa Revane

Planeswalker-Profil: Ugin

Weltenbeschreibung: Zendikar